Komitee für unamerikanische Umtriebe

Das Komitee für unamerikanische Umtriebe, im Original House Committee on Un-American Activities, abgekürzt HUAC (für die Kurzbezeichnung House Un-American Activities Committee; auch HCUA), oft auch übersetzt als Ausschuss für unamerikanische Umtriebe, war ein Gremium beim Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika.

Es sollte ursprünglich die Bedrohung einer Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft durch Anhänger des deutschen Nationalsozialismus, später vor allem während der McCarthy-Ära Kommunisten bzw. deren mögliche Sympathisanten untersuchen und anschließend geeignete Gesetzesentwürfe zur Begegnung der realen oder vorgeblichen Bedrohung vorlegen. Das Komitee verbreitete jahrzehntelang antikommunistische Verschwörungstheorien, deckte in den 1940er Jahren aber auch reale Fälle von Spionage für die Sowjetunion auf.

Vorgänger: McCormack-Dickstein-Committee 1934

Der Vorsitzende des Einwanderungs- und Einbürgerungskomitees im US-Kongress, Samuel Dickstein, der persönliche Untersuchungen über Nazi-Aktionen und faschistische Gruppierungen in den USA angestellt hatte, legte am 3. Januar 1934 seine Ergebnisse dem 73. Kongress vor. Mit der so genannten „Dickstein-Resolution“ (H.R. #198) vom März 1934 wurde dann ein „Komitee zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe“ unter John W. McCormack eingerichtet. Als Jude lehnte Dickstein den persönlichen Vorsitz im Committee ab. Das korrekte Mandat lautete „Informationen zu erhalten, wie ausländische subversive Propaganda in die USA kam und wer sie verbreitete.“

Das Jahr 1934 verbrachte die Kommission mit öffentlichen und privaten Anhörungen in sechs Städten, befragte hunderte Zeugen und erzeugte 4.300 Seiten Material. Dickstein propagierte die Ausrottung aller Spuren des Nazismus in den USA und befragte viele persönlich. Sein Hang zu Dramatik und Sensation, verbunden mit gelegentlich aufgebauschten Vorwürfen, sicherte ihm Schlagzeilen. Besonders abgesehen hatte er es auf den Amerikadeutschen Bund. Das Committee deckte den so genannten Business Plot zum Sturz Roosevelts auf. Aus den Untersuchungsergebnissen resultierte der 1938 verabschiedete Foreign Agents Registration Act.

Dies Committee ab 1938

Im Mai 1938 gab das Repräsentantenhaus mit 191 zu 41 Stimmen eine achtmonatige Untersuchung über „Ausmaß, Charakter und Ziele un-amerikanischer Propaganda-Aktivitäten in den Vereinigten Staaten.“ in Auftrag. Bis 1944 wurden die Kompetenzen des Ausschusses jährlich verlängert und erweitert. Vorsitzender war der demokratische Abgeordnete Martin Dies junior aus Texas, nach dem der Ausschuss zunächst benannt wurde. Der Ausschuss hatte sieben Mitglieder. Außer Dies waren dies:

  • Joe Starnes (Demokratische Partei, Alabama),
  • Jerry Voorhis (Demokratische Partei, Kalifornien),
  • John J. Dempsey (Demokratische Partei, New Mexico),
  • Joseph E. Casey (Demokratische Partei, Massachusetts),
  • J. Parnell Thomas (Republikanische Partei, New York) und
  • Noah M. Mason (Republikanische Partei, Illinois).

Neben NS-verdächtigen Deutschamerikanern befasste es sich nun mit dem Ku-Klux-Klan, stellte aber „mangels Daten“ (Chefberater Ernest Adamson) diese Untersuchung ein. Seit dem Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939, in dessen Folge die Kommunistische Partei der USA (CPUSA) scharf gegen alle Kriegsvorbereitungen der USA agitierte, stand die Partei im Fokus der Untersuchungen. Von nun an machte das HUAC die Angst vor Verschwörungen zur offiziellen Politik der USA. In seinem Tätigkeitsbericht für 1939 definierte das HUAC die USA als religiös und demokratisch, wohingegen Kommunismus gottlos und undemokratisch sei. „Amerikanismus“ erkenne nicht nur die Existenz Gottes an, sondern umfasse auch, dass die Rechte des Volkes vom Gesetz geschützt und strikt durchgesetzt werden; in Russland dagegen seien die Menschen bloße Marionetten des Diktators, der sich die Abschaffung aller Religion zum Ziel gesetzt habe. Durch dieses Othering wurde der Kommunismus zur Folie für die angeblich „amerikanischen Werte“.

Von der CPUSA wurde angenommen, dass sie die Works Progress Administration und das „Federal Theatre Project“ infiltriert hatte. Ausschussvorsitzender Dies behauptete, die Partei repräsentiere „eine vom Ausland kontrollierte Verschwörung, die einen Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten plant“. Der Regierungsapparat wäre von „Kommunisten und Personen, die der Parteilinie folgen“, unterwandert, allein bei der Bundesregierung in Washington seien „nicht weniger als 2000“ von ihnen beschäftigt. Insbesondere verdächtigte er Arbeitsministerin Frances Perkins und Eleanor Roosevelt, die Ehefrau des Präsidenten: Sie wäre „einer der wertvollsten Aktivposten gewesen, den eine als Trojanisches Pferd dienende Organisation wie die Kommunistische Partei besessen hat“. Nachdem mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni und die deutsche Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 Sowjetunion und USA zu Alliierten gemacht hatte, gingen die antikommunistischen Verdächtigungen des HUAC bis 1945 zurück. Aus Sicherheitsgründen befasste man sich auch mit den Lagern der 120.000 während des Krieges internierten US-Japaner und dem „American Youth Congress“, einer mit der Komintern verbundene Organisation.

Ständiger Ausschuss nach 1945

Nach Dies’ Ausscheiden aus dem Kongress schien die Auflösung des Ausschusses eine beschlossene Sache. Doch gelang es John E. Rankin (Demokratische Partei, Mississippi) am 3. Januar 1945 überraschend, ihn als ständigen Ausschuss zu installieren: Nur wenige Minuten nachdem er seine Gesetzesvorlage bekannt gegeben hatte, ließ er darüber abstimmen (shotgun vote). 137 Abgeordnete der Republikaner und 70 Abgeordnete der Demokraten stimmten seiner Gesetzesvorlage zu, 150 Demokraten, 34 Republikaner und zwei Parteilose stimmten dagegen. Mit 207 zu 186 Stimmen war damit Rankins Gesetzesvorlage angenommen. Es wurde festgelegt, dass sechs Abgeordnete der Demokratischen Partei und drei der Republikanischen Partei den nun ständigen Ausschuss bilden sollten, das House Committee on Un-American Activities.

Eingedenk der bisherigen Tätigkeiten des Ausschusses ahnte die Time bereits, was die Zukunft bringen würde:

„In irresponsible hands it could, as it often had under Martin Dies, become a threat to civil liberties, by using the authority and prestige of Congress for unscrupulous or bigoted ends.“

„In unverantwortlichen Händen könnte der Ausschuss, wie schon so oft unter [dem Vorsitz von] Martin Dies, zu einer Bedrohung der bürgerlichen Freiheiten werden, indem er die Autorität und das Ansehen des Kongresses für gewissenlose und bigotte Absichten benutzt.“

Der beginnende Kalte Krieg und der Sieg der Republikaner bei den Kongresswahlen 1946, in deren Folge der Republikaner J. Parnell Thomas aus New Jersey Ausschussvorsitzender wurde, trugen dazu bei, dass das HUAC wieder aktiver wurde. 1947 wurden auch die deutschen Emigranten Thomas Mann, Bertolt Brecht und Hanns Eisler vorgeladen. Brecht verließ daraufhin die USA. Ende der 1940er Jahre stürzte sich das Komitee auf die vermeintlich kommunistische Propaganda aus Hollywood. Dies führte zu einer umfangreichen Schwarzen Liste von linken und kommunistischen Filmschaffenden, darunter die berühmten Hollywood Ten. Wegen ihrer Weigerung, dem Komitee als Zeugen Rede und Antwort über Parteimitgliedschaften zu stehen, wurden diese wegen Missachtung verurteilt und eingesperrt. Sie waren damit diskreditiert und hatten kaum noch die Möglichkeit, in ihrem Beruf als Autor oder Regisseur zu arbeiten. Pro-sowjetische Hollywood-Filme waren aber kaum aufzufinden; eines der seltenen Beispiele ist Mission to Moscow, der tatsächlich mit Unterstützung Franklin D. Roosevelts 1943 in die Kinos gebracht wurde.

Die Arbeit des HUAC nahm für viele Beobachter mit den Anhörungen in Hollywood endgültig den Charakter einer „Hexenjagd“ an. Diese und die folgende Zeit wird als McCarthy-Ära bezeichnet. Senator Joseph McCarthy war nie Mitglied des HUAC, doch der Amerikanist Michael Butter betont, dass er der Inbegriff einer bestimmten Art verschwörungstheoretischen Argumentierens war, das schon vor seinem Wirken einsetzte und für das das HUAC exemplarisch ist.

Gleichwohl trug das Komitee auch zur Entlarvung echter Spione bei: Laut dem Historiker John Braeman war die Unterwanderung von Regierungsinstitutionen und Medien durchaus „kein paranoider Wahn, sondern eine gefährliche Realität“. Die Untersuchungen gegen Regierungsbeamte, die das HUAC 1948 einleitete, gelten als Höhepunkt seines Einflusses: Durch die Aussagen der Zeugin Elizabeth Bentley, die sie zuvor schon beim FBI gemacht hatte, konnten mehrere hochrangige Spione wie die Ökonomen Harry Dexter White, Lauchlin Bernard Currie und William Remington sowie der hochrangige OSS-Mitarbeiter Maurice Halperin überführt werden. Die Aussagen des Time-Chefredakteurs Whittaker Chambers führten zur Verurteilung von Alger Hiss, die vor allem der kalifornische Republikaner Richard Nixon intensiv betrieb, der 1948 dem Ausschuss beigetreten war. Unabhängig von der noch heute umstrittenen Frage, ob Hiss tatsächlich schuldig war – er erschien den Konservativen aus beiden Parteien als typischer Vertreter all dessen, was sie verachteten: Liberalismus, Internationalismus, exzellente Bildung. Der Fall war für sie eine Gelegenheit, mit dem New Deal der Roosevelt-Jahre abzurechnen.

In den 1960er Jahren ermittelte das HUAC gegen die Neuen Linken und stalinistische Studentenparteien wie die Progressive Labor Party. Aber die Zeit hatte sich gewandelt: Im Mai 1960 kam es anlässlich von Anhörungen in San Francisco zu gewalttätigen Ausschreitungen, die American Civil Liberties Union und andere linke Organisationen agitierten zunehmend gegen das HUAC, und auch der Oberste Gerichtshof unter seinem Vorsitzenden Earl Warren fällte wiederholt Urteile gegen den Ausschuss. Betroffene wie Jerry Rubin und Abbie Hoffman hatten viel weniger zu verlieren als Beamte, Angestellte oder Drehbuchautoren. Sie verwandelten die Show-Befragung in eine Art dadaistisches Happening und wurden zu Stars der Gegenkultur, die ihre alten etablierten Gegenspieler lächerlich machten.

Dennoch war der Ausschuss für Hunderte von Entlassungen, eine Unzahl öffentlicher Diffamierungen und im kulturellen Bereich für eine große Zahl faktischer Berufsverbote verantwortlich. Das noch heute gestörte Verhältnis zwischen weiten Teilen der amerikanischen Kulturschaffenden und der Republikanischen Partei der USA wird auch auf die Zeiten dieses Ausschusses zurückgeführt. Die Auswüchse seiner Aktivitäten veranlassten bereits Präsident Harry S. Truman (1884–1972) zu der folgenden Grundsatzkritik:

„I've said many a time that I think the Un-American Activities Committee in the House of Representatives was the most un-American thing in America!“

„Ich habe wiederholt gesagt, dass ich der Meinung bin, das Komitee für unamerikanische Umtriebe im Repräsentantenhaus war die un-amerikanischste Angelegenheit in Amerika!“

Um seinen Kritikern entgegenzukommen, konzentrierte der Ausschuss ab Mitte der 1960er Jahre seine Arbeit auf den Ku-Klux-Klan. 1969 wurde er in Committee on Internal Security (Komitee für innere Sicherheit) umbenannt und mit einem deutlich engeren Mandat versehen. Im Gefolge der erheblichen Schwächung der Republikaner, die die Watergate-Affäre mit sich gebracht hatte, wurde er im Januar 1975 aufgelöst.

Vorsitzende

Name Partei Bundesstaat Amtszeit Kongresse Anmerkungen
Martin Dies Demokraten Texas 1938–1944 75.–79.
Edward J. Hart Demokraten New Jersey 1945 79. im Juli 1945 zurückgetreten
John Stephens Wood Demokraten Georgia 1945–1947 79. 1. Amtszeit
J. Parnell Thomas Republikaner New Jersey 1947–1949 80.
John Stephens Wood Demokraten Georgia 1949–1953 81.–82. 2. Amtszeit
Harold Himmel Velde Republikaner Illinois 1953–1955 83.
Francis E. Walter Demokraten Pennsylvania 1955–1963 84.–88.
Edwin E. Willis Demokraten Louisiana 1963–1969 88.–90.
Richard Howard Ichord Demokraten Missouri 1969–1975 91.–93.

Bedeutende Mitglieder

  • Richard Nixon
  • Gordon H. Scherer
  • Karl Earl Mundt
  • Felix Edward Hébert
  • John E. Rankin
  • Richard B. Vail

Film

Filme, in denen das HUAC ein zentrales Element der Handlung darstellt, sind u. a.:

  • So wie wir waren (1973); Regie: Sydney Pollack, u. a. mit Barbra Streisand, Robert Redford
  • Hollywood vor Gericht (1976); Dokumentarfilm, Regie: David Helpern, u. a. mit John Huston (Erzähler)
  • Der Strohmann (1976); Regie: Martin Ritt, u. a. mit Woody Allen
  • Schuldig bei Verdacht (1991); Regie: Irwin Winkler, u. a. mit Robert De Niro, Annette Bening
  • The Majestic (2001); Regie: Frank Darabont, u. a. mit Jim Carrey, Laurie Holden
  • Trumbo (2015); Regie: Jay Roach, u. a. mit Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren

Literatur

  • John Braeman: House Un-American Activites Committee. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara / Denver / London 2003, Band 1, S. 325–328.

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