Calciumfluorid

Calciumfluorid (auch Kalziumfluorid, eigentlich Calciumdifluorid) ist das Calciumsalz der Fluorwasserstoffsäure.

Kristallstruktur
_ Ca2+0 _ F
Kristallsystem

kubisch flächenzentriert (fcc)

Raumgruppe

Fm3m (Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225

Gitterparameter

a = 5,463 Å

Koordinationszahlen

Ca[8], F[4]

Allgemeines
Name Calciumfluorid
Andere Namen
  • Fluorit
  • Flussspat
  • Kalziumfluorid
  • CALCIUM FLUORIDE (INCI)
Verhältnisformel CaF2
Kurzbeschreibung

weißer, geruchloser Feststoff

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7789-75-5
EG-Nummer 232-188-7
ECHA-InfoCard 100.029.262
PubChem 24617
ChemSpider 23019
DrugBank DB15962
Wikidata Q413374
Eigenschaften
Molare Masse 78,08 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

3,18 g·cm−3

Schmelzpunkt

1423 °C

Siedepunkt

2500 °C

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser (15 mg·l−1 bei 18 °C)

Brechungsindex

1,4338

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
MAK

1 mg·m−3

Toxikologische Daten

4250 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Eigenschaften

Calciumfluorid bildet farblose, in Wasser, Alkohol und verdünnten Säuren schwerlösliche Kristalle mit der weitverbreiteten Fluoritstruktur. Natürlich vorkommendes Calciumfluorid heißt Fluorit oder auch Flussspat und ist meist durch Verunreinigungen gelb, grün, blau, braun, beige oder violett gefärbt.

Für Ultraviolett- und Infrarotstrahlung besitzt es eine hohe Durchlässigkeit. Alkalilaugen greifen Calciumfluorid nicht an. Mit Wasserstoff und Sauerstoff erfolgt auch unter Rotglut keine Reaktion.

Calciumfluorid ist ein Standardmineral der Mohsschen Härteskala (Härte 4).

Reaktionen

Calciumfluorid und Schwefelsäure setzen Fluorwasserstoff frei.
Calcium-Kationen und Fluorid-Anionen bilden immer das schwerlösliche Calciumfluorid.

Vorkommen und Gewinnung

Fluorit wird in großen Mengen, mehrere Millionen Tonnen pro Jahr, im Tage- und Tiefbau bergmännisch gewonnen. Da es mit anderen Mineralien wie Baryt (auch Schwerspat, Bariumsulfat BaSO4), Galenit (auch Bleiglanz, PbS) und Quarz (SiO2) vergesellschaftet ist, muss das 30–60 % CaF2 enthaltende Roherz vor einer industriellen Verwertung aufgearbeitet werden. Hierzu wird das geförderte Erz mechanisch zerkleinert und anschließend durch (mehrstufige) Flotation auf bis zu 98 % aufkonzentriert. Als Handelsform unterscheidet man

  • Kristallspat mit mehr als 99 % CaF2
  • Säurespat mit mehr als 97 % CaF2
  • Keramikspat mit mehr als 95 % CaF2
  • Hüttenspat mit mehr als 85 % CaF2
  • Metallspat mit 75–82 % CaF2

Reines Calciumfluorid gewinnt man durch Umsatz von Fluorwasserstoff oder Hexafluorokieselsäure mit Calciumcarbonat, da ausgefälltes Calciumfluorid in Abwesenheit von Calciumcarbonat gelatinöse Konsistenz hat und daher schwer zu reinigen ist.

Verwendung

Calciumfluorid ist neben den Fluoriden aus der Phosphorsäureherstellung der wichtigste Rohstoff zur Fluorherstellung. Entsprechend den oben genannten Flussspatqualitäten wird Calciumfluorid für folgende Anwendungen verwendet:

  • Kristallspat zum Schleifen von Linsen und optischen Gläsern
  • Säurespat für die Herstellung von Fluorwasserstoff
  • Keramikspat für die Herstellung von Glas und Email
  • Hüttenspat als Flussmittel und Schlacke in der Metallurgie

Weitere Anwendungen:

  • Katalysator für die Kalkstickstoffherstellung
  • Wegen ihrer Durchlässigkeit für ultraviolettes und infrarotes Licht werden Einkristalle in der instrumentellen Analytik und bei der Herstellung von elektronischen Schaltkreisen als Linsen verwendet.
  • Wegen seiner optischen Eigenschaften – es weist eine Abbe-Zahl von 96 und einen ungewöhnlichen Verlauf des Brechungsindex auf, ähnlich Glas anomaler Dispersion – wird es manchmal für Linsen in hochwertigen, apochromatischen Objektiven und Fernrohren eingesetzt.
  • Aufgrund der gegenseitigen Kompensation der Änderung des Brechungsindex und der Wärmedehnung sind thermische Linsen nur schwach ausgeprägt. Aus diesem Grund wird Calciumfluorid als Fenster für Laserstrahlen mit hoher Leistungsdichte eingesetzt.

Vorsichtsmaßnahmen

Bei Kontakt mit starken Säuren wird Fluorwasserstoff freigesetzt. Dieser ist außerordentlich giftig und ätzend.

Nachweis

Ätzprobe: CaF2 mit etwas konzentrierter Schwefelsäure in ein Reagenzglas geben. Die Benetzung der Glasoberfläche ändert sich, da Fluorwasserstoffsäure HF entsteht.

Ultradünne Schichten

Nanometerdünne kristalline CaF2-Schichten werden als Barrieren in den Festkörperheterostrukturen, insbesondere in den Resonanztunneldioden (mit CdF2 oder Si als Quantentopf) benutzt. Ferner untersucht man die Möglichkeiten ihrer Verwendung als Gateisolator in den Feldeffekttransistoren, statt üblicher Materialien wie SiO2 und high-k-Oxide.

Solche Schichten werden mittels der Molekularstrahlepitaxie auf dem Silizium gewachsen; gute Qualität wird dabei dank Ähnlichkeit der Gitterkonstanten von Si und CaF2 gewährt.

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