Human Rights Watch

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Human Rights Watch (HRW) ist eine US-amerikanische, international tätige nichtstaatliche Organisation (NGO), die durch Untersuchungen und Öffentlichkeitsarbeit für die Wahrung der Menschenrechte eintritt. Sie hat ihren Sitz in New York City.

Human Rights Watch
(HRW)
Rechtsform Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht, 501(c)(3) organization
Gründung 1978
Gründer Robert L. Bernstein, Aryeh Neier, Jeri Laber
Sitz New York City, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Schwerpunkt Menschenrechtsorganisation
Geschäftsführung Federico Borello (a. i.)
Umsatz 94.185.941 US-Dollar (2023)
Beschäftigte 450 (2018)
Mitglieder 4 (2022)
Website www.hrw.org

Geschichte

Human Rights Watch wurde 1978 unter der Bezeichnung Helsinki Watch gegründet, um die Einhaltung der Schlussakte von Helsinki durch die Sowjetunion zu dokumentieren und um sowjetische Menschenrechtsgruppen zu unterstützen. 1988 vereinigte sich Helsinki Watch mit anderen internationalen Organisationen, die vergleichbare Ziele verfolgten, zu Human Rights Watch.

Die Organisation beschäftigt weltweit rund 400 hauptamtliche Mitarbeiter (im Jahr 2019: 465), außerdem projektweise zusätzliche Experten und Freiwillige. Im Geschäftsjahr 2012 verfügte HRW über ein Budget von 59 Millionen US-Dollar, im Jahr 2019 waren es 93 Millionen US-Dollar, hierbei kamen 36 % der Einnahmen aus Quellen außerhalb der Vereinigten Staaten.

Human Rights Watch finanziert sich ausschließlich durch Spenden von Privatpersonen und Stiftungen. (Finanzielle) Hilfe von nationalen Regierungen lehnt die Organisation kategorisch ab.

Im September 2010 spendete der Milliardär George Soros 100 Millionen Dollar an die Organisation.

Von 1993 bis 2022 war Kenneth Roth Geschäftsführer (Executive Director) von Human Rights Watch. Auf ihn folgte Tirana Hassan. Im Februar 2025 wurde sie von ihrem Amt abberufen. Interimistisch übernahm Federico Borello das Amt.

Positionen

Die Organisation konzentriert sich vor allem auf Recherche und die öffentlichkeitswirksame Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen. Hauptanliegen der Organisation ist Verhinderung sozialer oder geschlechterbezogener Diskriminierung, Korruption in Regierungen und Missbrauch staatlicher Gewalt (z. B. Folter und Isolationshaft). Eine eigene Unterabteilung beschäftigt sich ausschließlich mit Menschenrechtsverletzungen an Frauen. Human Rights Watch war eine der sechs nichtstaatlichen Organisationen, die 1998 die Coalition to Stop the Use of Child Soldiers gründeten.

  • Wie die meisten Menschenrechtsgruppen lehnt auch Human Rights Watch die Todesstrafe ab.
  • Die Organisation tritt für den legalen und unbehinderten Zugang zum Schwangerschaftsabbruch ein.
  • Am 2. März 2005 strengte Human Rights Watch vor einem Gericht in Illinois erfolglos ein Strafverfahren gegen Donald Rumsfeld wegen ausdrücklicher Duldung der Folter in US-Militärgefängnissen an.
  • Während des Libanonkrieges 2006 beschuldigte HRW Israel öffentlich, beim Luftangriff auf Kana sowie durch Angriffe auf Krankenhäuser, deutlich gekennzeichnete Ambulanzfahrzeuge, weißbeflaggte Flüchtlingskonvois und durch den Einsatz international geächteter Waffen (beispielsweise Phosphorbomben) Kriegsverbrechen begangen zu haben.
  • Im Juli 2014 warf die Organisation in einer Studie der NSA und anderen US-Geheimdiensten vor, mit ihrer Überwachung den investigativen Journalismus in den USA zu behindern und die Pressefreiheit zu gefährden.
  • Die Organisation verurteilt militante Übergriffe von „Tierschützern“, nachdem es insbesondere in Indien mehrfach zur Tötung von Anhängern muslimischer Minderheiten durch militante Hindus kam. Auch die drakonischen Strafen, die bei der Missachtung des Schlachtungsverbotes verhängt werden, kritisiert HRW.
  • Die Organisation ist Mitbegründerin der internationalen Kampagne zum Bann von Landminen ICBL und veröffentlicht regelmäßig Berichte über deren Einsatz, insbesondere zum Einsatz verbotener Antipersonenminen.

Ehrungen

  • Im April 2005 zeichnete die Theodor-Heuss-Stiftung Human Rights Watch mit dem 40. Theodor-Heuss-Preis aus.
  • Am 10. Dezember 2008 erhielt Human Rights Watch zusammen mit sechs anderen Personen den Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen in New York.
  • Am 21. Juni 2016 erhielt HRW den Theodor-Wanner-Preis 2016, der vom Institut für Auslandsbeziehungen verliehen wird.

Die Organisation ihrerseits verleiht die Alison Des Forges und Hellman Hammett Grants, benannt nach Lillian Hellman und Dashiell Hammett.

Kritik

Mitte Juli 2009 berichtete Jeffrey Goldberg in dem Magazin The Atlantic über den Autor David Bernstein, der behauptet habe, dass eine Gruppe von HRW-Funktionären unter der Leitung der Chefin für den Bereich Nahen und Mittleren Osten, Sarah Leah Whitson, nach Saudi-Arabien gereist sei, „um Geld von wohlhabenden Saudis zu sammeln, indem HRWs Dämonisierung Israels hervorgehoben“ werde; eine Anprangerung der desaströsen Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien sei nur ein sekundäres Ziel der Reise gewesen.

Im Mai 2014 richteten die Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und Mairead Maguire, der ehemalige stellvertretende UNO-Generalsekretär Hans von Sponeck, der UN-Sondergesandte Richard Falk und über hundert Wissenschaftler einen offenen Brief an den damaligen Geschäftsführer Kenneth Roth, in dem sie die Nähe von Human Rights Watch zur Regierung der USA u. a. in Form des „Drehtürsystems“ zwischen Human Rights Watch und der US-Regierung kritisierten und die Organisation aufforderten, diesen Zustand zu beenden.

Am 5. November 2019 erklärte das Oberste Gericht in Jerusalem die geplante Ausweisung des Regionalleiters Omar Schakir für rechtens. Das Innenministerium hatte 2018 entschieden, das Arbeitsvisum Schakirs nicht zu verlängern, weil dieser Boykottaktionen unterstütze. Omar Schakir, ein US-Amerikaner mit irakischen Wurzeln verließ Israel im Dezember 2019 und setzte seine Arbeit vom benachbarten Jordanien aus fort.

Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass der Exekutivdirektor von Human Rights Watch, Kenneth Roth, im Jahr 2012 Spenden des saudischen Immobilienmagnaten Mohamed Bin Issa Al Jaber angenommen hatte, unter der Bedingung, dass die Spende von 470.000 US-Dollar nicht zur Unterstützung der LGBT-Fürsprache im Nahen Osten und Nordafrika verwendet werden dürfe. Die Spende wurde zurückgegeben, und Human Rights Watch gab eine Erklärung heraus, in der es hieß, dass die Annahme der Spende eine „zutiefst bedauerliche Entscheidung“ sei; The Intercept wertete es als Reaktion auf seinen Untersuchungsbericht zu der Spende.

Im April 2021 veröffentlichte HRW einen Bericht, in dem sie dem israelischen Staat Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Palästinensern in Westjordanland, dem Gazastreifen und in Ostjerusalem vorwarf. Einer der Autoren der Studie war der 2019 ausgewiesene Omar Schakir. Das israelische Außenministerium warf Human Rights Watch vor, mit dem Vorwurf Apartheidverbrechen gegen die Palästinenser zu verüben eine „Anti-Israel-Agenda“ zu verfolgen.

Literatur

  • Aryeh Neier: The international human rights movement: a history (= Eric D. Weitz [Hrsg.]: Human Rights and Crimes against Humanity). Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-13515-1, S. 204–232 (englisch). 

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