Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem (altgriechisch Πατριαρχεῖον Ἱεροσολύμων Patriarcheíon Hierosolýmon; arabisch بطريركية الروم الأورثوذكس الاورشليمية, DMG Baṭriyarkiyyat ar-Rūm al-ʾŪrṯūḏuks al-ʾūršalīmiyya ‚Jerusalemitisches Patriarchat der Rum-Orthodoxen‘; hebräisch פַּטְרִיאָרְכִיַּת יְרוּשָׁלַיִם הַיְְוָונִית-אוֹרְתּוֹדוֹכְּסִית Paṭrīʾarchijjat Jərūschalajim haJəwanīt haʾŌrtōdōksīt, deutsch ‚Griechisch-Orthodoxes Patriarchat Jerusalem‘) ist eine orthodoxe autokephale Kirche mit Sitz in Jerusalem und ungefähr 100.000 christlichen Gläubigen (2011) in Jordanien, Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten und auf der ägyptischen Halbinsel Sinai.
Strukturen
Da das Patriarchat keine statistisch verlässlichen Zahlen veröffentlicht, kursieren viel miteinander nicht vereinbare Zahlenangaben. Da das Patriarchat keine Beiträge von Kirchenmitgliedern erhebt, gibt es eventuell auch keine geeignete Grundlage zur Datenerhebung. Für Jordanien wird reklamiert, es gebe 120.000 orthodoxe Christen im Königreich in 29 Parochien (2012), wie Kirchgemeinden in griechischstämmiger Begrifflichkeit bezeichnet werden. Die über 30 israelischen Parochien, traditionell arabische Israelis umfassend, zählen um 50.000 Mitglieder (um 2013) dieser israelischen Volksgruppe, während die seit 1990 einwandernden orthodoxen Christen aus der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten nach verschiedenen Quellen zwischen 30.000 (2016), 70.000 (2006) bis 100.000 Getaufte zählen (2025), wie Oleg Ussenkow (אוֹלֶג אוּסֶנְקוֹב ukrainisch Олег Усенков), der Sprecher ihres eigenen Verbands, reklamiert.
In den seit 1990 vergangenen Jahrzehnten wuchsen sprachlich hebräisch sozialisierte getaufte Nachfahren der Neuisraelis in die Gemeinden hinein, wie letztere selbst sich zunehmend hebraisierter. Sie haben inzwischen eigene Kirchengebäude (wie die Kirche St. Nikolaus (Migdal haʿEmeq)), nutzen einzelne Kirchen arabisch-israelischer Parochien mit (wie die Kirche Mar Ilyas in Haifa) oder Betstätten, die russisch-orthodoxe Kirchenorganisationen ursprünglich für russische Pilger auf Wallfahrt im Heiligen Land errichteten und weiter unterhalten (wie die Apostel-Petrus-Kirche (Tel Aviv-Jaffa)). Für die Gebiete der Palästinensischen Autonomie werden 25.000 Seelen (1990er Jahren) angegeben, in der Regel Palästinenser. Ferner zählt die autonome Kirche vom Berg Sinai mit dem Katharinenkloster noch dazu.
Oberhaupt ist seit 2005 Patriarch Theophilos III. von Jerusalem. Die Viri-Galilaei-Kirche ist der Sitz des Patriarchen. Der Jerusalemer Heilige Synod wählt bei Sedisvakanz den Patriarchen. Seine Mitglieder ergänzen sich durch Kooptation aus der Bruderschaft vom Heiligen Grabe. Eine Mitwirkung an der Kirchenleitung durch Laien und Mitglieder des niederen, nicht-zölibatär lebenden Klerus, der daher nicht Aufnahme in der Bruderschaft findet, ist ausgeschlossen.
Orthodoxe Laien wählen seit 1909 im Diözesangebiet des Patriarchats ihre Kirchgemeindeparlamente (المَجَالِسُ الْمِلِّيَّةُ, DMG al-Maǧālis al-Milliyya ‚Millet-Räte‘; auch Parochialräte genannt), die wiederum aus ihrer Mitte die Kirchenvorstände bestimmen. Die Kirchgemeindeparlamente in den israelischen Metropolien Akkon, Caesareia (Sitz: Haifa), Jaffa (Sitz: Tel Aviv-Jaffa), Lod, Nazareth und Ramla delegieren aus ihrer Mitte zudem ihre Vertreter in die Orthodoxe Konferenz (المُؤْتَمَرُ الْأُرْثُوذُكْسِيّ, DMG al-Muwutamar al-ʾUrṯūḏuksī), die interparochiale höchste Selbstvertretung der christlich-orthodoxen Laien Israels, die für diese beim orthodoxen Patriarchat Jerusalem spricht.
Zwischen den Tagungen der Orthodoxen Konferenzen verficht deren Beschlüsse das Exekutivkomitee der Konferenz (االلَّجْنَةُ التَّنْفِيذِيَّةُ لِلْمُؤْتَمَرِ), dem je ein Mitglied jedes lokalen Milletrats angehört. Die Vertreter auf der Konferenz wählen den Präsidenten und die Mitglieder des Exekutivkomitees. Am 23. Mai 2015 trafen sich die orthodoxen Laienvertreter in Nazareth zur 8. Orthodoxen Konferenz, der Raiq Dschardschoura (رَائِق جَرْجُورَة, DMG Raiq Ǧarǧūra) seit 2011 vorsaß.
Das Patriarchat verwendet den alten Julianischen Kalender. Es nahm nicht am Panorthodoxen Konzil 2016 teil.
Metropolien und Metropoliten
- Heilige Metropolie Bostra: Timotheos (Theodoros) Margaritis (1998–)
- Heilige Metropolie Caesarea und Exarchat Palaestina Prima: Sedisvakanz
- Heilige Metropolie Capitolias: Isychios (Elias) Condogiannis (1991–)
- Heilige Metropolie Eleutheropolis: Sedisvakanz
- Heilige Metropolie Ioppe (Tel Aviv-Jaffa)
- Heilige Metropolie Nazareth und Exarchat von Ganz Galiläa (St. Georg, Nazareth): Kyriakos (Andreas) Georgopetris (1991–)
- Heilige Metropolie Neapolis: Sedisvakanz
- Heilige Metropolie Petra und Exarchat Arabia Petraea: Cornelios (Emmanuel) Rodousakis (2005–)
- Heilige Metropolie Philadelphia: Benediktos (George) Tsekouras (2001–)
- Heilige Metropolie Ptolemais in Phoenicia (St. Georg, Akko): Sedisvakanz
- Heilige Metropolie Scythopolis (Beit Scheʾan): Sedisvakanz
Autonome Kirche
- Kirche vom Berge Sinai
Klerus und Laien durch die Geschichte des Patriarchats
Der jeweilige Griechische Patriarch von Jerusalem war Oberhaupt der christlichen Orthodoxen im Heiligen Land, das schon vor der Entstehung des Christentums zunächst zum Römischen und dann Byzantinischen Reich gehörte. Die Bevölkerung der Levante bildeten seinerzeit einenteils semitische Ureinwohner wie Araber am Übergang zur Wüste, Aramäer (heutige Syrien, Libanon, Nordisrael), Judäer (Galiläa, seit die Römer sie um 135 aus dem eigentlichen Judäa vertrieben hatten), Nabatäer (Araber des Negevs) und andernteils gräkophone Einwohner, teils genuin ethnische Griechen oder solche, deren Vorfahren anderen, vor allem genannten Ethnien entstammten und im Zuge ihrer Hellenisierung sich gräkisiert hatten. Kaiserliche Begünstigung förderte die Ausbreitung des Christentums. Mit Durchsetzung des Christentums als Staatsreligion Ende des 4. Jahrhunderts entwickelte sich die Staatskirche, die die Levante in großräumige kirchliche Jurisdiktionen, Patriarchate, gliederte. Dabei gehen die Patriarchate Antiochien und Jerusalem auf urchristliche Organisisationsstrukturen zurück, die Patriarchate Alexandria und Konstantinopel entstanden auf jüngeren, aber auch frühen Traditionen.
Neben der Staatskirche mit ihrer staatstragenden Doktrin bestanden ältere minder staatsgebundene Kirchengemeinschaften, denen erstere ablehnend, teils gewalttätig entgegentrat. Anhänger anderer Kirchengemeinschaften bezeichneten die Angehörigen der Staatskirche in ihren semitischen Idiomen als Melkiten, abgeleitet von reichsaramäisch ܡܠܟܝܐ Malka, deutsch ‚König‘, also die Königlichen, im Sinne von Anhänger der vom Landesherrn sanktionierten Staatskirche. Mit der Eroberung der Levante durch arabische Muslime in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts gerieten alle Christen in die Defensive, die religiöse Islamisierung und sprachliche Arabisierung griff um sich. Das zunächst als Fremdbezeichnung genutzte Wort Melkiten nutzten diese schließlich selbst, um sich zu bezeichnen, was bis heute blieb, auch für die später entstandenen Abspaltungen, wie die mit Rom unierten katholischen Melkiten. Um sich von diesen wiederum zu unterscheiden, wurden im Arabischen neben Melkiten die Eigenbezeichnung Rum-Orthodoxe üblich. Dabei rührt Rum zwar vom Wort Rom her, nicht aber im Sinne der dort ansässigen katholischen Kirche, sondern als Inbegriff der Reichsidee wie zuletzt im Byzantinischen Reich und seiner Staatskirche verkörpert. Die sprachliche Arabisierung der levantinischen Christen schritt voran, das schloss auch den Klerus ein, doch Liturgiesprache blieb das Griechische.
Seit Eroberung Jerusalems 1099 durch west- und mitteleuropäische römische Katholiken, hatte der griechische Patriarch seinen Sitz nicht in Jerusalem, sondern beim später so genannten Ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel. Auch nach der arabischen Eroberung Jerusalems 1187 hielten sich die Patriarchen wegen des Niedergangs der Stadt oft andernorts auf. Nachdem durch die Eroberung von Konstantinopel (1453) dieses unter dem Namen Istanbul Hauptstadt des Osmanischen Reichs geworden war, lebten die Patriarchen von Jerusalem vielfach beim Ökumenischen Patriarchen der Kapitale. Dort hatten osmanische Untertanen griechischer Ethnizität sich seit dem 16. Jahrhundert den exklusiven Zugriff auf die Besetzung des höheren, zölibatär lebenden Klerus des Patriarchats Jerusalem gesichert.
Die Besetzung des höheren Klerus des Patriarchats Jerusalem mit osmanischen levantinischen Untertanen meist semitischer Ethnizitäten (Aramäer, Araber) oder arabisierter griechischer Ethnizität, die jedoch religiös gebildet sämtlich gräkophon waren, endete als Patriarch Dorotheos II. (griechisch Δωρόθεος Β΄, arabisch عَطَا اللَّه, DMG ʿAṭallah) 1537 starb. Als nächster Patriarch wurde Germanos I. (griechisch Γερμανός Α΄, arabisch جَرْمَانُوس, DMG Ǧarmānūs) gewählt, ein osmanischer Untertan griechischer Ethnizität, der des Arabischen mächtig war, das er im osmanischen Ägypten erlernt hatte. Der vorwiegend ethnisch griechischen christlich orthodoxen Entourage in Istanbul gelang es, die mit dem Patriarchat Jerusalem verbundenen Pfründen an sich zu ziehen. Im Patriarchat Antiochien gab es eine ähnliche Entwicklung, die sich 1899 umkehrte. Während seines 42-jährigen Patriarchats besetzte Germanos I. Sedisvakanzen des höheren Klerus allein mit osmanischen Untertanen griechischer Ethnizität.
Ebenso bereitete er seine Nachfolge vor, die dann 1579 der junge Patriarch Sophronius IV. (griechisch Σωφρόνιος Δ΄, صُفْرُونِيُوس, DMG Ṣufrūniyūs), ein osmanischer Untertan griechischer Ethnizität, antrat, was levantinischer Klerus ablehnte, aber nicht hindern konnten. Im Jahre 1669 verfügte Patriarch Dositheos II. von Jerusalem in Istanbul die Bruderschaft vom Heiligen Grabe, das Gremium, aus dem die zur Wahl des Patriarchen Berechtigten sich rekrutieren, stehe nurmehr allein osmanischen Untertanen griechischer Ethnizität offen, was mit Entfremdung zwischen levantinischem, arabisiertem Kirchenvolk einenteils und häufig abwesendem, ethnisch griechischem Patriarchen und übrigem zölibatär lebendem höheren Klerus andernteils einherging.
Mit Kyrillos II. nahm 1845 erstmals der Griechische Patriarch wieder seinen Sitz in Jerusalem, worauf 1847 auch der Vatikan den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem von Rom in die Heilige Stadt versetzte. Neben oft eher unregelmäßig einkommenden Beiträgen der Gläubigen, bestanden die Haupteinkünfte zum Unterhalt von Patriarch und höherem Klerus aus Erträgen städtischer Immobilien und ländlicher Agrarflächen in alleiniger Verfügungsgewalt des Patriarchats. Mit dieser materiellen Ausstattung waren Patriarchat und höherer Klerus wenig angewiesen auf Akzeptanz und Spendenfreudigkeit seitens orthodoxer Laien. Zugleich war das griechische Patriarchat bestens aufgestellt, denn westlich christliche Kirchen und ihre mildtätigen Organisationen überboten einander im Wettbewerb der Almösenökonomie, um unter einheimischen Juden und Melkiten Proselyten zu machen (Osmanisches Gesetz bedrohte die Konversion eines Muslims mit dessen Tötung), die entsprechend Grund in Jerusalem und an anderen christlichen Stätten erwarben, um reichlich Krankenhäuser, Schulen und Studienzentren, Pilgerhospize etc. zu errichten. Dies steigerte die Landpreise, woran das Patriarchat als größter einzelner Grundeigentümer und -verkäufer im Heiligen Land wesentlich partizipierte.
Russisches Bemühen um eine Einflussnahme des Petersburger Heiligsten regierenden Synods auf rum-orthodoxe Christen im Patriarchat Jerusalem, das Patriarch Kyrillos II. wohlwollend gewähren ließ, empfand der ethnisch griechische Klerus als doppelte Bedrohung, Schwinden des Einflusses Athens, das Hauptstadt des seit 1822 vom Osmanischen Reich unabhängig gewordenen Königreichs Griechenland war, zu Gunsten Sankt Petersburgs, Sitz des Zaren von Russland, und Verlust des exklusiven griechischen Zugriffs auf den höheren Klerus durch Aufwertung ethnisch arabischer christlicher Orthodoxer. Entsprechend fand sich in der Bruderschaft vom Heiligen Grabe eine Mehrheit, die 1872 Kyrillos II. absetzte. Ethnisch arabische Vertreter aus dem Kirchenvolk protestierten bei der Hohen Pforte dagegen, doch ohne Erfolg. Die Hohe Pforte erließ 1875 unter Sultan Abdülaziz (1830–1876; reg. ab 1861) ein Gesetz zur Regelung der Angelegenheiten des Griechischen Patriarchats Jerusalem und ließ den exklusiven Zugriff ethnischer Griechen auf den höheren Klerus unangetastet.
Unter Patriarch Hierotheos (Amtszeit 1875–1882) wurde das Patriarchatsgesetz (قانون البطريركية الرومية الْأُرْشليمية) um einen neuen Artikel ergänzt, der einen Obersten Rat (arabisch نَظَّارَة عَلِيَّا, DMG Naẓẓāra ʿAliyyā) unter Vorsitz des Patriarchen schuf. Der Rat bestand einenteils je zur Hälfte aus Angehörigen des Klerus, der höhere griechischer wie der niedere arabischer Ethnizität und anderenteils aus ethnisch arabisierten Laien. Auch eröffnete der folgende Patriarch Nikodemos I. osmanischen Untertanen arabischer Ethnizität die Laufbahn zu höheren geistlichen Weihen, indem er ihnen den bislang verwehrten Eintritt in orthodoxe Mönchsorden gewährte. Wieder sah die Bruderschaft vom Heiligen Grabe die Machtposition ethnisch griechischer Geistlicher in Gefahr und setzte Patriarch Nikodemos I. 1890 nach nur sieben Jahren im Amt mit Verweis auf mangelnde Abgrenzung von russischen Einflussnahmen ab und wählte 1891 Gerasimos I. zum neuen Patriarchen, dem wegen frühen Todes schon 1896 Damianos I. folgte. Damit waren Oberster Rat und die Öffnung des höheren Klerus für osmanische Untertanen arabischer Ethnizität wieder vom Tisch. Dagegen begann im griechisch-orthodoxen Patriarchat Antiochien die Arabisierung der Kirche 1899 mit der Wahl des ethnisch arabischen Patriarchen Meletios II. Seither rekrutiert der dortige Klerus sich fast nur aus arabischen orthodoxen Christen.
Die Zweite osmanische Verfassungsperiode ab 1908 ermöglichte, in allen Teilen des Reiches die Bildung von Vertretungsorganen der im staatlichen Millet-System anerkannten, wie zugleich staatlich kontrollierten religiösen Bekenntnisgemeinschaften, die sich oft zugleich als kulturell-nationale Gruppen betrachteten und sich entsprechend benannten. Im Zuge dieses Emanzipationsprozesses der Laien bildeten die Gläubigen, einerlei ob ethnisch griechisch oder ethnisch arabisch (in vielen Hafenorten der Levante lebten neben arabischen auch gräkophone Laien), Vertretungsorgane und so entstanden 1908 verfasste Parochien (griechisch für Kirchgemeinde) in allen Teilen des Reichs. Ethnisch arabische orthodoxe Christen fügten den offiziellen Namen ihrer Parochien die Bezeichnung National hinzu als Ausdruck der arabischen ethnischen Selbstbestimmung gegen die als Universalkirche eingekleidete faktisch aber ethnisch griechische Hierarchie in den rum-orthodoxen Kirchen.
In levantinischen Teilen des Osmanischen Reichs, nämlich im Mutesarriflik Jerusalem (mittleres und südwestliches heutiges Israel, südliches Westjordanland), osmanischen Libanon (heutiger Libanon und nördliches Israel) und osmanischen Syrien (südöstliches heutiges Israel, heutiges Jordanien, nördliches Westjordanland, heutiges Syrien) gründeten christliche orthodoxe Araber die Laienorganisation Nationale Orthodoxe Vereinigung (arabisch الْجَمْعِيَّةُ الْأُرْثُوذُكْسِيَّةُ الْوَطَنِيَّةُ, DMG Al-Ǧamʿiyya al-ʾUrṯūḏuksiyya al-Waṭaniyya), damit brüskierten sie ethnisch griechische Orthodoxe, die überall in den Häfenstädten der Levante bis hinunter nach Alexandria wohnten und gleichberechtigte Parochianen waren, aber in der Minderheit, anders als in Kleinasien und Istanbul, wo sie bis zu ihrer Beseitigung in den 1920ern in den osmanischen christlichen orthodoxen Parochien die Mehrheit bildeten.
Doch die Hierarchie im Patriarchat Jerusalem reagierte auf die Reformen abwehrend, worauf ethnisch arabische christliche Orthodoxe 1908 tätlich wurden und die Gebäude des Jerusalemer Patriarchats besetzten. Der Aufruhr breitete sich auf alle vorwiegend arabisch bewohnten Regionen aus und 1909 besetzten orthodoxe arabische Christen sämtliche Klöster ethnisch griechischer Mönchsorden. Besetzer und andere Aktivisten lieferten sich gewaltsame Zusammenstöße mit osmanischen Sicherheitsorganen, wobei in Jerusalem vier junge orthodoxe christliche Arabern zu Tode kamen. Die Hohe Pforte verbannte darauf viele Führer der Nationalen Orthodoxen Vereinigung aus dem Mutesarriflik Jerusalem nach Beirut (osmanischer Libanon) mit Residenzpflicht dort. Schließlich trat der von Patriarch Damianos I. zugesagte Gemischte Rat aus Laien und Klerus 1910 ins Leben und fasste dann drei Jahre lang Beschlüsse, von denen keiner umgesetzt wurde, da Damianos I. alles blockierte.
Der osmanische Versuch im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte das bis 1882 osmanische Chedivat Ägypten dem britischen Einfluss wieder zu entreißen, endete schließlich mit der Niederlage und Auflösung des Osmanischen Reiches. Die Mächte der gegnerischen Triple Entente Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland und Dritte Französische Republik gliederten gemäß ihren gemeinsamen Plänen (Sykes-Picot-Abkommen von 1916) die Levante neu, dabei erhielt ersteres die Besatzungszone osmanischen Territoriums namens Occupied Enemy Territory Administration South (OETA South), das südliche Teile des osmanischen Libanons, das Mutesarriflik Jerusalem und südwestliche Teile des osmanischen Syriens umfasste.
Nach Inkrafttreten des Friedens von Versailles 1920 wandelten die Briten die OETA South in ein zivil verwaltetes Gebiet um, das sie westlich christlicher Tradition folgend Palästina nannten, was sowohl in Benennung wie territorialem Zuschnitt kein Pendant in 400-jähriger osmanischer Herrschaft hatte. Die Parochien suchten schon unter britischer Militärregierung um ihre Anerkennung als Rechtssubjekte nach und erhielten sie. Das Government of Palestine, die neue zivile Regierung des Gebiets, fasste das Gesetz betreffs des Griechischen Patriarchats Jerusalem 1921 neu, wobei der Gemischte Rat als Beteiligungsgremium für Laien an der Kirchenleitung wieder fortfiel. Der Völkerbund legalisierte die von den Entente-Mächten geschaffenen territorialen Fakten und erteilte den Briten 1922 das Völkerbundsmandat für Palästina, womit dieser Terminus als Landesname dort amtlich wurde.
Mit wesentlicher Unterstützung durch die Nationale Orthodoxe Millet in Haifa, so die Eigenbzeichnung der orthodoxen Parochie dort, trafen sich 1923 Vertreter der arabischsprachigen orthodoxen Christenheit aus allen Teilen des Diözesangebiets des Patriarchats zur 1. Orthodoxen Arabischen Konferenz in Haifa (المُؤْتَمَرُ الْعَرَبِيُّ الْأُرْثُوذُكْسِيُّ الأوَّلُ – حَيْفَا Al-Muwutamar al-ʿArabī al-ʾUrṯūḏuksī al-ʾAwwal – Haifā), die die «Arabisierung» des Patriarchats Jerusalem und seines Klerus forderte, also die Verdrängung ethnisch griechischen Klerus aus der Kirchenleitung. Die Konferenz wählte sich ein Exekutivkomitee und Iskandar Kassab zu dessen Präsidenten. Die Konferenz forderte als Leitungsorgane für das Patriarchat und seine Metropolien die Einrichtung Gemischter Räte besetzt mit einem Drittel Klerikern und zwei Dritteln Laien, die künftig Priesterweihen zu genehmigen hätten und die Kirche nach außen vertreten würden.
Zudem sollten orthodoxe Schulen eröffnen und allen männlichen Kirchenmitgliedern offenstehende Priesterseminare. Priester, denen Kenntnisse des Arabischen abgehen, wollte die Konferenz entlassen. Das Patriarchat drückte der Orthodoxen Millet in Haifa seine Missbilligung für die Hilfe bei Ausrichtung der Konferenz aus. Das Griechische Patriarchat bewahrte im gleichen Jahr die Einheit seines Diözesangebietes beiderseits des Jordans auch, als die Briten das Mandatsgebiet Palästina zerlegten und dessen östlich des Flusses gelegene Gebiete 1923 abtrennten, um gemäß ihrer in der Hussein-McMahon-Korrespondenz 1915/1916 erteilte Zusage eines arabischen Staates (Transjordanien) zu erfüllen.
Angesichts des dauernden Streits zwischen Patriarchat und Heiligem Synod einenteils und andernteils der ethnisch arabischen Laienbewegung setzte der britische Hochkommissar für Palästina und Transjordanien 1925 die Bertram-Young Commission zur Untersuchung der Angelegenheit ein, benannt und unter Leitung Anton Bertrams, ehemals oberster Richter Ceylons, sowie seines Assistenten John W.A. Young. Doch deren Votum für eine verstärkte Partizipation der Laien setzte das Government of Palestine nicht um, da die Laienbewegung sich stark in arabischem Nationalismus erging, der das Ende britischer Fremdherrschaft anstrebte.
Mit dem Tode Patriarch Damianos I. 1931 gewannen die Dinge wieder Momentum, der 2. Arabisch-Orthodoxe Kongress – Jaffa erhob am 28. Oktober 1931 seine Forderungen, was die Neuwahl des Patriarchen Timotheos I. Themeles nach neuem Patriarchats-Gesetz Nr. 26/1935 hinauszögerte, wieder ohne Laienbeteiligung. Der Patriarch versöhnte sich mit arabischen Laien und sie bildeten einen gemeinsamen Ausschuss, um eine gütliche Lösung zu finden, doch das Government of Palestine blieb skeptisch und anerkannte die Wahl erst 1939. In der Zwischenzeit hatten sich auch christlich orthodoxe arabische Nationalisten gewalttätig am Großen Arabischen Aufstand (1936–1939), seinerzeit größte Erhebung gegen eine britische Kolonialverwaltung, beteiligt.
Palästina erlebte einen bemerkenswerten Aufschwung und Bevölkerungszuwachs in der Mandatszeit, weshalb arabische Palästinenser allerorten neue Moscheen und Kirchen errichteten, jüdische Palästinenser ihrerseits neue Gemeinden und Synagogen. Mehrere arabische Orte wuchsen zu Städten und Großstädten (Haifa, Jaffa, Jerusalem) heran. Insbesondere die neuen Viertel Jerusalems entstanden auf Gelände, das das Patriarchat als lokal allgewärtiger Grundeigentümer veräußerte. Der wirtschaftliche Aufschwung spiegelte sich in Stiftungen zu Geld gekommener Gemeindeglieder an die jeweiligen gesetzlich geschützten Stiftungsfonds, Waqf genannt. In Reaktion auf das reformierte Patriarchatsgesetz von 1941 der Mandatsregierung trat 1944 der 3. arabisch-orthodoxe Kongress – Jerusalem zusammen, jedoch wieder ohne auf staatliche bzw. kirchliche Bereitschaft zu Änderungen zu stoßen.
Die Lage blieb unverändert bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als antibritische Gewaltakte der palästinensischen Volksgruppen (nichtjüdische arabische und jüdische Palästinenser) wie auch untereinander wieder aufflammten. Die UNO, an die Großbritannien, der Gewalt im Lande überdrüssig, seinen Mandatsauftrag zurückgab, sah angesichts dieser Gewalt in der Ein-Staat-Lösung keine Chance, die Mandatsbestimmungen einer sicheren jüdischen Heimstatt und einer arabischen Unabhängigkeit zu erfüllen und schlug per Mehrheitsbeschluss im November 1947 einen Plan vor, das Mandatsgebiet im Mai 1948 zu teilen und die Folgestaaten in die Unabhängigkeit zu entlassen.
Die arabisch-palästinensische Seite lehnte die vorgeschlagene Aufteilung Palästinas weithin ab, darin unterstützt von arabischen Nachbarstaaten. Statt eine eigene, vom UN-Plan abweichende Aufteilung mit der jüdischen Seite zu vereinbaren, setzte die arabische Seite allein auf ihr Waffenglück, sollte der jüdische Staat tatsächlich ins Leben gerufen werden. Den so selbst angekündigten Krieg um Israels Unabhängigkeit beendeten Verhandlungsdelegationen der arabischen Kriegsparteien schließlich auch wieder in den Waffenstillstandsabkommen von 1949, worin sie dann die Grüne Linie markierten, die jene 22 % des ehemaligen Mandatsgebietes, die die arabische Seite mit Waffengebrauch erlangt hatte, von Israel trennten. Auch diese Veränderung überstand das patriarchale Diözesangebiet territorial unverändert. Nicht zu ändern waren aber die dramatischen Veränderungen durch Flucht und Vertreibung arabischer Palästinenser, darunter eben auch orthodoxe Christen, teils nach Libanon und Syrien, wo sie dann dortigen kirchlichen Jurisdiktionen zugehörig wurden. Da die Nachbarstaaten sich weiter als Feinde Israels gerierten, erlaubten sie keinen Reiseverkehr mit Israel, so dass viele durch Kriegsumstände getrennte Familien und Freunde sich nicht wiedersehen konnten.
Flucht und Vertreibung haben lange Nachwirkungen, wie am Beispiel der Metropolie Ptolemais in Phoenicia (Sitz: Akkon) einmal nachvollziehbar. Um 1910 zählte die Metropolie 10.000 orthodoxe Parochianen. Über hundertzehn Jahre später (2022) gehören 30.600 Seelen zur Metropolie. Die Zahl der Gebetsstätten der Metropolie hat sich in der gleichen Zeit knapp halbiert, weil 1948 während des Kriegs um Israels Unabhängigkeit unter den arabischen Binnenflüchtlingen, die Zuflucht in Orten Israels fanden, auch orthodoxe Christen waren, welche israelisches Militär und nach dem Krieg zivile Behörden nicht in ihre Heimatorte zurückließen, weshalb die Kirchen dort heute außer Gebrauch und verwaist sind. Gerade auch viele christliche Orthodoxe flohen, denn sie fürchteten Nachteile, da in ihren Kreisen viele dem arabischen Nationalismus zugetan waren, blutige Attacken gegen britische Militärs und Zivilisten wie gegen Paramilitärs und Zivilisten der jüdischen Volksgruppe unterstützt hatten in Wort, finanziell oder sogar in der Tat.
Wie nach dem Wechsel 1918/1920 suchten auch 1948/1949 die orthodoxen Parochien bei israelischen Behörden um ihre fortgesetzte Anerkennung als Rechtssubjekte nach und behielten sie. Wo dies nicht geschah, bzw. bedingt durch Flucht und Vertreibung sämtlicher Mitglieder einer Parochie praktisch unmöglich war, galt deren Vermögen als herrenlos und der Treuhänder über das zurückgelassene Vermögen (האַפּוֹטְרוֹפּוֹס עַל הַרְכוּשׁ הַנָּטוּשׁ haʾApōtrōpōs ʿal haRəchūsch haNaṭūsch) nahm es in rechtliches Gewahrsam. Die israelischen Parochien, die noch ohne Kirchgemeindeparlamente waren, bildeten diese 1948/1949, um in den Genuss gewählter Selbstvertretung zu kommen und so organisiert die neuen Behörden Israels anzusprechen bzw. ihren Verwaltungsakten entgegenzutreten. Die Beziehungen zwischen dem neuen Staat und den Parochien waren nicht einfach und anfangs reserviert. Der von vielen Parochianen in Wort und teils Tat gepflegte arabische Nationalismus, die vielfach fortgetragene Haltung, dass Israel wieder verschwinden solle und die von Israel im Krieg um seine Unabhängigkeit bewirkten Fluchten und Vertreibungen orthodoxer Christen standen unbesprochen im Raum.
Mit dem erwerblichen Fußfassen christlicher Orthodoxer in der neuen Situation der isralischen Aufbaujahre nach dem Kriege und ihrem Anteil am allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung Israels verbesserten sie ihre Einkommenssituation derart, dass Parochien in Israel Anfang der 1950er Jahre gleich fünf orthodoxe Privatschulen arabischer Unterrichtssprache gründeten (nämlich in Haifa, Kafr Jasif, Nazareth, al-Rama und Tayyibe). Die Beziehungen zwischen Staat und Parochien in Israel gestalteten sich korrekt. Als nach dem Tode Patriarch Timotheos’ die erforderliche Neuwahl 1956 christliche Orthodoxe zur 4. Arabisch-Orthodoxen Kongress – Jerusalem im Ostteil der seit 1948 geteilten Stadt zusammenbrachte, waren israelische christliche Orthodoxe ausgeschlossen, denn die Nachbarstaaten erlaubten als erklärte Feinde Israels keinen Reiseverkehr mit dem neuen Staat. Und obwohl die Regierung der seit 1950 zum arabischen Jordanien vereinigten Landesteile Ostjordanland und Westjordanland sich hinter die Forderungen der orthodoxen Laien stellte, änderte sich nichts an der patriarchalen Kirchenleitung ohne Laienbeteiligung.
Die Neuwahl des nächsten Patriarchen zog sich zwei Jahre hin, da die jordanische Regierung sich anschickte, Abläufe und Organisation des Patriarchats zu ändern. Ein erster Entwurf wurde 1957 zurückgezogen, in welchem Schwebezustand der Heilige Synod Venediktos I. nach alter Regel wählte. Ohne Absprache mit dem jordanischerseits als Feindstaat behandelten Israel verabschiedete die Regierung in Amman 1958 ein neues Organisationsstatut für das Patriarchat (Gesetz 27/1958), das den Erwartungen des arabischen Kirchenvolks nicht gerecht wurde. Dabei ließ sich Amman nicht davon irritieren, dass nur fünf Staaten der Welt Jordaniens Anspruch auf das annektierte Westjordanland einschließlich der Ostteile Jerusalems, wo der Patriarch seinen Amtssitz hatte, völkerrechtlich anerkannten. Das Kirchenvolk in Jordanien an beiden Jordanufern wählte 1962 den neu vorgeschriebenen Gemischten Rat, ohne Teilnahme des Kirchenvolks in Gazastreifen und Israel.
Während seines Patriarchats von 1957 bis 1980 wand sich Venediktos I., die Umsetzung neuer Vorgaben möglichst auszusitzen, aber die Bildung von Kirchgemeindeparlamenten (Parochialräten) wurde 1966 in allen jordanischen Parochien obligatorisch, vordem hatten sie vielerorts noch gefehlt. Die Einnahme von Gazastreifen und Westjordanland durch Israel 1967 nahm Venediktos I. zum Anlass, das jordanische Organisationsstatut fortan zu ignorieren wie auch den Gemischten Rat nicht mehr einzuberufen. So blieb es bis zu seinem Ableben 1980. Gemäß Organisationsstatut von 1958 müssen die Wahlberechtigten im Heiligen Synod Landeskinder sein, die meisten Mitglieder der Bruderschaft vom Heiligen Grabe in Jerusalem, aus der sich der Synod rekrutiert, hielten jedoch nur eine griechische Staatsbürgerschaft, also half die jordanische Regierung aus, bürgerte kurzfristig alle Ausländer im Heiligen Synod als Jordanier ein, so dass einenteils das Organisationsstatut und andernteils der exklusive Zugriff der Bruderschaft auf die Besetzung des Synods gewahrt blieben, sehr zum Leidwesen des Gemischten Rats, der darauf gesetzt hatte, den Mangel einheimischer Staatsbürgerschaften unter Synodmitgliedern zur Erlangung von Zugeständnissen nutzen zu können.
Als Kandidat machte Diodorus arabisch-orthodoxen Laienvertretern Versprechungen und Zusagen, wie die Mönchsorden, aus denen höherer Klerus hervorgeht, für ihresgleichen zu öffnen und keine Immobilien mehr an jüdische Israelis zu veräußern. Dabei geht es kaum je um Verkäufe, sondern allermeistens um Erbpachten, um dem Patriarchat seinen Flächenbestand als Quell wiederkehrender Einkünfte zu erhalten. Nach seiner Wahl 1981 richtete Diodorus I. den vereinbarten gemeinsamen Ausschuss ein, um die Umsetzung der Zusagen zu begleiten, wozu es aber nie kam. Insbesondere von Erbpachten an jüdische Israelis konnte der Patriarch nicht absehen, leben doch er und der höhere Klerus von Erträgen der Vermietung und Verpachtung von Immobilien im patriarchalen Bestand. Warum und wie sollte der Patriarch denn auch, existiert doch der Flächenbestand – wie einst Pfründen – genau dazu, dem Unterhalt des Patriarchats und seiner Amtsträger zu dienen, nicht anders als die Wuquf der Parochien, diesen Einnahmen zur Bestreitung ihres Unterhalts und ihrer Aufgaben zu verschaffen.
Dass allein massemäßig die meiste und zahlungskräftigste Nachfrage für Immobiliennutzungen aus Patriarchatsbestand vorwiegend von Seiten jüdischer Israelis kommt, wundert nicht, angesichts der dynamisch wachsenden israelischen Wirtschaft mit zunehmendem Baubedarf und steigenden Immobilienpreisen. Zudem verfügt das Patriarchat als größter Einzeleigentümer von Grund und Boden in Israel in den Metropolen Tel Aviv-Jaffa, Haifa und Jerusalem über Liegenschaften, die durch Israels Entwicklung höchst ertragreiche Lagen geworden sind. Zudem sieht es das Patriarchat als Religionsgemeinschaft nicht als seine Aufgabe an, in die Politik einzusteigen, um im Sinne des unter ihren Laien verbreiteten arabischen Nationalismus zu agieren.
Doch genau dies verlangen arabische Nationalisten aber und skandalisieren daher Verpachtungen und Vermietungen an jüdische Israelis, da sie ablehnen, das Israel existiert und daher jüdische Israelis überhaupt vom Patriarchat Immobilien auch nur auf Zeit mieten oder pachten können, geschweige denn kaufen. Allein die Öffnung der Mönchsorden auch für andere Ethnien als die griechische ließ Diodorus I. bestehen, doch andere seiner Zusagen hielt er nicht und berief auch den Gemischten Rat nie ein, weshalb das Exekutivkomitee 1992 den 5. Arabisch-Orthodoxen Kongress nach Amman lud, woran Jordanien erstmals auch christlich orthodoxe Israelis teilnehmen ließ. Seit Israel das jordanisch annektierte Westjordanland besetzt und den Verkehr für die dortigen Bewohner ins übrige unbesetzte Jordanien offen hielt, ließ dieses auch christlich orthodoxe Israelis ins Ostjordanland einreisen.
Der 5. Arabisch-Orthodoxe Kongress wiederholte alle früheren Forderungen, insbesondere die Notwendigkeit, dass das Patriarchat keinen Besitz verpachte, geschweige denn verkaufe. Sie betonte außerdem die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Unterhalts der Kirchen, kirchlichen Schulen und Kirchengerichten, doch erreichte auch seinerseits wieder nichts. Im Jahre 1999 starb Patriarch Diodoros. Die Bruderschaft vom Heiligen Grabe war in der Frage der Nachfolge uneins, weshalb es zu einer knappen Mehrheit für Patriarch Irenaios kam und einem Achtungserfolg für den Gegenkanditaten Timotheos, was einen großen Riss in der Bruderschaft hinterließ. Auch Irenaios gab nicht viel auf seine Versprechungen, die er Laienorganisationen vor seiner Wahl gemacht hatte.
Der israelische Maʿariv machte patriarchale Immobiliengeschäfte am Jaffator in Jerusalem öffentlich. Mit Vollmacht des Patriarchen Irenaios hatte Nikolaos Papademos, verantwortlicher patriarchaler Finanzdirektor die Verpachtungen vertraglich vereinbart. Arabische orthodoxe Laien erhoben Protest beim Patriarchen, andere in Jordanien und im Westjordanland demonstrierten mit Sitzstreiks und öffentlicheitswirksam bei kirchlichen Festen. Angesichts seines geringen Rückhalts in der Bruderschaft vom Heiligen Grabe, setzte sie den Patriarchen im Frühjahr 2005 ab, was angesichts der Proteste gut ankam. Es herrschte weithin die Meinung, der Laienprotest habe den Patriarchen gestürzt und damit einen Sieg errungen. Die israelische Regierung erkannte die Amtsenthebung Irenaios’ nicht an, auch nachdem der Ökumenische Patriarch im Mai des Jahres einen panorthodoxen Sondersynod in Istanbul einberufen hatte, der die Enthebung bestätigte.
Der Druck aus dem Kirchenvolk hielt an und veranlasste die jordanische Regierung und die Palästinensische Autonomiebehörde, die Kandidaten für das Patriarchenamt auf zahlreiche Zusagen zu verpflichten, wie die Jaffator-Geschäfte rückgängig zu machen, das Organisationsstatuts des Patriarchats (jordanisches Gesetz Nr. 27/1958) anzuwenden, im Zuge dessen insbesondere den Gemischten Rat binnen Monatsfrist nach der Wahl einzuberufen, um durch ihn überwacht den Bestand aller Besitztümer des Patriarchats aufzunehmen und fortan darüber nicht mehr zu verfügen ohne Zustimmung des Gemischten Rates. Am 22. August 2005 wählte der Jerusalemer Heilige Synod ohne Gegenstimme Theophilos III. von Jerusalem zum 141. Primas der Orthodoxen Kirche von Jerusalem. Theophilos III. löste seine Verpflichtungen nicht ein und verwies darauf, dass Israel weiterhin Irenaios als Patriarchen anerkanne.
Am 2. Mai 2007 riefen Vertreter der arabisch-orthodoxen Gemeinschaft in Israel, Jordanien und den palästinensischen Gebiete zu einem Laientreffen namens Nationale Orthodoxe Konferenz (المؤتمر الأرثوذكسي الوطني), nach Amman ein. Erstmals war mit Erzbischof Theodosios ʿAtallah Hanna von Sebastia, Archimandrit Christophoros ʿAtallah und Archimandrit Meletios Basal, der im März 2005 für die Palästinensische Autonomiebehörde eine Untersuchung der Jaffator-Geschäfte leitete, auch höherer Klerus vertreten. Die Teilnehmer betonten die inzwischen als historisch zu betrachtenden Forderungen der orthodoxen Bewegung. Die jordanische Regierung reagierte und widerrief für Patriarch Theophilos ihre Anerkennung von 2005, die Autonomiebehörde folgte.
Das jordanische Kabinett sprach Theophilos III. am 12. Juni 2007 erneut die Anerkennung aus. Eine Ministerkommission der israelischen Regierung empfahl dasselbe im Oktober 2007, worauf er am 16. Dezember 2007 auch deren formale Anerkennung erlangte. Kritiker behaupten, Theophilos habe im Gegenzug unter anderem die israelische Souveränität über Jerusalem anerkannt. Theophilos III. ist bekannt für seinen luxuriösen Lebenswandel und seinerseits wegen der Immobiliengeschäfte in seiner Amtszeit in der Kritik. Die große offene Frage einer Übereinkunft zwischen höherem Klerus und Kirchenvolk über dessen Beteiligung an der Kirchenleitung bleibt ungelöst. In seiner Amtszeit werden auch demographische Veränderungen im Kirchenvolk spürbar. Während arabische Christen die Autonomiegebiete weiterhin verlassen und ihre Zahl in Israel auf Grund geringer Geburtenraten stagniert, teils so gar sinkt, wächst die Zahl und damit der Anteil europäischstämmiger Orthodoxer am Kirchenvolk.
Der in Israel landesweit starke Zuwachs an Kirchenmitgliedern aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten führt zu geänderter ethnischer Zusammensetzung des Kirchenvolks. Mit der ʿAlijjah von etwa 770.000 jüdischen und jüdischstämmigen, meist russischsprachigen ehemaligen Sowjetbürgern der Jahre 1989 bis 1995 (ʿAlijjah steht Juden, Kindern und Enkeln von Juden offen), gefolgt von noch einmal 130.000 Personen gleichen Hintergrunds bis 2007, kamen etwa 300.000 Nichtjuden nach Israel teils selber als ʿAlijja-Berechtigte und vielfach als deren Angehörige, von denen viele, vielleicht 30.000 bis 40.000 (2016) christliche Orthodoxe sind. Nach Angaben des israelischen Außenamts kamen allein Anfang der 1990er Jahre aus den GUS-Staaten 30.000 orthodoxe Christen, Oleg Ussenkow (אוֹלֶג אוּסֶנְקוֹב ukrainisch Олег Усенков), Sprecher der Sophia (סוֹפִיָּה - עֲמֻתַּת הַנּוֹצְרִים הָאוֹרְתּוֹדוֹכְּסִים בְּיִשְׂרָאֵל Sōfijjah – ʿAmuttat haNōtzrīm haʾŌrtōdōksīm bəJisraʾel, deutsch ‚Sophia – Verein der Orthodoxen Christen in Israel‘) sagt, dass nach groben Schätzungen im Lande zwischen 70.000 (2006) und 100.000 europäischstämmige getaufte orthodoxe Christen leben (2025).
Das Patriarchat Jerusalem ist gemäß gegenseitigem Abkommen aller orthodoxen Kirchen alleinig für christliche Orthodoxe im Lande zuständig, die (1) als Israelis sich durch Taufe dieser christlichen Konfession anschließen oder (2) als bereits Angehörige einer orthodoxen Kirche anderwärts durch Einbürgerung Israelis werden und sich im Lande niederlassen bzw. als Ausländer dauerhaft oder auf Zeit ihren Aufenthalt in Israel haben. Das Patriarchat erlaubt allerdings russisch-orthodoxen Kirchen sich seelsorgerisch um ihre Mitglieder zu kümmern, während sie zu Zielen in Israel pilgern. Russisch-orthodoxe Kirchen dürfen jedoch im Patriachat keine russisch-orthodoxen Territorialpfarreien zur Betreuung russischstämmiger Orthodoxe unterhalten.
Im Diözesangebiet des Patriarchats stehen europäischstämmige Orthodoxe, in nicht leicht ermittelbaren Zahlen von 40.000 / 70.000 oder womöglich 100.000 Personen vielerorts in Israel, neben arabischen Orthodoxen, ebenfalls statistisch nicht gut erhoben mit vielleicht 55.000 in Israel, 3.000 in Jerusalem (Ost), 25.000 in den Autonomiegebieten und womöglich 120.000 in Jordanien. Europäischstämmige Orthodoxe bilden vielleicht in Israel die Mehrheit unter ihren Glaubensgenossen, in den Parochien und kirchlichen Laienorganisationen aber noch nicht als solche sichtbar. Denn die neuen Immigrantenparochien im Aufbau sind finanziell noch schwach und noch von wenig politischer und öffentlichkeitswirksamer Präsenz im Vergleich zu den lang etablierten arabischsprachigen orthodoxen Kirchengemeinden Israels. Mit der Sorge auch für nichtarabische Orthodoxe erfüllt das Patriarchat einen Beschluss der Nationalen Orthodoxen Konferenz in Amman mit Leben, wo die über 200 Teilnehmer sich am 28. Januar 2008 vor arabischem umgekehrten Rassismus gegen andere Ethnien verwahrten, wobei sie nur zwei kleinere davon betroffene Gruppen, nämlich Griechen und Russen, benannten, die größte andere Volksgruppe im Diözesangebiet des Patriarchats, die vorwiegend jüdischen Hebräer, aber nur als und andere zu bezeichnen vermochte. Die europäischstämmigen Orthodoxen bringen ein starkes russischsprachiges Element in die Kirchen, da russischstämmige christliche Orthodoxen und ihre getauften Nachfahren vorwiegend im hebräischsprachigen Gesellschaftssegment Israels (auch [ethnisch] Jüdischer Sektor genannt) leben bzw. aufwachsen, gibt es zudem ein wachsendes hebräischsprachiges Mitgliedersegment.
Grundbesitz
Seit alters mühen sich Religionsgemeinschaften um Aufbau, Pflege, vorteilhafte Verwaltung, Bewahrung und Ausbau eines rentierlichen Vermögens, das vor Entwicklung von Wertpapieren traditionell aus bebauten und unbebauten Grundstücken besteht, um sich durch eigene Nutzung bestimmter Liegenschaften Mietzahlungen an Dritte zu ersparen und durch Vermietung und Verpachtung regelmäßige Einkünfte daraus zu erzielen. Bestandspflege kann auch den Verkauf mancher ungeeigneter Liegenschaften aus dem Bestand umfassen wie auch solche bei akuter Finanznot der Kirche, um durch Erlöse erforderliche Geldsummen zu beschaffen. Unter muslimischer Herrschaft wie ab dem 7. Jahrhundert in der Levante bedienten sich auch die nichtislamischen Religionsgemeinschaften der ausgeprägten Bestimmungen des geltenden islamischen Rechts zum Waqf. Sowohl das Patriarchat wie Klöster und manche religiöse Stiftung sicherten sich kontinuierliche Einnahmen durch lukrative Vermietung und Verpachtung ihrer Immobilien, die sie zudem dem Schutz der Waqfgesetze unterstellten, was obrigkeitlichem Entzug wehren sollte.
Nachdem 1845 der griechische Patriarch nach Jahrhunderten wieder seinen Sitz in Jerusalem nahm, begann er Einnahmen aus Einkünften seit alters her bestehender patriarchaler Liegenschaften im Lande, aus Vermächtnissen und Spenden an das Patriarchat für die systematische Erweiterung des Grundeigentums der Patriarchats zu verwenden. Die Kirche kaufte die Ländereien im 19. Jahrhundert zu landwirtschaftlichen Zwecken. Insbesondere in der Umgebung griechischer kirchlicher Einrichtungen, Kirchen, Klöster, Anbetungs- und Wallfahrtsstätten erwarb und arrondierte das Patriarchat systematisch einen Bestand an Liegenschaften. Wie sich erwies sehr zur rechten Zeit, denn es setzte bald ein Boom religiös, politisch und prestigegetriebener Engagements ein, vor allem im osmanischen Mutesarriflik Jerusalem, wovon das Partiarchat als bereits gesetzter Vermieter und Verpächter begehrter Schlüssellagen profitierte.
Bei der Bewirtschaftung seines Grundeigentums geht es dem Patriarchat vorrangig darum wiederkehrende Einkünfte zu erzielen und den Liegenschaftsbestand als Quell künftiger kontinuierlicher Einkünfte zu bewahren, weshalb es kaum je um Verkäufe geht, sondern allermeistens um Vermietungen, Verpachtungen und bei unbebauten Grundstücken, die künftige Nutzer auf eigene Rechnung erst bebauen wollen, um langfristige Erbpachten, um die Finanziers abzusichern, dass sie ausreichend Zeit haben, ihre aufwändigen Investionen einschließlich Ertrag wieder hereinzubekommen. Die Verträge beinhalten häufig eine Option auf Verlängerung, so dass das Patriarchat eine erneute Zahlung erzielt. Solange es keine Beteiligung der Laien an der Kirchenleitung des Patriarchats gibt, wozu aus den oben beschriebenen Umständen bis 2025 nicht gekommen ist, erledigt das Patriarchat seine Angelegenheiten, auch die Pflege und Bewirtschaftung seiner Liegenschaften in eigener Verantwortung ohne Transparenzpflichten gegenüber Kirchenmitgliedern, wohl aber den Steuerbehörden moderner Staaten.
Das Ringen der Laien um Beteiligung an der Kirchenleitung ist nationalistisch aufgeladen, da seit dem 16. Jahrhundert fast ausschließlich ethnisch griechische Männer den Patriarchen und den höheren, zölibatär lebenden Klerus stellen, während ethnische Araber die Masse der Laien und den niederen Klerus ausmachen. Wie die gläserne Decke erschweren institutionelle Regelungen erheblich den Aufstieg ethnischer Araber in die Führungsriegen des Patriarchat. Im Ringen osmanischer Untertanen arabischer Ethnizität um ein unabhängiges Arabien entstand der arabische Nationalismus. Besonders viele arabische Christen hegten als Unterstützer und Förderer des arabischen Nationalismus seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die Hoffnung, von der Mehrheit arabischer Muslime in der Mitte der arabischen Kulturgemeinschaft angenommen zu werden. Mit der Usurpation des arabischen Nationalismus durch dezidierte Muslime und schließlich dessen Verdrängung durch den Islamismus seit den 1990er Jahren wurden arabische Christen wieder ausgeschlossen. Der 5. Arabisch-Orthodoxe Kongress in Amman beschwor 1992 noch einmal eine nationale Einheit zwischen Christentum und Islam.
Entsprechend beleuchten Laien im Patriarchat dessen Geschäftsgebaren mit zwei wütenden Fokussen, jenem der Ausgeschlossenen ohne Zugang zur Kirchenleitung und jenem Enttäuschter, deren nationalistische Ambition eines 23. arabischen Staats sich einstweilen nicht erfüllte. Arabische Nationalisten verlangen, dass das Patriarchat sich nicht geschäftlich, sondern politisch arabisch nationalistisch geriere und skandalisieren daher Verpachtungen und Vermietungen an jüdische Israelis, die sie ablehnen, wider besseres Wissen fast durchweg als Verkäufe, womit sie das Patriarchat hinstellen, als verschleudere es zum eigenen Schaden und Nachteil der Laien Vermögen der gesamten Kirche in Akten gegen den arabischen Nationalismus. Dabei leben doch der Patriarch und der höhere Klerus von Erträgen der Vermietung und Verpachtung von Immobilien im patriarchalen Liegenschaftsbestand. Warum und wie sollte der Patriarch denn auch anders, existiert doch der Liegenschaftsbestand – wie einst Pfründen – genau dazu, dem Unterhalt des Patriarchats und seiner Amtsträger zu dienen, nicht anders als die Wuquf der Parochien diesen Einnahmen zur Bestreitung ihres Unterhalts und ihrer Aufgaben zu verschaffen.
Dass allein massemäßig die meiste und zahlungskräftigste Nachfrage für Liegenschaftsnutzungen am Patriarchatsbestand vorwiegend von Seiten jüdischer Israelis kommt, wundert nicht, angesichts der dynamisch wachsenden israelischen Wirtschaft mit zunehmendem Baubedarf und steigenden Immobilienpreisen. Zudem verfügt das Patriarchat als größter Einzeleigentümer von Grund und Boden in Israel gerade in den Metropolen Tel Aviv-Jaffa, Haifa und Jerusalem über bebaute und unbebaute Grundstücke, die durch Israels Entwicklung höchst ertragreiche Lagen geworden sind. Nur die Behörde der Immobilien Israels verwaltet größere Landflächen. Das Vermögensportefeuille des Patriarchats wachst, denn es wirft im Umfeld der dynamischen Wirtschaft Israels weit mehr an Pachten und Mieten ab, denn je und mehr als patriarchales Vermögen außerhalb Israels, auch wenn in Quadratmetern der Bestand vor allem in Notzeiten reduziert wurde.
Dem Patriarchat gehörten 2015 allein in Israel Landflächen von etwa 60.000 metrischen Dunam (= 60 Quadratkilometer), die es vermietet und verpachtet, abgesehen von selbstgenutzten Liegenschaften und Ödflächen, für die es keine Nachfrage gibt. Kritiker insinuieren dagegen, das Patriarchat habe einen Großteil des Landbesitzes der Griechisch-Orthodoxen Kirche verkauft, unter anderem an die Investmentfirma Kronti Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, die später die erworbenen Grundstücke an andere Firmen auf den Cayman-Inseln weiter veräußerte. Tatsächlich hat seit Ende des Osmanischen Reiches, vor allem in der Mandatszeit und den Anfangsjahren Israels, das Patriarchat schätzungsweise Flächen von etwa 4.500 Dunam (= 4,5 Quadratkilometer) verkauft, von denen manche angesichts der dynamischen Wirtschaftsentwicklung Israels zu den wertvollsten Grundstücken des Landes zählen, darunter solche in Jerusalem, Tel Aviv-Jaffa, Tiberias, Caesarea, Ramla, Nazareth und weiteren Orten. Es verbleiben 60.000 Dunam (= 60 Quadratkilometer). Doch auch nach Gründung Israels 1948 vergab das Patriarchat große Flächen häufig in 99-Jahres-Verträgen in Erbpacht. Vermittelt wurden zahlreiche dieser Verträge in den Jahren 1949 und 1950 von dem Rabbiner und Diplomaten Jaʿaqov Herzog, der in jener Zeit im israelischen Ministerium für Religiöse Angelegenheiten tätig war. Schützenswerte Landschaften pachteten z. B. die Behörde der Natur und Gärten Israels sowie der Jüdische Nationalfonds. Schätzungen zufolge addieren sich die Böden im Eigentum der verschiedenen Kirchen und Orden in Israel 2015 auf etwa 100.000 metrische Dunam.
Um die Laienbeteiligung an der Kirchenleitung leichter und weiterhin zurückweisen zu können, vermeiden Patriarch und höherer Klerus jede Abhängigkeit von den Laien, insbesondere auch von deren Mitgliedsbeiträgen. Daher erhebt es von Gläubigen keine Pflichtbeiträge, deren Verweigerung die Laien als Druckmittel gegen Patriarch und höheren Klerus nutzen könnten bzw. über deren Verwendung die Laien als Zahlungspflichtige Rechenschaft verlangen könnten. Laien diffamieren ihre Kirchenleitung daher als Verräter der nationalen Sache, der zu dienen, das Patriarchat als ethnisch undeterminierte Religionsgemeinschaft ablehnt.
Klandestine Landverkäufe
Gleichwohl macht sich das patriarchale Management der Ertragserzielung aus Flächen immer wieder angreifbar, indem es Verträge zwecks Steuerbetrugs immer wieder heimlich über Briefkastenfirmen oder auch mit solchen Israelis schließt, denen es nicht um wirtschaftlich begründete Raumbeschaffung per se geht, sondern politisch um israelische Siedlungstätigkeit zu tun ist.
Schon unter Patriarch Irenaios, hatte es Streit über Landverkäufe gegeben. Der israelische Maʿariv publizierte über patriarchale Immobiliengeschäfte am Jaffator in Jerusalem, bei denen es um 99-jährige Pachtverträge wichtiger Immobilien ging, nämlich das Hotel St. John, das Hotel Imperial und das Hotel Petra. Mit Vollmacht des Patriarchen Irenaios hatte Nikolaos Papademos, verantwortlicher patriarchaler Finanzdirektor, dem arabische Laien vorwarfen mit einer Jüdin verheiratet zu sein, die Verpachtungen vertraglich vereinbart und die Anzahlung einzogen. Die Käufer handelten im Auftrag der jüdisch-israelischen Siedlergruppe Ateret Kohanim. Dass Israel überhaupt existiert und daher jüdische Israelis überhaupt vom Patriarchat Immobilien auch nur auf Zeit mieten oder pachten können, geschweige denn kaufen, lehnen orthodoxe Laienvertreter auf Arabisch-Orthodoxen Kongressen in ihren Resolutionen regelmäßig ab, wo sie Israelis als zionistischen Feind und als im eigenen Lande unberechtigt lebende Besatzer diffamieren, auch die Generation der im Lande Geborenen. Diese Erbpachten führten zur Absetzung von Irenaios.
Theophilos III. betonte gegenüber Laien des Patriarchats, die Veräußerungen an Juden skandalisierten, dass schwerwiegende Unregelmäßigkeiten der Amts- und Buchführung Grund für die Absetzung Irenaios’ seien und nicht die Jüdischkeit von Erwerbern patriarchaler Landnutzungen, denn die Orthodoxie sei Universalkirche und diskriminiere gegen keine Gruppe gleich welcher Ethnizität, Sprache oder Geschlecht, auch nicht bei der Vereinbarung von Land- bzw. Immobiliennutzungen mit Juden, mit 2005 etwa 5,3 Millionen bildeten sie als vorwiegend jüdische Hebräer die größte Volksgruppe im israelischen Diözesangebiet des Patriarchats. Die Verkäufe besagter Häuser am Jaffator wurden nach zwölf Jahren gerichtlich bestätigt.
Patriarch Theophilos III. selbst fiel seit 2011 mit zweifelhaften Verpachtungen umfangreicher Flächen an Firmen in karibischen Steueroasen zu einem Betrag unter dem Marktpreis, ein bei Steuervergehen üblicher Abschlag, um das Risiko der Strafverfolgung und gerichtlichen Vertragsaufhebung abzugelten, der durch hinterzogene, also nicht gezahlte Steuern mindestens wettgemacht wird. Die auf dem verkauften Land gebauten Immobilien verloren nach Bekanntwerdung der Verkäufe massiv an Wert, da unklar war, ob – wie nach geltender israelischer Rechtslage üblich – die Häuser nach Ende der Pachtzeit an den Eigentümer fallen oder die Verträge den einstweiligen Besitzern nach erneuter Zahlung verlängert werden. Einige Verträge laufen in 50 Jahren aus. Orthodoxe Laien sprechen von Diebstahl. Wieder hatte der Maʿariv aufgedeckt, dass Theophilos III. allein etwa 500 metrische Dunam patriarchaler Ländereien in teuren Lagen Jerusalems, Tel Aviv-Jaffas und in Caesareia Maritima verpachtet hatte. Darauf organisierte die mit etwa 7.000 Mitgliedern führende israelische Parochie im Patriarchat, jene der Kirche St. Johannis des Täufers (Haifa) für den 28. Oktober 2017 mit dem Exekutivkomitee der Laienorganisation Orthodoxe Konferenz (المُؤْتَمَرُ الْأُرْثُوذُكْسِيّ, DMG al-Muwutamar al-ʾUrṯūḏuksī) in Haifa die landesweit zentrale Demonstration gegen die Veräußerung kirchlicher Ländereien durch den Patriarchen, an der sich Hunderte aus ganz Israel beteiligten.
Literatur
- Ruth Kark und Itamar Katz, “The Church and Landed Property: The Greek Orthodox Patriarchate of Jerusalem”, in: Middle Eastern Studies, Jg. 43 (Nr. 3, 2007), S. 383–408.
- Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d’Orient. Fayard, Paris 1994, ISBN 2-213-03064-2.
Siehe auch
- Liste der griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem
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