Bristol [] () ist eine Stadt, eine Unitary Authority sowie eine zeremonielle Grafschaft im Südwesten von England. Mit rund 480.000 Einwohnern ist sie die bevölkerungsreichste Stadt der Region South West England und nach der Hauptstadt London die zweitgrößte Stadt im gesamten Süden des Landes. Bristol liegt am Fluss Avon und grenzt im Norden an die Grafschaften Gloucestershire und im Süden an Somerset. Die Grafschaft liegt im Verwaltungsbezirk (Unitary Authority) West of England, zu dem auch der Großraum Bristol (der elftgrößte Ballungsraum des Vereinigten Königreichs) und nahe gelegene Orte wie Bath gehören.
| Bristol | ||
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| Bristol (von oben) | ||
| Staat: | Vereinigtes Königreich | |
| Koordinaten | 51° 27′ N, 2° 35′ W | |
| OS National Grid | ST5946972550 | |
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| Traditionelle Grafschaft | Gloucestershire, Somerset | |
| Einwohner | 465.866 (Stand: 2020) | |
| Fläche | 110 km² (42,47 mi²) | |
| Bevölkerungsdichte: | 4235 Einw. je km² | |
| Verwaltung | ||
| Postleitzahlenabschnitt | BS | |
| Landesteil | England | |
| Region | South West England | |
| Website: Bristol | ||
Geschichte
Vorgeschichte
In der Nähe des Zusammenflusses der Flüsse Frome und Avon wurden eisenzeitliche Höhenbefestigungen und römische Landsitze (Villa rustica) errichtet. 1155 wurde Bristol durch königliche Urkunde Heinrichs II. als Kaufmannssiedlung legitimiert und erhielt einige Zollfreiheiten. Dennoch war Bristol zwischen Gloucestershire und Somerset aufgeteilt, bis es 1373 eine eigene Grafschaft wurde.
Mittelalter
Die Stadt Brycgstow (Altenglisch, der Ort an der Brücke) existierte bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts und erhielt unter normannischer Herrschaft eine der stärksten Burgen in Südengland. Im 12. Jahrhundert wurde sie eine wichtige Hafenstadt, besonders für den Handel mit Irland. 1247 wurde eine neue Brücke gebaut, und die Stadt weitete sich stark aus. 1373 wurde sie ein eigenständiges County. Bristol entwickelte sich zum Zentrum des Schiffbaus. Vom 13. bis zum 18. Jahrhundert gehörte Bristol nach London zu den drei wichtigsten englischen Städten, was die Steuereinnahmen angeht.
Bis zu seiner Auflösung in England unter Eduard I. nutzte der Templerorden Bristol als Haupthafen für Pilgerfahrten sowie zur Ausfuhr von Wolle auf den Kontinent, vor allem nach La Rochelle in Frankreich. An den nicht unerheblichen Haus- und Grundbesitz der Templer in Bristol erinnern heute noch diverse Flur- und Straßennamen, so auch der Bahnhof Bristol Temple Meads („Templer-Wiesen“).
Im 14. Jahrhundert, kurz vor dem Ausbruch der Pest von 1348, war Bristol nach London und York die drittgrößte Stadt in England mit etwa 15.000 bis 20.000 Einwohnern. Die Seuche verursachte einen langanhaltenden Bevölkerungsrückgang. Im 15. und 16. Jahrhundert blieb die Bevölkerungszahl stabil und betrug zwischen 10.000 und 12.000 Einwohnern.
Neuzeit
1497 war Bristol der Ausgangspunkt von John Cabots Erkundungsreise nach Nordamerika. 1542 erhielt Bristol das Stadtrecht, die Abtei St. Augustine wurde zu einer Kathedrale. Während des Bürgerkriegs von 1643 bis 1645 wurde Bristol von königlichen Truppen besetzt und verwüstet. Mit der Gründung der englischen Kolonien in Amerika im 17. Jahrhundert sowie dem atlantischen Sklavenhandel im 18. Jahrhundert wuchs Bristol wieder.
Das neuzeitliche Bristol war auf dem Sklavenhandel und den Handel mit Rohrzucker aus den Sklaven-Plantagen der Karibik gegründet. Im 19. Jahrhundert wurde behauptet, es gebe keinen Ziegel in der Stadt, der nicht mit dem Blut eines Sklaven geform worden sei. Auf dem Höhepunkt des Sklavenhandels in Bristol, zwischen 1700 und 1807, transportierten mehr als 2.000 Sklavenschiffe schätzungsweise 500.000 Menschen aus Afrika in die Sklaverei nach Amerika.
Der Sklavenhandel in Bristol begann bereits vor dem Ende des 17. Jahrhunderts, weil die Kaufleute der Stadt sich über das Monopol der Royal African Company hinwegsetzen. Sie fälschten zu diesem Zweck Zollerklärungen. 1688 wurde die "Society of Bristol" mit Schwarzen Sklaven und Elfenbein aus Guina in Virginia aufgebracht und die Ladung zugunsten des Königs verkauft. Dasselbe Schicksal widerfuhr im selben Jahr der "Betty" aus Bristol auf Montserrat.
Ab 1760 geriet Bristol gegenüber Liverpool ins Hintertreffen. Der Handelskrieg mit Frankreich (1793), das Verbot des Sklavenhandels (1807) sowie der fehlende Anschluss an moderne Herstellungsverfahren ließen Bristol wirtschaftlich zurückfallen. Der Hafen von Bristol ist seither vom Bristol Harbour im Stadtzentrum an die Mündung des Severn in Avonmouth und das Royal Portbury Dock verlegt worden. Auch der Bau des floating harbour (schwimmender Hafen) zwischen 1804 und 1809 vermochte nichts daran zu ändern. Doch trotz aller schwierigen Umstände verfünffachte sich die Bevölkerungszahl von Bristol während des 18. Jahrhunderts; 1801 lebten 66.000 Menschen in Bristol. 1838 erhielt Bristol durch die von Isambard Kingdom Brunel geplante Great Western Main Line einen Anschluss ans Eisenbahnnetz.
Im Jahr 1799 begründete Thomas Beddoes im Vorort Clifton sein Pneumatisches Institut zur Behandlung von Atemwegs- und Lungenerkrankungen mit bestimmten Gasen.
Bristol wurde während des Zweiten Weltkrieges durch deutsche Luftangriffe schwer verwüstet. Das historische Zentrum beim Schloss wurde vollständig zerstört und ist heute ein Park, in dem zwei ausgebombte Kirchen (St. Peter’s Church, Castle Park und St. Mary le Port Church) als Mahnmale stehen.
1980 kam es im Stadtteil St Paul’s zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen jungen Männern, die meist aus den British West Indies stammten, und Polizisten. Eine Ursache der damals wachsenden Rassenspannungen waren der Niedergang und die Vernachlässigung der vor allem von ethnischen Minderheiten bewohnten Viertel vieler britischer Städte, so auch in Bristol.
Am 7. Juni 2020 wurde im Rahmen der "Black Lives Matter"-Proteste die Statute des Sklavenhändlers und Wohltäters Edward Colston vom Sockel gerissen und im Hafen versenkt. Einige Straßen der Stadt (u. a. Colston Avenue und Colston Street) sind aber immer noch nach dem Sklavenhändler benannt, auch 2025 gab es keine Bestrebungen, sie umzubenennen. Die Colston Society löste sich dagegen 2020 auf.
Wirtschaft und Verwaltung
Die moderne Wirtschaft der Stadt basiert auf der kreativen Medien-, Elektronik- und Luft- und Raumfahrtindustrie; die Docks im Stadtzentrum wurden zu Kulturzentren umgestaltet. Es gibt eine Vielzahl von Kunst- und Sportorganisationen und -stätten, darunter die Royal West of England Academy, das Arnolfini, Ashton Gate und der Memorial Ground. Die Stadt verfügt über zwei Universitäten: die University of Bristol und die University of the West of England (UWE Bristol). Über den Flughafen Bristol ist die Stadt mit der Welt verbunden, über die Fernbahnhöfe Bristol Temple Meads und Bristol Parkway mit dem Rest Großbritanniens, über die M5 von Südwesten nach West Midlands und die M4 von London nach Südwales (die über den Portway und die M32 mit dem Stadtzentrum verbunden sind) mit dem Straßenverkehr.
Im 20. Jahrhundert wurde Bristol ein Zentrum der Luftfahrtindustrie. Die British Aircraft Corporation (heute BAE Systems) war wesentlich an der anglo-französischen Produktion der Concorde sowie dem Senkrechtstarter Harrier beteiligt. Die BAC gründete 1945 eine kleine Autofirma namens Bristol Cars Ltd., die exklusive Sportwagen mit V8-Motoren baute, mittlerweile jedoch insolvent ist. Ein weiteres bedeutendes Unternehmen ist Cameron Balloons, der weltgrößte Hersteller von Heißluftballonen. Bristol ist Heimat des bekannten Animationsfilmstudios Aardman Animations, das mit Produktionen wie der Wallace-&-Gromit-Reihe, Creature Comforts, Chicken Run – Hennen rennen und der TV-Serie Shaun das Schaf Erfolge feierte.
In Bristol befindet sich die Hauptverwaltung der Environment Agency, der obersten Umweltschutzbehörde in England und Wales.
Kunst, Sehenswürdigkeiten und Freizeit
Die Stadt hat in den 1990er Jahren den Bristol Sound hervorgebracht. Jeden Sommer findet die Bristol Balloon Fiesta statt, eine der größten Veranstaltungen für Heißluftballone überhaupt. Zudem ist Bristol Geburtsstadt des Trip-Hop, der vor allem von Künstlern wie Portishead, Tricky, Massive Attack vertreten wird und Nachahmer in aller Welt gefunden hat. Das Animationsstudio Aardman Animations, das unter anderem die Oscar-preisgekrönten Wallace-&-Gromit-Filme produziert ist In Bristol ansässig. Thomas Chatterton und Robert Southey, Schriftsteller der englischen Romantik wurden hier geboren, Samuel Taylor Coleridge lebte in den 1790er Jahren in Bristol. Im Llandoger Trow Pub traf Alexander Selkirk Daniel Defoe und erzählte ihm seine Geschichte. Bristol ist die Geburtsstadt des Schauspielers Cary Grant, des Künstlers Damien Hirst und des Popmusikers Nik Kershaw.
Bristol gilt als eine der schönsten Großstädte Englands, aufgrund der Kombination aus Meeresnähe und hügeliger Landschaft, zum anderen, weil trotz großer Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg (z. B. die Temple Church) viele der alten Gebäude erhalten bzw. wieder aufgebaut wurden. Neben dem Stadtzentrum mit der Waterfront direkt am Hafen, wo z. B. mit dem @t Bristol ein ganzer Komplex aus IMAX-Kino (geschlossen seit dem 31. März 2007), Technik-Museum etc. entstanden ist, ziehen auch die beiden Vororte Clifton und Redland im Nordwesten viele Besucher an, weil hier viele Wohnhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts stehen. Im Stadtteil Redcliffe steht die spätgotische Kirche St Mary Redcliffe, eine der schönsten Englands. Ein bemerkenswertes Bauwerk der 1970er Jahre ist die römisch-katholische Kathedrale von Clifton des Bistums Clifton. Spektakulär ist auch die von Isambard Kingdom Brunel erbaute Clifton Suspension Bridge, eine Hängebrücke, die auf zwei großen steinernen Pfeilern ruht und die Schlucht des Avon in 75 m Höhe überquert.
Das erste eiserne Passagierschiff mit Propellerantrieb, das 1845 in Dienst gestellte Dampfschiff Great Britain wird in ihrem Baudock als Museumsschiff präsentiert. Schiff und Baudock wurden von Isambard Kingdom Brunel entworfen.
Über die Stadt verstreut finden sich einige Werke des Graffiti-Künstlers Banksy, der in Bristol geboren wurde. Die Bahnstation Redland wurde 2009 mit Gemälden im Stil von Banksy versehen, die im viktorianischen Stil gekleidete Menschen mit modernen Accessoires zeigen.
Zwei Fußballclubs, Bristol City und Bristol Rovers, spielen in der Football League Championship bzw. in der Football League One, daneben gibt es mehrere Amateurmannschaften. Der Rugby-Union-Verein Bristol Bears, der Gloucestershire County Cricket Club und der Rugby-League-Verein Bristol Sonics. In der Stadt findet jedes Jahr ein Halbmarathon statt. Bristol war 2001 Austragungsort der Halbmarathon-Weltmeisterschaft. Bristol war einer der Austragungsorte des Cricket World Cup 1983, dem Cricket World Cup 1999, der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1999 dem Cricket World Cup 2019 und der Frauen-Rugby-Union-Weltmeisterschaft 2025. Das Bristol International Kite Festival findet jährlich statt.
Die britischen Fernsehserien Skins – Hautnah und The Outlaws wurden in Bristol gedreht.
Bildung
Bristol hat zwei Universitäten: Die renommierte University of Bristol, gegründet 1909, und die ehemalige Fachhochschule oder Polytechnic, die University of the West of England, die 1992 Universitätsstatus erhielt. Zusammen studieren derzeit fast 40.000 Studenten in Bristol. An der University of Bristol wurde von Kenneth Heaton und S. J. Lewis die Bristol-Stuhlformen-Skala zur Einschätzung der Stuhlkonsistenz entwickelt.
Politik
Stadtrat
Verkehr
Es gibt zwei Hauptbahnhöfe. Bristol Temple Meads liegt südöstlich des Stadtzentrums; hier halten die Züge nach London, in die Midlands und in den Südwesten. Bristol Parkway befindet sich ungefähr fünf Kilometer nördlich im Vorort Stoke Gifford; hier halten die Züge nach Wales. Bristol liegt am Schnittpunkt der Autobahnen M4 (London – Wales) und M5 (Birmingham – Exeter). Bei Lulsgate befindet sich der kleine Bristol International Airport.
In Bristol befindet sich die weltweit einzige Versuchsstrecke für umweltschonende Solar-Straßenbahnen. Die auf einem 800 Meter langen Streckenabschnitt fahrenden Bahnen bestehen aus superleichtem Material und bewegen sich mit Hilfe von Sonnenkraft fort. Die aus einem Wagen mit 76 Plätzen bestehenden Fahrzeuge können durch einen elektrischen Hauptmotor eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde erreichen. Die erste kommerziell betriebene elf Kilometer lange Strecke sollte ab 2007 in der griechischen Hafenstadt Kalamata gebaut werden. Dort war jedoch ein Dieselmotor als Unterstützung vorgesehen.
Dialekt
Bristols Dialekt, Brizzle oder Bristle genannt, ist besonders vom Bristol L gekennzeichnet. Nach jeder Vokalendung wird ein L hinzugefügt, was dazu führte, dass aus dem altenglischen Brycgstow Bristol wurde.
Persönlichkeiten
Partnerstädte
Literatur
- Peter Aughton: Bristol: A People’s History. Carnegie, Lancaster 2000, ISBN 1-85936-067-X.
- Thomas Götz: Stadt und Sound. Das Beispiel Bristol (= Berliner ethnographische Studien. Band 11). Lit, Berlin/Münster 2006, ISBN 3-8258-9700-1 (Rezension).
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