Martin Schliessler

Martin Schliessler (* 3. Juni 1929 in Mannheim; † 4. September 2008 in Kanada) war ein deutscher Bergsteiger und Abenteurer sowie Dokumentarfilmer (Kamera, Regie, Drehbuch) und Künstler.

Leben

Martin Schliesslers Eltern waren der Bildhauer Otto Schließler und dessen Ehefrau Gertrud (geborene Körner). Martin Schliessler wuchs in Schwetzingen auf, wo sein Vater sein Atelier hatte, sowie in der Umgebung von Heidelberg. Hier besaßen seine Eltern ein Wochenendhaus. Martin Schliessler heiratete 1956 die Herausgeberin Anemone Heim, mit der er vier Kinder hatte. Die Familie lebte in Baden-Baden, wo sich auch das Studio von Martin Schliessler befand. Bekannt geworden sind von den Kindern der Kameramann Tobias A. Schliessler (* 1958), die Filmproduzentin, Fotografin und Künstlerin Tina Schliessler (* 1962) sowie der Dokumentarfilmer und Künstler Jochen Schliessler (* 1964).

Im Jahre 1979 verkaufte Schliessler sein Studio in Baden-Baden und übersiedelte mit der ganzen Familie nach Vancouver. 1994 eröffnete er dort auf seinem Besitz in Maple Ridge seine eigene Künstlerwerkstatt. Infolge einer Krankheit verlor Schliessler schließlich seine Stimme und starb zurückgezogen im Jahre 2008. 2005 dokumentierten Wolfram Giese und Jochen Schliessler in dem Film Auf verwehten Spuren in vier Teilen die Abenteuerreisen von Martin Schliessler.

Bergsteiger und Abenteurer

Schliessler lernte als Schüler im Battert klettern. Der Battert ist eine Felsengruppe oberhalb von Baden-Baden und ein bekanntes Klettergebiet im Nordschwarzwald. Zeit seines Lebens fühlte er sich mit diesem Klettergebiet verbunden, in dem er mehrere Erstbegehungen machte, die heute noch häufig wiederholt werden (z. B. Neue Falkenwand, VI, 1945) oder aber auch noch heute gehörigen Respekt einflößen (z. B. Raucherwandl, VI+, 1947). Um sich auf die Erstbegehung am Oberreintaldom vorzubereiten, kletterte Schliessler 1946 im Battert im Alleingang an einem Tag sechsunddreißig Seillängen im V. und VI. Grad. Nie wieder habe er besser geklettert als in dieser Zeit.

Im Alter von 14 Jahren wiederholte er 1943 im Wilden Kaiser die „Dülfer“ an der Totenkirchl-Westwand (VII-/VI- A0) und die „Aschenbrenner-Lucke“ an der Fleischbank-Ostwand (VII/VI A0). 1944 wiederholte er als erste Seilschaft die Fleischbank-SO-Verschneidung. Nach dem Krieg gehörte Schliessler zu den Kletterern, die in der Oberreintalhütte im Wettersteingebirge ihre gesamte Freizeit verbrachten. Zu dieser Zeit wurden die schwierigsten, heute als „klassisch“ bezeichneten Routen rund um das Oberreintal erstbegangen und Schliessler gehörte zu den Erschließern. Zu seinen Erstbegehungen gehören der Ostpfeiler am Oberreintalturm (Cukrowski-Schliessler, VI-, 1945) und die Nordwand des Oberreintaldoms (Schliessler-Fischer, damals VI+, A1, 1947). 1949 gelang Schliessler die erste Winterbegehung der Hochwanner-Nordwand und im Jahr 1951 die Erstbegehung der Peitlerkofel-Westwand (Meyer-Schliessler).

Weitere außergewöhnliche Wiederholungen schwerster Kletterwege im gesamten Alpenraum folgten, wie beispielsweise 1949 die Aiguille-Blanche-de-Peuterey-Nordwand (mit Hermann Buhl), 1951 die direkte Westwand der Aiguille Noire de Peuterey (erste Begehung eines Deutschen), 1953 die vierte Begehung der „Carlesso“ an der Torre-Trieste-Südwand und die vierte Begehung der Riffelkopf-Südwand sowie 1959 die 17. Begehung des Walkerpfeilers an den Grandes Jorasses.

1954 nahm er an der deutsch-österreichischen Himalaya-Karakorum-Expedition teil (mit Mathias Rebitsch und Anderl Heckmair) und 1955 war er Teilnehmer der deutschen Andenkundfahrt. Von Letzterer veröffentlichte er später im Selbstverlag sein Expeditionstagebuch. 1967 bestieg er in Begleitung eines Teams um Ray Genet (fast) den Denali. Die Besteigung musste jedoch kurz vor Erreichen des Gipfels wegen schlechten Wetters abgebrochen werden.

Dokumentarfilmer

Martin Schliessler begann 1953 seine Karriere als Dokumentarfilmer in der ersten Eigenproduktion des Südwestfunks: Bergsteiger am Battert. Unter der Regie von Wolfgang Brobeil war er als Kameramann tätig; als Akteur zeigte er spektakulär den Absturz eines Bergsteigers. Bei den Berg- und Forschungfilmfestspielen in Trient erhielt der Film 1954 den ersten Preis für den besten Kletterfilm.

Schliessler wirkte insgesamt an mehr als 200 Natur- und Expeditionsfilmen mit. Der abendfüllende Dokumentarfilm Im Schatten des Karakorum, der im Verlauf der deutsch-österreichischen Himalaya-Karakorum-Expedition entstand und an dem Schliessler als zweiter Kameramann mitwirkte, wurde unter anderem bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1955 mit der „Großen Bronzenen Plakette als bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet. Für seinen Film Im Zauber der Kordilleren erhielt er das „Filmband in Silber“ des Deutschen Filmpreises mit dem Prädikat „Überdurchschnittlicher abendfüllender Kulturfilm“.

Vor allem wurde Schliessler durch seine Reisen nach Alaska bekannt, wo er bis in die 1970er Jahre Natur- und Dokumentarfilme drehte. Schliessler war Buschpilot und flog allein zu einsamen Plätzen, wo er bei bis zu −50 °C Bären, Elche und Karibus filmte. Bei schlechten Wetterbedingungen filmte er am Nordmeer Eisbären und die Errichtung von Ölbohrtürmen. Als Schliessler 1974 mit dem Flugzeug abstürzte, überlebte er unverletzt und dokumentierte filmisch die Tage bis zu seiner Rettung. Seine Themen waren auch das Leben der Eskimos, Goldsucher, Trapper und Rituale der indigenen Bevölkerung.

Die Besteigung des Denali von Ray Genet hielt Schliessler mit einem Team im Film fest. Dieser 1967 gedrehte Film gilt als eines der ausführlichsten Filmdokumente einer Bergbesteigung.

Das deutsche Fernsehen zeigte 1984 zwei sechsteilige Dokumentarfilme von Schliessler, die jeweils 25 Minuten lang waren. Das ARD zeigte Abenteuer der Stille, eine Reportage über die Stromlandschaften, Seen, Inseln, Wüsten, Wildnisgebiete und Gebirge Nordamerikas. Martin Schliessler durchquerte den Kontinent dazu mit Flugzeug, dem Kanu oder zu Fuß. Das ZDF folgte mit Auf verwehten Spuren. Martin Schliessler folgt in dieser Reihe den Spuren von Entdeckern, die in unbekannte Gefilde der Erde vorstießen, aber so gut wie unbekannt geblieben sind.

Autor

Martin Schliessler war auch als Autor bekannt. Sein 1972 erschienenes Erstlingswerk Beruf: Abenteurer erhielt den Literaturpreis der Alpenländer. Seine Bücher Auf verwehten Spuren – Amerika wird entdeckt und Amerikas indianische Seele – Die Bilderwelt des Roten Mannes rangierten in Bestsellerlisten.

Künstler

Schliessler hatte die Kunst der Eltern mit Interesse verfolgt. Schon in den 1950er Jahren gab er als Beruf Bildhauer und Maler an. In Baden-Baden richtete er sich ein Atelier ein, aber erst nach dem Umzug nach Kanada widmete er sich ganz der Malerei und Bildhauerei, wobei er seine Reiseerlebnisse in Skulpturen, Gemälden und Zeichnungen verarbeitete. Er zeigte seine Bronzebüsten, wie zum Beispiel die seines Freundes Anderl Heckmair, und seine bronzenen Tierdarstellungen von Wildziegen, Grizzlybären und Himalaya-Yaks in mehreren Ausstellungen. Einige seiner über 50 Bronzeplastiken, zu deren Motiv er jeweils einen persönlichen Bezug hatte, kommentiert er in dem Buch Portraits.

Schriften (Auswahl)

  • Beruf: Abenteurer. Reisebericht. BLV, München 1972, ISBN 3-405-10964-7.
  • Auf verwehten Spuren. Amerika wird entdeckt. Reisebericht. Umschau-Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-524-69051-3.
  • mit Peter Baumann: Amerikas indianische Seele. Die Bilderwelt des Roten Mannes. Econ, Düsseldorf [u. a.] 1987, ISBN 3-430-11223-0.
  • Portraits. Bildband. Kairos, Tübingen 2003, ISBN 3-920523-03-2.

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