Der Gedenktag der Heiligen ist der Name eines Festes, das in den deutschen evangelischen Kirchen am 1. November gefeiert werden kann. In der römisch-katholischen Kirche hat das Fest den Namen Allerheiligen. Der evangelische Gedenktag wurde 1955 in die Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden der VELKD aufgenommen (nicht jedoch in das unierte Gegenstück, die Agende für die Evangelische Kirche der Union von 1959, und in die Ordnung der Predigttexte der Lutherischen Liturgischen Konferenz von 1958) und in der Ordnung der Lesungen und Predigttexte von 1978, im Evangelischen Gottesdienstbuch von 1999 sowie in der Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder von 2018 beibehalten. In der Schwedischen Kirche wurde es in der Reformationszeit nicht abgeschafft.
Das biblische Votum (Motto des Gottesdienstes) lautet: „Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Epheserbrief 2,19)
Die liturgische Farbe war bis zur Perikopenreform 2018 rot. Seitdem ist sie weiß.
Der Eingangspsalm für diesen Tag ist Ps 150 LUT.
Folgende Bibeltexte sind nach der Perikopenrevision ab Advent 2018 für diesen Gottesdienst vorgesehen:
| Evangelium | Epistel | Lesung aus dem Alten Testament | |
|---|---|---|---|
| Mt 5,1–10 LUT | Offb 7,9–12 LUT | Dan 7,1–3.13–18.27 LUT | |
| … zugleich Predigttext im Lesejahr | III / VI | I / IV | II / V |
| Zum Vergleich die Lesungen am katholischen Hochfest Allerheiligen | Mt 5,1–12a | 1 Joh 3,1–3 EU Offb 7,2–4.9–14 |
Evangelium und Epistel sind (bis auf Details in der Versauswahl) mit denen der Agende von 1955 und der Perikopenordnungen von 1978 und 1999 identisch. Eine Lesung aus dem Alten Testament war vor der Revision von 2018 dagegen nicht vorgesehen.
Dasselbe Evangelium ist auch dem Reformationsfest zugeordnet.
Von den drei Tagesgebeten, die für den Gedenktag der Heiligen in der Agende vorgeschlagen sind, ist das erste die Bearbeitung eines traditionellen katholischen Gebetes (Leonhard Goffiné, Handpostille, 1690).
Die lutherischen Kirchen kennen nach dem Augsburger Bekenntnis, Artikel 21, eine Heiligenverehrung in dem Sinne, dass man ihrer gedenken soll. Der Glaube soll durch dieses Gedenken gestärkt werden, weil an den Heiligen erkennbar werde, wie ihnen Gnade widerfahren und ihnen durch den Glauben geholfen wurde. Zudem könne sich der Glaubende an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen. Abgelehnt wird aber, die Heiligen anzurufen oder sie um Hilfe zu bitten. Anrufung und Bitte um Hilfe gebührt allein dem Dreieinigen Gott. Darum wird die in der römisch-katholischen Kirche verbreitete Weise der Heiligenverehrung von den lutherischen Kirchen abgelehnt.
Der Vergleich der beiden Tagesgebete zeigt die unterschiedlichen Akzentsetzungen des evangelischen Heiligengedenkens und der römisch-katholischen Heiligenverehrung:
| Evangelisch | Römisch-katholisch |
|---|---|
| Heiliger, ewiger Gott, durch die Taufe hast du uns eingefügt in den vielstimmigen Chor deiner Heiligen, die dich rühmen im Himmel und auf der Erde: Ihre Gemeinschaft stärke uns in den Wirren der Welt und wecke in uns die Freude auf den Tag, an dem wir zusammen mit allen Erlösten dich preisen ohne Ende. Dir sei Ehre in Ewigkeit. | Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle auf die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke uns dein Erbarmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus. |
In einigen lutherischen Kirchen, besonders in Skandinavien und Nordamerika, wird der Gedenktag am Sonntag nach dem 1. November gefeiert (All Saints Sunday) und enthält Elemente des deutschen Totensonntags (bzw. des Gedenktags der Entschlafenen), so die namentliche Nennung der im letzten Jahr Verstorbenen. Die liturgische Farbe ist hier weiß.
Literatur
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. C.H.Beck, 2005, ISBN 978-3-406-47585-6, S. 177 f.
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