Geburtshaus von Alberich Degen

Das Geburtshaus von Alberich Degen in Zeil am Main ist ein giebelständiges, zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Halbwalm gegenüber dem Marktplatz in der Hauptstraße Nr. 8 gelegen.

In diesem Gebäude wurde 1625 der spätere Abt des Zisterzienserklosters Ebrach geboren, der die Silvanerrebe nach Franken brachte und bis heute als prägende Persönlichkeit des fränkischen Weinbaus gilt. Das Haus war über Jahrhunderte als Gasthof „Zum Schwarzen Adler“ bekannt, diente zeitweise als Posthaltestelle der Thurn‑und‑Taxis’schen Postkutsche und wurde im 19. und 20. Jahrhundert auch als Kaufmannshaus und Tankstelle genutzt. Heute beherbergt es wieder Gaststätten und zählt zu den markanten historischen Bauwerken der Stadt.

Geschichte

Im Jahr 1625 wurde in diesem Fachwerkhaus Alberich Degen geboren, der später als Abt das Zisterzienserkloster Ebrach leitete. Seine Mutter geriet 1628 in den Strudel der damaligen Hexenverfolgungen und wurde als vermeintliche Hexe angeklagt. Trotz dieser belastenden Herkunft stieg Degen zu einer der maßgeblichen Vertreter seines Klosters auf, das er von 1658 bis 1686 führte. Zu seinen bleibenden Verdiensten zählt die Einführung der Silvanerrebe aus Österreich nach Franken, die bis heute das fränkische Weinbaugebiet prägt. Die Stadt Zeil würdigt ihn deshalb als „Festpatron“ des seit 1985 veranstalteten Altstadt‑Weinfestes, das weit über die Region hinaus bekannt ist.

Auch im Dreißigjährigen Krieg spielte das Gebäude eine Rolle: Nach Überlieferung übergaben die Zeiler Stadtväter hier im Gasthof „Zum Schwarzen Adler“ die Stadtschlüssel an den schwedischen Obristen Klaus Hastver. Dessen Truppen hatten zuvor in Königshofen mit dem damals ungewohnten Tabakrauchen Aufsehen erregt, das man zu jener Zeit „Tabaktrinken“ nannte. Hastver fiel 1634 beim Angriff auf Schloss Reichenschwand und fand seine letzte Ruhestätte in der Predigerkirche zu Nürnberg.

Architektur

Außenbau

Eingang in das Gebäude
Gebäudeseite zum Adlergäßchen
Das Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Fachwerk wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder freigelegt

Das giebelständige, zweigeschossige Halbwalmhaus liegt gegenüber dem Marktplatz und an der Ecke zum Adlergäßchen. Über der Eingangstür ist die Jahreszahl 1822 angebracht, die auf einen Umbau des Erdgeschosses verweist. Das Obergeschoss wird in das Jahr 1631 datiert. Das Erdgeschoss ist zur Straße hin massiv und verputzt, während an der Seite im Adlergäßchen teilweise Fachwerk sichtbar ist. Besonders auffällig ist die Giebelseite mit einem wandbreiten Fenstererker, dessen Brüstungsfelder reich mit Zierhölzern versehen sind. Stichgebälk und Erker sind profiliert, wobei Taustabformen dominieren. Die lange Traufseite am Adlergäßchen zeigt dagegen schlichtes Fachwerk mit nur einfachen Profilierungen. Das Fachwerk wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder freigelegt.

Innenbau

Das Innere wurde 1822 und später mehrfach verändert. Heute erschließt ein mittiger Längsflur beide Geschosse und umfasst auch die Treppe. Trotz der Umbauten lassen sich Teile des ursprünglichen Grundrisses erkennen. Im Erdgeschoss sind links vom Flur zwei Räume des Altbestands erhalten: vorne vermutlich die Gaststube, dahinter die Küche. Die rechte Seite und der hintere Hausteil sind schwer zu rekonstruieren; mehrere Unterzüge deuten auf eine Dreiteilung mit Stützenreihe hin. Im Obergeschoss lassen sich drei Querwände und drei Längsunterzüge feststellen. Daraus ergeben sich vier Deckenfelder, von denen drei gleich breit sind. Im vorderen linken Hausteil befand sich vermutlich ein Festsaal von etwa 9,70 Metern Breite, dessen Decke durch ein Hängewerk getragen wurde. Der hintere Hausteil war einfacher gegliedert und diente mit seinen Treppenanlagen wohl als Hausplatz. Am hinteren Ende deutet ein schmaler Querraumstreifen auf einen Laubengang hin, an dem möglicherweise auch der Abort lag.

Dach

Das Dach erhebt sich über drei Ebenen und zeigt eine vielschichtige Zimmermannskonstruktion. Im vorderen Hausteil trägt ein zweisäuliges Hängewerk zusammen mit einem liegenden Stuhl die Lasten, während im hinteren Bereich eine Mischform aus stehendem und liegendem Stuhl eingesetzt ist. Für die Aussteifung sorgen Riegel und lange Kopfbänder, die den Windverband bilden. Im zweiten Dachboden findet sich zudem ein dreireihiger stehender Stuhl, dessen Konstruktion teilweise durch sparrenparallele Fußstreben ergänzt wird.

Keller

Der Keller ist durch eine massive Querwand in zwei Bereiche gegliedert und verläuft nicht exakt unter dem Oberbau, sondern leicht versetzt. Diese Abweichung entspricht der Linie eines älteren Sockels und deutet darauf hin, dass die Anlage auf einen Vorgängerbau zurückgeht. Hinter der Trennwand erhebt sich ein runder Treppenturm mit einer Spindeltreppe. Ihre Stufen sind sorgfältig gearbeitet, zur Mittelachse hin ausgekehlt und mit glatten Unterseiten versehen. Aufgrund ihrer handwerklichen Ausführung wird vermutet, dass diese Treppe bereits im 15. Jahrhundert entstanden ist. Der sogenannte Kellerhals reicht weit in den Hof hinein und bildet heute das Fundament für eine darüberliegende Altane.

Nebengebäude

Zur Hofanlage gehören ein eingeschossiger massiver Stall und eine zweigeschossige Fachwerkscheune. Beide stammen wohl aus dem 19. Jahrhundert, wobei die Scheune im Kern auf das 18. Jahrhundert zurückgeht.

wikipedia, wiki, enzyklopädie, buch, bibliothek, artikel, lesen, kostenlos herunterladen, Informationen über Geburtshaus von Alberich Degen, Was ist Geburtshaus von Alberich Degen? Was bedeutet Geburtshaus von Alberich Degen?