Bezirk Lienz

Der Bezirk Lienz [ˈliːɛnt͜s] ist ein politischer Bezirk des österreichischen Bundeslandes Tirol. Er ist der flächenmäßig größte Tiroler Bezirk und deckungsgleich mit dem Landesteil Osttirol. Verwaltungssitz ist die Stadt Lienz.

Bezirk Lienz
Lage im Bundesland Tirol
Basisdaten
Bundesland Tirol
NUTS-III-Region AT-333
Verwaltungssitz Lienz
Fläche 2.020,12 km²
(1. Jänner 2024)
Einwohner 49.011 (1. Jänner 2025)
Bevölkerungsdichte 24 Einw./km²
Kfz-Kennzeichen LZ
Bezirkskennzahl 707
Bezirkshauptmannschaft
Bezirkshauptfrau Bettina Heinricher
Webseite www.tirol.gv.at/bh-lienz
Karte

Geografie

Lage

Der Bezirk Lienz, mit 2.020,12 km² flächenmäßig der größte Bezirk Tirols und fünftgrößte Österreichs, ist durch einen etwa 9,5 km langen Streifen Südtiroler und Salzburger Gebiets (das Ahrntal und das Krimmler Achental) von Nordtirol getrennt und bildet somit eine Exklave des Bundeslands Tirol.

Osttirol grenzt an die Bundesländer Salzburg und Kärnten sowie die italienischen Regionen Trentino-Südtirol und Venetien. Die Haupttäler des Bezirkes sind das Pustertal, das Iseltal, das Defereggental, das Virgental, das Kalser Tal und das Tiroler Gailtal; große Flächen des Bezirkes werden von den Gebirgen der Hohen Tauern und der Karnischen Alpen eingenommen.

Flüsse

Hauptflüsse des Bezirks sind die Drau und die in Lienz in die Drau einmündende Isel. Die wichtigsten Zuflüsse der Isel sind der Tauernbach, der Kalserbach und die Schwarzach, die Drau wird in Osttirol wiederum vom Villgratenbach und Debantbach gespeist. Ein weiterer wichtiger Fluss im Bezirk ist die Gail, die durch das Tilliacher Tal (Gailtal) fließt und letztlich in Villach (Kärnten) ebenfalls in die Drau mündet.

Gebirge

Osttirol hat großen Anteil an den Hohen Tauern, wobei Venedigergruppe, Granatspitzgruppe, Glocknergruppe, Schobergruppe, Goldberggruppe, Rieserfernergruppe, Kreuzeckgruppe und Villgratner Berge ganz oder teilweise auf Osttiroler Gebiet liegen. Im Süden hat Osttirol auch Anteil an den Gailtaler Alpen (Lienzer Dolomiten) und dem Karnischen Hauptkamm. In Osttirol liegen mehr als 150 selbständige Berggipfel mit einer Höhe von wenigstens 3000 Meter über Adria.

Benachbarte Gebiete

Nordtirol  Bezirk Zell am See/Pinzgau (Salzburg)
Bezirksgemeinschaft Pustertal (Südtirol, Italien) Bezirk Spittal an der Drau (Kärnten)
Provinz Belluno ∗∗ (Italien) Bezirk Hermagor (Kärnten)
 
Der zweite Landesteil des Bundeslands Tirol, Nordtirol, grenzt nicht direkt an Osttirol, weil sich das zu Südtirol gehörende Ahrntal und das zu Salzburg gehörende Krimmler Achental dazwischen schieben.
∗∗ 
Talschaft Ampezzo

NUTS-Gliederung: AT333 Osttirol

In der für die amtliche Statistik der EU geführten NUTS-Gliederung ist Osttirol eine der fünf Gruppen von Bezirken (Ebene NUTS:AT-2) in Tirol, trägt den Code AT333 und umfasst den gesamten politischen Bezirk.

Geschichte

Das Land Tirol, ehemalige Grafschaft des Habsburgerreiches, die am Ende des Ersten Weltkrieges zwischen Österreich und Italien geteilt wurde, gliedert sich in vier Teile:

  • Nordtirol und Osttirol (der Bezirk Lienz) gehören gemeinsam als Bundesland Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck nach wie vor zu Österreich,
  • Südtirol (die Autonome Provinz Bozen – Südtirol) mit der Hauptstadt Bozen
  • und das Trentino (Welschtirol, Autonome Provinz Trient) mit der Hauptstadt Trient kamen zu Italien und bilden die italienische Region Trentino-Südtirol.

Heute bilden die vier Landesteile in Österreich und Italien die gemeinsame Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.

Ehemalige Gemeinden des Bezirks Lienz

Im Bezirk Lienz kam es erstmals 1850/52 zu Gemeindezusammenlegungen, als zahlreiche Rotten im Pustertal zur Gemeinde Assling, Untergaimberg und Obergaimberg zur Gemeinde Gaimberg, sowie Stribach und Göriach zur Gemeinde Göriach-Stribach vereinigt wurden.

Einen massiven Einschnitt in die Verwaltungsstruktur des Bezirks Lienz bedeutete das Ende des Ersten Weltkriegs, in dessen Folge Osttirol durch den Friedensvertrag von St. Germain die Gemeinden Innichberg, Innichen, Sexten, Vierschach, Wahlen und Winnebach an Italien abtreten musste. In der Folge wurde der Gerichtsbezirk Sillian aufgelöst und die bei Osttirol verbliebenen Gemeinden dem Gerichtsbezirk Lienz zugeschlagen.

Zur umfangreichsten Änderung der Gemeindestruktur kam es durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten, wobei 1939 zahlreiche Osttiroler Gemeinden zusammengelegt wurden. 40 bisher unabhängige Gemeinden wurden im Zuge dieser Umstrukturierung zu nur noch 15 Gemeinden zusammengelegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde diese Maßnahme teilweise wieder rückgängig gemacht. So erlangten Außervillgraten und Innervillgraten wieder ihre Unabhängigkeit, Schlaiten wurde aus Ainet ausgemeindet und auch Abfaltersbach und Tessenberg erhielten von Strassen wieder ihre Unabhängigkeit. Ebenso wurde Panzendorf aus Sillian ausgemeindet und die Gemeinde Grafendorf wieder aufgelöst, womit die Ortsteile Gaimberg und Thurn wieder ihre Selbständigkeit erlangten. Aus Dölsach wurde wiederum die Gemeinde Iselsberg-Stronach herausgelöst. Ebenso wurden die Gemeinden Amlach und Lavant wieder selbständig, die ab 1939 zu Tristach gehört hatten.

Zur letzten Veränderung kam es 1974, als Tessenberg und Panzendorf zur Gemeinde Heinfels vereinigt wurden.

Gemeindename Anmerkung
Alkus 1939 mit Ainet, Gwabl und Schlaiten zur Gemeinde Ainet vereinigt
Arnbach 1939 mit Sillianberg zu Sillian eingemeindet
Bannberg 1939 nach Assling eingemeindet
Burgfrieden 1939 nach Leisach eingemeindet
Burg-Vergein ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Dörfl ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Glanz 1939 mit Oberdrum und Oberlienz zur Gemeinde Oberlienz vereinigt
Göriach 1852 mit Stribach zur Gemeinde Göriach-Stribach vereinigt, ab 1939 Teil von Dölsach
Göriach-Stribach 1939 mit Görtschach-Gödnach nach Dölsach eingemeindet
Görtschach-Gödnach 1939 mit Göriach-Stribach nach Dölsach eingemeindet
Grafendorf 1939 aus Gaimberg und Thurn gebildet. 1949 wieder aufgelöst
Gwabl 1939 mit Ainet, Alkus und Schlaiten zur Gemeinde Ainet vereinigt
Hollbruck 1939 nach Kartitsch eingemeindet
Innichberg 1919 an Italien abgetreten, heute Teil der Gemeinde Innichen
Innichen 1919 an Italien abgetreten
Iselsberg 1850 mit Stronach zur Gemeinde Iselsberg-Stronach vereinigt
Kosten ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Lengberg 1939 mit Nörsach und Nikolsdorf zur Gemeinde Nikolsdorf vereinigt
Matrei in Osttirol Land 1939 mit Matrei in Osttirol Markt zur Gemeinde Matrei in Osttirol vereinigt
Matrei in Osttirol Markt 1939 mit Matrei in Osttirol Land zur Gemeinde Matrei in Osttirol vereinigt
Nörsach 1939 mit Lengberg und Nikolsdorf zur Gemeinde Nikolsdorf vereinigt
Nußdorf in Osttirol 1969 in Nußdorf-Debant umbenannt
Oberassling ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Oberdrum 1939 mit Glanz und Oberlienz zur Gemeinde Oberlienz vereinigt
Obergaimberg 1850 mit Untergaimberg zur Gemeinde Gaimberg vereinigt
Obernußdorf 1939 mit Unternußdorf zur Gemeinde Nußdorf in Osttirol (ab 1969 Nußdorf-Debant) vereinigt
Panzendorf 1974 mit Tessenberg zu Heinfels vereinigt
Patriasdorf 1939 zu Lienz eingemeindet
Penzendorf ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Schrottendorf ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Sexten 1919 an Italien abgetreten
Sillianberg 1939 mit Arnbach zu Sillian eingemeindet
St. Justina 1850 nach Assling eingemeindet
Stribach 1852 mit Göriach zur Gemeinde Göriach-Stribach vereinigt, ab 1939 Teil von Dölsach
Stronach 1850 mit Iselsberg zur Gemeinde Iselsberg-Stronach vereinigt
Tessenberg 1974 mit Panzendorf zu Heinfels vereinigt
Thal 1850 nach Assling eingemeindet
Unterassling ab 1850 Teil der Gemeinde Assling
Untergaimberg 1850 mit Obergaimberg zur Gemeinde Gaimberg vereinigt
Unternußdorf 1939 mit Obernußdorf zur Gemeinde Nußdorf in Osttirol (ab 1969 Nußdorf-Debant) vereinigt
Vierschach 1919 an Italien abgetreten, heute Teil der Gemeinde Innichen
Villgraten 1939 aus Außervillgraten und Innervillgraten gebildet, 1949 wieder aufgelöst
Wahlen 1919 an Italien abgetreten, heute Teil der Gemeinde Toblach
Winnebach 1919 an Italien abgetreten, heute Teil der Gemeinde Innichen

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Wirtschaft des Bezirks war früher durch die traditionelle Landwirtschaft, v. a. die Milchwirtschaft geprägt, die aber an Bedeutung verloren hat. Heute ist die Region durch den Dienstleistungsbereich geprägt, hier dominieren vor allem Handel und Tourismus.

Bedeutende Industrie- und Gewerbestandorte sind Lienz und Sillian, große Produktionsbetriebe sind in den Bereichen Maschinenbau und Bauwirtschaft zu finden.

Der Bezirk hat einen großen Anteil an Auspendlern, Ziele sind vor allem der Raum Innsbruck, das benachbarte Oberkärnten und das Land Salzburg.

Verkehr

Die kürzeste Straßenverbindung von Nordtirol führt über die Felbertauernstraße B 108 und den Felbertauerntunnel (circa 5,3 km) in den Pinzgau. Vom Verkehrsknotenpunkt Lienz zweigt neben der Felbertauernstraße noch die Drautalstraße B 100 in das Pustertal Richtung Südtirol bzw. in das Drautal Richtung Kärnten ab.

Die Eisenbahnlinie Sillian-Lienz-Oberdrauburg bindet den Bezirk an das Verkehrsnetz. Die öffentliche Verkehrsanbindung von Lienz zur Landeshauptstadt Innsbruck wurde durch tägliche Regionalexpresszüge über Südtiroler Gebiet und den Brenner gewährleistet. Zurzeit verkehrt die Linie 960x (Bus) mehrmals täglich durch das Pustertal zwischen Lienz und Innsbruck. Die Idee der Wiedereinführung der Zugverbindung steht im Raum.

Weiters ist der Bezirk Lienz durch den Flugplatz Lienz-Nikolsdorf für Kleinflugzeuge bis 5700 kg über den Luftweg erreichbar.

Angehörige Gemeinden

Der Bezirk Lienz umfasst 33 Gemeinden, darunter die Stadt Lienz und die Marktgemeinden Matrei in Osttirol, Nußdorf-Debant und Sillian.

Regionen in der Tabelle sind Tiroler Planungsverbände (Stand: Juli 2025)
Gemeinde Lage Ew km² Ew / km² Gerichts­bezirk Region Typ Foto
Abfaltersbach


646 10,28 63 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Ainet


914 40,44 23 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Amlach


528 22,47 23 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Anras


1.210 62,08 19 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Assling


1.730 98,96 17 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Außervillgraten


715 79,10 9 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Dölsach


2.319 24,15 96 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Gaimberg


865 7,28 119 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Heinfels


1.026 14,58 70 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Hopfgarten in Defereggen


661 73,17 9 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

Innervillgraten


905 87,84 10 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Iselsberg-Stronach


612 17,96 34 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Kals am Großglockner


1.111 180,57 6,2 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

Kartitsch


759 58,91 13 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Lavant


347 22,55 15 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Leisach


731 33,29 22 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Lienz


12.107 15,94 760 Lienz 36 - Lienzer Talboden Stadt-
gemeinde

Matrei in Osttirol


4.619 277,75 17 Lienz 34 - Iselregion Markt-
gemeinde

Nikolsdorf


865 33,60 26 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Nußdorf-Debant


3.415 53,44 64 Lienz 36 - Lienzer Talboden Markt-
gemeinde

Oberlienz


1.485 33,82 44 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Obertilliach


669 65,06 10 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Prägraten am Großvenediger


1.134 180,34 6,3 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

St. Jakob in Defereggen


821 186,11 4,4 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

St. Johann im Walde


295 32,82 9 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

St. Veit in Defereggen


616 61,49 10 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

Schlaiten


469 36,62 13 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Sillian


2.028 36,26 56 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Markt-
gemeinde

Strassen


809 17,04 47 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Thurn


646 12,27 53 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Tristach


1.500 18,80 80 Lienz 36 - Lienzer Talboden Gemeinde

Untertilliach


213 36,34 5,9 Lienz 35 - Osttiroler Oberland Gemeinde

Virgen


2.241 88,82 25 Lienz 34 - Iselregion Gemeinde

Bevölkerungsentwicklung

Bezirk Lienz: Einwohnerzahlen von 1869 bis 2025
Jahr  Einwohner
1869
  
26.833
1880
  
27.422
1890
  
26.988
1900
  
26.895
1910
  
29.074
1923
  
28.591
1934
  
31.169
1939
  
33.445
1951
  
37.747
1961
  
41.123
1971
  
45.614
1981
  
47.494
1991
  
48.338
2001
  
50.404
2011
  
49.319
2021
  
48.872
2025
  
49.011
Quelle(n): Statistik Austria, Gebietsstand 1.1.2021

Literatur

  • Johann Holzner, Sandra Unterweger (Hrsg.): Schattenkämpfe. Literatur in Osttirol. StudienVerlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2006, ISBN 3-7065-4199-8.
  • Uwe Ladstädter (Hrsg.): Brachland. Eine Osttirol-Anthologie. Edion Löwenzah, Innsbruck 2000, ISBN 3-7066-2215-7.
  • Katholischer Lehrerverband: Bezirkskunde Osttirol. Edion Löwenzahn, Innsbruck 2001, ISBN 3-7066-2267-X.

Siehe auch

  • Liste der Naturdenkmäler im Bezirk Lienz

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