| Glaziale/ Interglaziale | Stadiale/ Interstadiale | Zeitraum (v. Chr.) |
|---|---|---|
| Weichsel- Spätglazial | ||
| Jüngere Dryaszeit | 10.730–9.700 | |
| Alleröd-Interstadial | 11.400–10.730 | |
| Ältere Dryaszeit | 11.590–11.400 | |
| Bölling-Interstadial | 11.720–11.590 | |
| Älteste Dryaszeit | 11.850–11.720 | |
| Meiendorf-Interstadial | 12.500–11.850 | |
| Weichsel- Hochglazial | ||
| Mecklenburg-Phase | 15.000–13.000 | |
| Pommern-Phase | 18.200–15.000 | |
| Lascaux-Interstadial | 19.000–18.200 | |
| Laugerie-Interstadial | 21.500–20.000 | |
| Frankfurt-Phase | 22.000–20.000 | |
| Brandenburg-Phase | 24.000–22.000 | |
| Tursac-Interstadial | 27.000–25.500 | |
| Maisières-Interstadial | 30.500–29.500 | |
| Denekamp-Interstadial | 34.000–30.500 | |
| Huneborg-Stadial | 39.400–34.000 | |
| Hengelo-Interstadial | 41.300–39.400 | |
| Moershoofd-Interstadial | 48.700 | |
| Glinde-Interstadial | 51.500 | |
| Ebersdorf-Stadial | 53.500 | |
| Oerel-Interstadial | 57.700 | |
| Weichsel- Frühglazial | ||
| Schalkholz-Stadial | 60.000 | |
| Odderade-Interstadial | 74.000 | |
| Rederstall-Stadial | ? | |
| Brörup-Interstadial | ? | |
| Amersfoort-Interstadial | ? | |
| Herning-Stadial | 115.000 | |
| Eem-Warmzeit | ||
| 126.000 |
Das Hengelo-Interstadial bezeichnet eine Reihe von Zwischenerwärmungen zwischen 41.300 - 39.460 calBC bzw. zwischen 43.300 und 41.460 Jahren vor heute – noch vor den letzten starken Eisvorstößen des Weichsel-Hauptglazials.
Namensgebung und Begriffsgeschichte
Die Erstbeschreibung des Hengelo-Interstadials erfolgte im Jahre 1967 durch Thomas van der Hammen u. a. Auf Thomas van der Hammen folgte im Jahr 1974 die Untersuchung von Waldo Zagwijn.
Benannt wurde das Hengelo-Interstadial nach seiner Typlokalität, dem Becken von Hengelo in den östlichen Niederlanden.
Stratigraphie
Das Hengelo-Interstadial folgt auf das dem Moershoofd-Interstadial zwischengeschaltete Hasselo-Stadial und wird seinerseits vom Huneborg-Stadial und dem anschließenden Denekamp-Interstadial abgelöst. Es gehört zum OIS 3 (bzw. MIS 3) und korreliert mit dem Dansgaard-Oeschger-Ereignis DO-11 (bzw. dem Grönland-Interstadial GI-11) und dem Grönland-Stadial GS-11.
Geologie und Palynologie
Das Profil an der Typlokalität zeigt eine humose Schluffmudde in einer Lehmschicht des oberen Mittelweichsels. Zagwijn unternahm 1974 eine genauere Beschreibung, die er mit Pollendiagrammen abstützte. Generell herrschen in den Pollendiagrammen Cyperaceae weit vor, jedoch weist ein deutlicher Gipfel von (Zwerg-)Birke (Betula nana) auf eine vorübergehende Strauchphase in der damals baumlosen Tundra.
Vergleichbare organogene Ablagerungen aus dieser Zeit sind an mehreren Lokalitäten in den Niederlanden nachgewiesen worden. Da diese Profile jedoch pollenanalytisch nicht eindeutig charakterisiert werden können, müssen sie folglich mittels Radiokarbondatierungen korreliert werden. Auch in Nachbarländern werden mittlerweile organische Lagen mit passenden Radiokohlenstoffaltern dem Hengelo-Interstadial zugeschlagen.
Datierung
Für den Beginn des Hengelo-Interstadials haben van der Hammen u. a. (1967) ein konventionelles 14C-Alter von 38.700 ± 400 Jahren v.h. erbracht; kalibriert (mit CalPal) entspricht dies 41.142 ± 611 Jahre v. Chr. Nach weiteren Radiokohlenstoffdatierungen anderer Autoren wurde das Hengelo-Interstadial mittlerweile auf den Zeitraum 36.000 bis 39.000 Radiokohlenstoffjahre v.h. bzw. auf 39.404 bis 41.306 Jahre v. Chr. eingeengt. Jedoch ist eine eindeutige Abgrenzung nach unten und oben im MIS 3 nicht gegeben.
Neuerdings sehen Wolfgang Weißmüller und andere Autoren den Schwerpunkt des Hengelo-Interstadials im älteren Dansgaard-Oeschger-Ereignis DO 12 und setzen daher den Beginn wesentlich früher mit 43.000 Radiokohlenstoffjahren bzw. 44.682 Jahren v. Chr. fest. Das eingangs definierte Hengelo-Interstadial bezeichnet Weißmüller jetzt als W II/III-2-Interstadial. K. Valoch (1996) fand in Bohunice bei Brno für den Beginn des Hengelo-Interstadials 42.900 Radiokohlenstoffjahre oder kalibriert 44.381 Jahre v. Chr. und Paul Haesaerts in Willendorf II 41.700 Radiokohlenstoffjahre bzw. 43.203 v. Chr.
Kritische Betrachtung
Mittelweichsel-Vorkommen sind in den Niederlanden nicht nur im Hengelo-Becken anzutreffen. Die für sie ermittelten Radiokarbondaten streuen weit, häufen sich aber dennoch zwischen 36.000 und 39.000 Radiokohlenstoffjahren v.h. (siehe Ran 1990). Die Vorkommen enthalten aber nur selten reine Torfe. Vandenberghe und van Huissteden (1985) nehmen an, dass die humosen Lagen dieser Vorkommen keine eigentlichen Interstadiale darstellen, sondern vielmehr Ausdruck zeitweilig besserer und lokal begrenzter edaphischer Bedingungen waren.
Verglichen mit den Eisbohrkernprofilen Grönlands (GRIP, NGRIP und GISP 2) beansprucht das klassisch definierte Hengelo-Intervall (43.300 bis 41.400 Jahre vor heute) das Grönland-Interstadial GI-11 (bzw. DO-11) und das Grönland-Stadial GS-11. Die Definition gemäß Weißmüller (44.700 bis 43.300 Jahre vor heute) umfasst seinerseits jedoch das GI-12 (bzw. DO-12 – genauer das GI-12a und das GI-12b) sowie das GS-12.
Auf jeden Fall ereignete sich das Hengelo-Interstadial nach dem Heinrich-Ereignis H 5, das auf rund 45.000 Jahre vor heute angesetzt wird (siehe rechts stehende Abbildung) – und noch vor dem H 4 (um 38.000 Jahre vor heute).
Klimatische Entwicklung
Der Temperaturanstieg aus dem GS-12 war relativ rasch erfolgt (ausgedrückt durch den Anstieg der δ 18O-Werte) und erreichte sein Maximum mit – 35,7 ppm bei 43.000 Jahren vor heute. Es folgte dann ein mehr oder weniger stetiger Rückgang der Temperaturen bis zum Beginn des GS-11 um 42.300 Jahren vor heute. Das GS-11 verlief bis zu seinem Ende um 41.500 Jahren vor heute relativ stetig bei einem Durchschnittswert von – 42,0 ppm, zeigte aber gegen Ende dieser Periode bereits einen leichten Anstieg in Richtung GI-10 – um sodann jäh zum Beginn des GI-10 auf – 37,7 ppm wieder hochzuschnellen (diese Angaben beziehen sich auf den GRIP-Eisbohrkern).
Laut Joel B. Pedro und Kollegen (2022) entspricht diese Amplitude von 6,3 ppm einer Variation in der Oberflächentemperatur des Nordatlantiks von nahezu 6 °C (jedoch mittels δ 15N sogar einer Amplitude von 9 °C). Der folgende Anstieg zu GI-10 entspricht 8 °C (respektive 12 °C anhand von δ 15N).
Jef Vandenberghe und Kollegen (2004) quantifizierten die Temperaturanomalie des Hengelo-Interstadials wie folgt: +13 °C im Juli, −12 °C im Januar und +2 °C im Jahresmittel.
Kulturelle Entwicklung
Während des Hengelo-Interstadials entfalteten sich das Bohunicien und das Szeletien, Übergangsindustrien von der Mittleren Altsteinzeit zur Jüngeren Altsteinzeit.
Siehe auch
- Dansgaard-Oeschger-Ereignis
- Denekamp-Interstadial
- Hasselo-Stadial
- Heinrich-Ereignis
- Hengelo
- Huneborg-Stadial
- Interstadial
- Mittelpaläolithikum
- Moershoofd-Interstadial
- Paläoklimatologie
- Radiokohlenstoff
- Sauerstoff-Isotopenstufe
- Stadial
- Weichsel-Kaltzeit
Literatur
- C. Kasse, S. Bohncke und Jef Vandenberghe: Fluvial periglacial environments, climate and vegetation during the Middle Pleniglacial with special reference to the Hengelo Interstadial. In: Mededelingen Rijks Geologische Dienst. Band 52, 1995, S. 387–414.
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