Atelier Le Balto

Atelier Le Balto (Eigenschreibweise atelier le balto) ist ein französisch-deutsches Büro für Landschaftsarchitektur und Gartenkunst mit Véronique Faucheur, Marc Pouzol, Nil Lachkareff, Lilith Unverzagt in Berlin sowie Marc Vatinel in Le Havre.

Planungsbüro

Das Büro für Landschaftsplanung und Gartenkunst wurde im Jahr 2001 gegründet.

Mitglieder

  • Marc Pouzol (* 1966 in Bourg-la-Reine), Landschaftsarchitekt DPLG, lebt seit 1994 in Berlin. Er ist Mitbegründer von Atelier Le Balto. Pouzol absolvierte 1984 bis 1987 eine Gartenbaulehre (BT Jardinier) an der École du Breuil, Ville de Paris. Er war 1987 bis 1989 Teilnehmer des 2-jähriges Programms an der École d’Architecture des Beaux-Arts de Paris La Seine und ist Absolvent der École nationale supérieure du paysage de Versailles (ENSP). Sein Diplom machte er 1994 bei Michel Corajoud und Christophe Girot. Er lehrte an der ENSP Versailles. Pouzol war als Gastprofessor 2006 an der Universität Montréal (UDM), 2007 an der Universität Moskau (Academia) und 2009 am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart.
  • Véronique Faucheur (* 1963 in Oran) gehört seit 2002 zu Atelier Le Balto. Sie machte 1981 ihr Abitur in Nancy und 1985 einen Abschluss in Sozialpsychologie. Anschließend von 1985 bis 1987 absolvierte sie eine Tanzausbildung in Besançon und Paris und arbeitete dort von 1987 bis 1993 als Tänzerin und Choreographin. Sie ist Stadtplanerin und seit 1991 Absolventin des Institut Français d’Urbanisme, IFU Paris-8. Weiter machte sie ein Aufbaustudium in Geschichte und zeitgenössischem Umgang mit historischen Gärten und Landschaften am CEAA Jardins et paysages historiques (ENSP) in Versailles mit Abschluss 1992. Bis 2002 war sie selbstständig. Mit Atelier Le Balto hat sie eine Gastprofessur an der UdK inne.
  • Marc Vatinel (* 1967 in Lille) vertritt das Büro in Le Havre. Er ist Landschaftsarchitekt DPLG. Vatinel machte 1988 bis 1989 eine Ausbildung im Gartenbau an der École du Breuil, Ville de Paris und besuchte 1990 die École d'Architecture de Versailles. Er besuchte die École nationale supérieure du paysage de Versailles (ENSP) von 1990 bis 1994. Danach war er bis 1998 selbständiger Mitarbeiter im Büro Ruellan/Vatinel, Paris. 1998 gründete er das Atelier Pré Carré in Le Havre und arbeitete seit 2001 mit Atelier Le Balto zusammen
  • Laurent Dugua, (* 1967), Architekt, Mitbegründer des Atelier Le Balto, verließ das Büro im Jahr 2004.
  • Nil Lachkareff (* 1977), gehört seit 2007 zum Büro in Berlin.
  • Lilith Unverzagt (* 1992) studierte Architektur an der Universität der Künste (UdK) und gehört seit ihrem Abschluss zum Büro Le Balto. Seit 2023 ist sie Wissenschaftlich Mitarbeiterin an der UdK.

Projekte (Beispiele)

Bekanntheit erlangten sie durch Gartenprojekte, die im Zusammenhang mit Kunstinstitutionen oder als Teil von Ausstellungen entstanden sind. Dazu gehören die temporären Gärten im Innenhof des Ausstellungshauses Kunst-Werke in Berlin (verschiedene Gestaltungen ab 2001), der Jardin Sauvage am Palais de Tokyo in Paris (ab 2001), die Gartengestaltungen des FRAC Lorraine (2009), der Garten der Villa Romana in Florenz (2009) und zum Gartenfestival „Lausanne-Jardins“ (2009).

Jardin Sauvage, Palais de Tokyo, Paris

Der Jardin Sauvage wurde auf einer Brache in einem tiefen Graben am Palais de Tokyo angelegt. Es handelt sich um eines der ersten Projekte der Gruppe. Im Gegensatz zu den über alle Jahreszeiten immergrünen Parkanlagen in Paris gestaltete Atelier Le Balto einen Garten, in dem die Vegetation im Winter verschwindet und im Frühjahr und Sommer üppig wieder vortritt. Bei der Komposition wurde mit der Textur von Pflanzen gestaltet: raue, sperrige, schräge Teile befanden sich neben Zartem und Geordnetem. Die vom Gärtner kontrolliert wachsenden Pflanzen und Bäume erschiene exotisch, obwohl sie lange in Paris einheimisch waren. Ein Steg leitete das Publikum durch die kultivierte und nicht kultivierte Vegetation. Dieser Garten bestand bis 2010.

KW Institute for Contemporary Art, Berlin

Die Verantwortlichen der Berliner Kunst-Werke wurden im Vorfeld der 2. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst und der gleichzeitig stattfindenden Bundesgartenschau 2001 in Potsdam auf die Arbeit von Atelier Le Balto aufmerksam. Das Team bespielte im Folgenden den Hinterhof der Kunstinstitution der Auguststrasse 69. In den Jahren danach wurden die Garteninstallationen immer wieder grundlegend verändert.

Garten des Brücke-Museums Berlin

Der Garten des Brücke-Museums wurde durch gärtnerische Interventionen revitalisiert. Im Februar 2019 wurden Pflanzen reduziert und umgesetzt. Im Frühsommer 2020 sowie im November 2020 fanden neue Pflanzungen statt. Im Eingangsbereich gliedern Wege, eingefasst durch Bretter, die Fläche und machen sie für das Publikum erlebbar. Holzbänke aus ganzen Stämmen laden zum Verweilen ein. Die weißen Wände des Gebäudes von Architekt Werner Düttmann wirken wie eine Leinwand für die Bäume und ihre Schatten. Durch die Fenster des Museums ergeben sich Blickbeziehungen zum Atrium mit seinen Pflanzenstrukturen. Vor einer Nische des Hauses liegt ein Pflanzenteppich, der u. a. mit Riesen-Rhabarber gestaltet wurde und den Blick zum bestehenden Kiefern- und Birkenwald öffnet. Baumschnittgut wurde als Teppich ausgelegt und ist (Stand 2025) bereits weitgehend im Garten aufgegangen. Ein Pfad durch den Wald umschließt das Gebäude. Auch dort blieben Fällungen als Baumscheiben im Gelände.

Gestaltung

Für Atelier Le Balto ist ein Garten ein Ort ständiger Veränderung. Die einzelnen Elemente eines Gartens wie Bäume, Schatten, Böden, Materialien und Konstruktionen sind in immerwährender Entwicklung. Die Projektskizzen und Fotografien halten nur einen kurzen Moment fest, der nie gleichartig wiederkehrt. Die Gartengestaltung ist nicht nur abhängig vom Entwurf und von der Realisierung, bei der die Mitglieder des Büros selbst Hand anlegen, sondern auch von der Art und dem Umfang der Pflege. Die Orte verschmelzen mit ihrer Umgebung zu einer zusammenhängenden Landschaft.

Ihre Arbeit ist geprägt von der engen Beziehung zwischen dem Wachstum der Pflanzen, menschlicher Bewegung und der zumeist städtischen Umgebung. Atelier Le Balto entwirft und arbeitet mit sich entwickelnden Orten der Begegnung und des Austauschs. Ihre Projekte werden aus dem Bestand heraus entwickelt. Pflanzen und Materialien bleiben zum Teil erhalten und neu eingesetzt oder umgeformt sowie ergänzt. Sie verwandeln den Ort und bereichern ihn. Sie arbeiten mit einer Mischung aus Pflanzen, die vorrangig auf Brachen wachsen, und Kulturpflanzen. Als Kontrast zu Pionierpflanzen, Götterbäumen, Essigbäumen, Kanadischen Goldruten oder Sommerflieder (Buddleja incana) verwenden sie beispielsweise Pflanzen, die man sonst nicht in öffentlichen Parks findet, wie Japanischen Zierhopfen, Feuerbohnen, Prunkwinden (Ipomoea squamosa), Riesen-Rhabarber und Sorten von Vogelknöterich.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2010 atelier le balto: Les pieds sur terre, Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen
  • 2010 Der Garten als Ausdrucksform, Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig
  • 2010 Le Jardin Sauvage / bois de biais, Kunstlerhaus Salzburg
  • 2013 Steirischer Herbst, Festivalzentrum Graz
  • 2020 Gegenwarten | Presences, Kunst Stadt Chemnitz, Kunstsammlungen Chemnitz
  • 2024 Hier und jetzt im Museum Ludwig. Und gestern und morgen, Museum Ludwig, Köln
  • 2025 Respiration, Kunstgewerbemuseum Berlin

Preise (Auswahl)

  • 2022 Kunstpreis Berlin der Sektion Baukunst der Akademie der Künste
  • 2025 Deutscher Städtebaupreis für BOB-Campus in Wuppertal

Projekte (Auswahl)

  • 2001/2002–2010 Le jardin sauvage, Palais de Tokyo, Paris
  • 2005 «woistdergarten?», Kette von Gartengestaltungen in Berlin
  • ab 2008 Park der Villa Romana in Florenz
  • ab 2010 LUFO Park, Aachen
  • 2011–2025 Le Bois de biais et sa folie, Jardins de Métis
  • 2013 Garten der Diaspora, Berlin (mit Daniel Libeskind, in der ehemaligen Blumengroßmarkthalle)
  • 2014 Gartenparade, Berlinische Galerie
  • 2016 Passage, Kunst-Werke, Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst
  • 2016/2022 Kunstpause, Emscherkunst, Dortmund
  • 2017 IGA Berlin
  • 2019/2020 Brücke Museum Berlin
  • 2020 Wengerter Häuschen mit Pflückgärten, Kernen im Remstal
  • 2019–2021 Jüdischer Garten in den Gärten der Welt in Berlin (mit Manfred Pernice, Wilfried Kuehn)
  • ab 2022 Museums Insel Hombroich, Neus
  • 2022 Insektarium in Montreal, Kanada (mit Kuehn Malvezzi Architekten)
  • 2016–2023 Jubileumspark in Göteborg, Schweden (mit MARELD-Landscape-Architects)
  • 2023 Baumschule Kulturforum, Berlin
  • 2023 Nachbarschaftspark am Bob-Campus in Wuppertal-Oberbarmen (mit Fecke-Bauer Landschaftsarchitekten)
  • 2025 Licht und Schatten, Berlinische Galerie

Literatur

  • Jean-Luc Brisson, Véronique Faucheu: Le jardin sauvage = The wild garden = Der Wildgarten, Palais de Tokyo, Paris, 2001, ISBN 2-84711-007-0
  • Atelier Le Balto: Archipel. L'arte di fare i giardini, Reihe: Oltre i Giardini, Verlag Bollati Boringhieri, 2008, ISBN 978-8-8339-1904-1
  • Brigitte Franzen (Hrsg.): Les pieds sur terre, atelier le balto, Ausstellungskatalog, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Verlag Walther König, Köln 2010.
  • Marc Pouzol: Vom Lustgarten zur Gartenlust / Du jardin de plaisir au plaisir du jardin, Dokumentarische Schriftensammlung Band 7, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung IZKT, Universität Stuttgart, Stuttgart, 2010.
  • Marc Pouzol, Véronique Faucheur, Marc Vatinel, Bérengère Chauffeté: Escales - atelier le balto, Reihe: La Nécessité du paysage, Verlag Editions Parenthèses, Marseille, 2018, ISBN 978-2-86364-411-9
  • Angelika Stepken, Atelier Le Balto (Hrsg.): Non Garden Book Villa Romana, Ausstellungskatalog, Villa Romana, Florenz, 2019, ISBN 978-3-0006-3263-1

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