Der Kleine Sankt Bernhard (französisch Col du Petit Saint-Bernard; italienisch Colle del Piccolo San Bernardo) ist ein 2188 m s.l.m. hoher Pass in den Grajischen Alpen, der das Isèretal im französischen Département Savoyen mit dem Aostatal verbindet. Erbaut wurde die Passstraße von Napoleon III.
| Kleiner Sankt Bernhard | |||
|---|---|---|---|
| Passhöhe des kleinen Sankt Bernhard von Süden mit Blick auf den Mont Blanc | |||
| Himmelsrichtung | Südwesten | Nordosten | |
| Passhöhe | 2188 m | ||
| Region | Département Savoie, Frankreich | Region Vallée d'Aoste, Italien | |
| Wasserscheide | Isère → Rhone | Dora Baltea → Po | |
| Talorte | Bourg-Saint-Maurice | Pré-Saint-Didier | |
| Ausbau | D 1090 | ||
| Wintersperre | Zweiter Montag im November bis Letzter Freitag im Mai | ||
| Gebirge | Grajische Alpen | ||
| Profil | |||
| Bergwertung | 2. Kategorie | 1. Kategorie | |
| Ø-Steigung | 4,5 % (1184 m / 31 km) | 5,1 % (1380 m / 22,6 km) | |
| Karte | |||
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| Koordinaten | 45° 40′ 49″ N, 6° 53′ 2″ O | ||
Auf der ausgedehnten Passhöhe verläuft die Grenze zwischen Frankreich und Italien. Der Kulminationspunkt der Passstraße liegt auf italienischer Seite. Die Straße ist im Winter gesperrt; mehrere Abschnitte werden dann als Skipisten des Skigebietes La Rosière-La Thuile genutzt.
Geschichte
Auf der Wasserscheide liegt der urgeschichtliche Steinkreis des Kleinen Sankt Bernhard.
Der Kleine Sankt Bernhard ist eine von mehreren Möglichkeiten für Hannibals Zug über die Alpen.
Auf der französischen Seite befindet sich kurz vor der Passhöhe ein Monolith. Er trug einst eine Statue des römischen Gottes Jupiter, heute diejenige des christlichen Heiligen Bernhard von Menthon. Dieser soll das Hospiz auf dem Pass gegründet haben, von dem nur noch eine Ruine übrig geblieben ist.
Das neue Hospizgebäude stand unter der Leitung des Ritterordens der hl. Mauritius und Lazarus. Ein bekannter Betreuer des Hospizes war Pierre Chanoux, auf welchen der Alpine botanische Garten Chanousia an der Passstraße zurückgeht.
Nach der italienischen Kriegserklärung an Frankreich am 10. Juni 1940 im Zweiten Weltkrieg kam es während der Schlacht in den Westalpen zu schweren Kämpfen auf der Passhöhe, in deren Verlauf allein auf italienischer Seite 600 Menschen ums Leben kamen. Das Hospizgebäude und der botanische Garten wurden zerstört.
Auffahrten
Die Südwestauffahrt vom französischen Isèretal beginnt in Bourg-Saint-Maurice. Sie verläuft auf der D1090 und weist auf einer Länge von 29,8 Kilometern eine durchschnittliche Steigung von 4,6 % auf. Auf den ersten drei Kilometern liegen die Steigungsprozente bei rund 4 %, ehe man die Gemeinde Séez erreicht. Hier zweigt die D902 ab, die in weiterer Folge auf den Col de l’Iseran führt. Die D1090 hingegen führt über 19 Kehren bei gleichmäßigen Steigungsprozenten von rund 5 % nach La Rosière, einem Wintersportgebiet, das auf einer Höhe von 1850 Metern liegt. Dieses wird nach etwa 22 Kilometern erreicht. Zugleich überquert man die Baumgrenze und die Charakteristik des Anstiegs verändert sich. In offenem Terrain geht es nun bei Steigungsprozenten von rund 4 % auf geradem Weg in Richtung Norden, ehe auf den letzten Kilometern zwei weitere Kehren bei rund 5 % absolviert werden müssen.
Die Nordostauffahrt vom italienischen Aostatal hat ihren Ausgangspunkte in der Gemeinde Pré-Saint-Didier. Sie ist 22,7 Kilometer lang und weist eine durchschnittliche Steigung von 5,2 % auf. Die Auffahrt lässt sich dabei in zwei Abschnitt unterteilen. Die ersten neun Kilometer führen nach La Thuile, wobei die Straße zunächst bei rund 5 % über acht Kehren führt. Im Anschluss werden mehrere Tunnel durchfahren und die Straße flacht immer wieder stärker ab. Kurz nach La Thuile beginnt der zweite Abschnitt, der mit rund 6 % etwas steiler ist. Über mehrere Kehren geht es nun abwechselnd durch offenes und bewaldetes Terrain, ehe man bei der Unterkunft Re delle Alpi die Baumgrenze überquert. Auf den letzten drei Kilometern flacht die Straße mehrmals ab, ehe man den Lago Verney passiert und die Passhöhe erreicht.
Radsport
Tour de France
Die Tour de France führte erstmals im Jahr 1949 über den Kleinen Sankt Bernhard. Damals führte die 17. Etappe von Briançon über 257 Kilometer nach Aosta, wobei die Südauffahrt des Kleinen Sankt Bernhard nach dem Col de Montgenèvre, Col du Mont Cenis und Col de l’Iseran als Schlussanstieg diente. Die 36. Austragung der Frankreich-Rundfahrt stand damals ganz im Zeichen der beiden Italiener Gino Bartali und Fausto Coppi, deren Rivalität in die Geschichte des Radsports einging. Bei der Tour de France fuhren beide unter der Leitung von Alfredo Binda für die italienische Nationalmannschaft. Auf der 16. Etappe schoben sich die beiden Italiener auf die ersten beiden Plätze der Gesamtwertung. Tags drauf setzten sich die beiden im Schlussanstieg des Kleinen Sankt Bernhard von den restlichen Fahrern ab, wobei der gesamtführende Gino Bartali auf der Passhöhe die Bergwertung der 2. Kategorie gewann. Nach der anschließenden Abfahrt erlitt Gino Bartali zunächst einen Platten, ehe er rund 40 Kilometer vor dem Ziel zu Sturz kam. Nachdem er zunächst auf seinen Teamkollegen gewartet hatte, erhielt Fausto Coppi nun die Freigabe von Afredo Binda auf seine eigenen Ambitionen zu fahren. Fausto Coppi gewann die Etappe mit einem Vorsprung von fast fünf Minuten, womit er das Gelbe Trikot übernahm. Diese sollte er bis zum Ende der Rundfahrt nicht mehr abgeben.
Die zweite Überquerung erfolgte im Jahr 1959 auf der 18. Etappe, wobei erneut die Südauffahrt auf dem Weg nach Aosta genutzt wurde. Der Italiener Michele Gismondi sicherte sich auf der Passhöhe eine Bergwertung der 1. Kategorie, ehe sein Landsmann Ercole Baldini die Etappe gewann. Federico Bahamontes verteidigte das Gelbe Trikot und feierte wenige Tage später seinen einzigen Tour-de-France-Gesamtsieg. Vier Jahre später führte der Spanier über den Kleinen Sankt Bernhard, ehe es über den Großen Sankt Bernhard und die Kombination aus Col de la Forclaz und Col des Montets nach Chamonix ging. Im Zielsprint musste sich Federico Bahamontes dem Franzosen Jacques Anquetil geschlagen geben, der das Gelbe Trikot verteidigte und kurz darauf seinen vierten von fünf Gesamtsiegen feierte.
Die einzige Nordbefahrung fand im Jahr 2009 statt, als die Tour de France auf der 16. Etappe von Martigny nach Bourg-Saint-Maurice führte. Im Anschluss an den Großen Sankt Bernhard wurde der Kleine Sankt Bernhard als Bergwertung der 1. Kategorie überquert, wobei sich der Ausreißer Franco Pellizotti die meisten Punkte sicherte. Auf der anschließenden Abfahrt kam der Deutsche Jens Voigt bei hoher Geschwindigkeit zu Sturz. Er zog sich eine Fraktur des Jochbeins und Kiefers zu und erlitt eine Gehirnerschütterung.
| Jahr | Etappe | Bergwertung | Fahrer | Auffahrt |
|---|---|---|---|---|
| 1949 | 17. Etappe | 2. Kategorie | Gino Bartali | Süd |
| 1959 | 18. Etappe | 1. Kategorie | Michele Gismondi | Süd |
| 1963 | 17. Etappe | 2. Kategorie | Federico Bahamontes | Süd |
| 2009 | 16. Etappe | 1. Kategorie | Franco Pellizotti | Nord |
Giro d’Italia
Der Giro d’Italia führte bislang nur einmal über den Kleinen Sankt Bernhard. Die einzige Befahrung fand im Jahr 1959 statt, als die 21. Etappe von Aosta um die Mont-Blanc-Gruppe nach Courmayeur führte. Die Südauffahrt des Kleinen Sankt Bernhard stellte dabei die Schlusssteigung dar. Diese nutzte des Luxemburger Charly Gaul um sich von den anderen Gesamtklassement-Fahrern abzusetzen, nachdem er am Fuße des Anstiegs angegriffen hatte, fuhr er einen Vorsprung von sechs Minuten gegenüber dem Gesamtführenden Jacques Anquetil heraus und übernahm somit am vorletzten Tag die Maglia Rosa. Tags drauf fixierte er seinen zweiten Gesamtsieg bei der Italien-Rundfahrt.
| Jahr | Etappe | Bergwertung | Fahrer | Auffahrt |
|---|---|---|---|---|
| 1959 | 21. Etappe | GPM | Charly Gaul | Süd |
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