Auerbachs Keller

Auerbachs Keller ist die bekannteste und zweitälteste Gaststätte Leipzigs, seit dem 16. Jahrhundert ein renommiertes Weinlokal. Weltweite Berühmtheit erlangte Auerbachs Keller durch Goethes Faust, in dem die gleichnamige Szene spielt. Auch Martin Luther soll hier eingekehrt sein.

Geschichte

„Auerbachs Keller“ befindet sich in der Grimmaischen Straße 2–4 im Zentrum Leipzigs, wenige Schritte vom Markt entfernt, unter der Mädler-Passage.

Der Weinausschank wurde schon 1438 erwähnt. Ihren heutigen Namen erhielt die Gaststätte nach dem ehemaligen Erbauer und Eigentümer, dem Leipziger Stadtrat, Arzt und Hochschullehrer Heinrich Stromer, der nach seinem Geburtsort Auerbach in der Oberpfalz nur „Dr. Auerbach“ genannt wurde und 1508 auch als Rektor der Universität wirkte. 1519 kaufte Stromer für 3500 Gulden ein Grundstück, das an die Grimmaische Straße und den Neumarkt grenzte und auf dem er von 1530 bis 1538 Auerbachs Hof erbaute. In dem bereits vorhandenen Keller richtete er ein Weinlokal ein.

Von 1912 bis 1913 wurde „Auerbachs Keller“ im Zuge des Abbruchs der darüberliegenden mittelalterlichen Bebauung und der Errichtung der Mädler-Passage in großen Teilen neu gebaut und erweitert. Dabei wurde das Kernstück, der Große Keller, in dem bis zu 600 Gäste Platz finden, erbaut. Er diente vorher als Weinkeller. Die Eröffnung fand am 22. Februar 1913 statt.

Hierbei entstanden auch die beiden Figurengruppen, das Doppelstandbild Mephisto und Faust und die Gruppe der verzauberten Studenten des Bildhauers Mathieu Molitor am Eingang zum „Auerbachs Keller“. Sie wurden in der 1899 von Traugott Noack (1865–1941) gegründeten Leipziger Bronzebildgießerei Noack gegossen.

Der zweite Bereich des Kellers sind die vier historischen Weinstuben (Fasskeller, Lutherzimmer, Goethezimmer, Alt-Leipzig) und ganz versteckt die Hexenküche.

Es gibt einen althergebrachten Spruch in Zusammenhang mit der Leipziger Messe:

Wer nach Leipzig zur Messe gereist,
Ohne auf Auerbachs Hof zu gehn,
Der schweige still, denn das beweist:
Er hat Leipzig nicht gesehn.

„Auerbachs Keller“ soll nach dem Münchner Hofbräuhaus die zweitbekannteste Gaststätte Deutschlands sein.

Auerbachs Keller (Goethes Faust)

Entstehungshintergrund

Die Szene Auerbachs Keller in Goethes Faust geht auf die um 1525 überlieferte Faustsage zurück, insbesondere auf den sogenannten Fassritt des historischen Magiers Johann Georg Faust:

Doktor Faustus zu dieser Frist
Aus Auerbachs Keller geritten ist.

Goethe lernte die Faustüberlieferung früh durch Puppenspiele kennen. Während seines Studiums in Leipzig von 1765 bis 1768 besuchte er regelmäßig „Auerbachs Keller“. Dort befanden sich zwei um 1625 entstandene Holzgemälde: Dr. Faustus beim Studentengelage und Dr. Faustus auf einem Weinfass reitend. Diese Darstellungen dienten Goethe als unmittelbare Anregung für die spätere Szene.

Literarische Gestaltung

In Faust I zeigt Mephisto im Keller seine Zauberkunst, indem er für die Studenten ein Weinwunder vollführt: Er bohrt vier Löcher in einen Tisch, verschließt sie mit Wachs und lässt beim Herausziehen der Pfropfen für jeden Studenten den gewünschten Wein hervorsprudeln:

Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.

Der sagenhafte Fassritt wird in der Dichtung nur in knapper Anspielung erwähnt:

Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellertüre –
Auf einem Fasse reiten sehn.

Goethe setzte damit seinem Studentenlokal und der Stadt Leipzig ein literarisches Denkmal. Die ironische Brechung liegt darin, dass die Lobpreisung Leipzigs durch den wenig ernstzunehmenden Studenten Frosch erfolgt:

Mein Leipzig lob ich mir!
Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.

Rezeption und Denkmäler

1903 wurde auf dem Naschmarkt, in unmittelbarer Nähe von Auerbachs Keller, ein Goethe-Denkmal errichtet. Seit 2009 finden im Keller Aufführungen der Rockoper Faust von Rudolf Volz statt; bei der Premiere wurde der Fassritt erstmals am historischen Ort nachgestellt.

Die Gewölbe des Großen Kellers sind mit Wandbildern von drei bis vier Metern Breite ausgestattet, die Motive aus Faust I und Faust II darstellen. Das Gemälde Goethes Faust-Inspiration von Volker Pohlenz visualisiert in verdichteter Form, wie Goethe durch die Fassritt-Sage zu seiner Szene angeregt wurde.

Bilder

Literatur

  • P. H. Sillig, H. Schultze: Faust in Leipzig. Kleine Chronik von Auerbachs Keller zu Leipzig nebst historischen Notizen über Auerbachs Hof. Aus alten Chroniken und Urkunden zusammengestellt. Friedrich Voigt Verlag, Leipzig 1854.
    • P. H. Sillig, H. Schultze: Faust in Leipzig: Kleine Chronik von Auerbachs Keller zu Leipzig nebst historischen Notizen über Auerbachs Hof. 2016.
  • P. H. Sillig: Kleine Chronik von Auerbachs Keller zu Leipzig, Nebst Historischen Notizen Über Auerbachs Hof (Classic Reprint). 2018.
  • Fritz Frenzel: Album-Blätter aus Auerbachs-Keller. Ein vollständiger Auszug aller in heiterer Stunde von fröhlichen Zechern im Fremdenbuch niedergeschriebenen Trinksprüche. Verlag von Eugen Peterson, 1887.
  • Ernst Kroker: Doktor Faust und Auerbachs Keller. Die Sage von dem Faßritt. Die Entstehungszeit der beiden alten Bilder in Auerbachs Keller. Mit einem Anhang: Doktor Faust und Luther. 1903.
  • Faust in Leipzig – Kleine Chronik von Auerbachs Keller. Leipziger Verlagsgesellschaft.
  • Paul Daehne: Auerbachs Keller, Auerbachs Hof, Mädlerpassage.
  • Bernd Polauke: Der Auerbachs Keller in Leipzig. Minibuch.
  • Werner Schinko: Goethe Faust – Auerbachs Keller in Leipzig – Holzschnitte. VEB Ostseedruck Rostock, 1976.
  • Auerbachs Keller zu Leipzig. Kunstdruckalbum. Kunstverlag H. C. Schmiedicke, 1992.
  • Bernd Weinkauf: Schatzkammer Auerbachs Keller. Festschrift zum Jubiläum 475 Jahre Weinausschank in Auerbachs Keller. Hrsg. von Ulrich Reinhardt. 2000.
  • Bernd Weinkauf: Gäste in Auerbachs Keller. Sax Verlag, 2015.
  • Hans Ludwig, Bernd Weinkauf: Leipzigs langes Leben.
  • Bernd Weinkauf: Chronik von Auerbachs Keller. Sax Verlag, 2018.

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