Gemeinsame europäische Sommerzeit

Die Gemeinsame europäische Sommerzeit ist eine Regelung der Europäischen Union für die Sommerzeit in ihren Mitgliedsstaaten in insgesamt drei Zeitzonen. Die EG beschloss 1977 die Einführung der Sommerzeit.

Die mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt wird, und endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt wird.

Europäische Zeitzonen:
violett Azoren (UTC−1)
Azoren, Sommerzeit (UTC±0)
lilablau Westeuropäische Zeit (UTC±0)
blau Westeuropäische Zeit (UTC±0)
Westeuropäische Sommerzeit (UTC+1)
rot Mitteleuropäische Zeit (UTC+1)
Mitteleuropäische Sommerzeit (UTC+2)
gelb Kaliningrader Zeit (UTC+2)
ocker Osteuropäische Zeit (UTC+2)
Osteuropäische Sommerzeit (UTC+3)
hellgrün Moskauer Zeit / Türkei-Zeit (UTC+3)
hellcyan Armenische Zeit / Aserbaidschanische Zeit / Georgische Zeit (UTC+4)

Umsetzung

Geregelt sind die europäischen Sommerzeiten (WESZ, MESZ, OESZ) für die EU in der Richtlinie 2000/84/EG zur Regelung der Sommerzeit und den ergänzenden Mitteilungen 2001/C 35/07 und 2006/C 61/02. Alle 5 Jahre muss die Kommission prüfen, ob die Sommerzeit noch sinnvoll ist – und darf Änderungen vorschlagen. Das Verfahren der Sommerzeit wurde 2007, 2012 und 2017 bestätigt. 2018 wurde die Abschaffung initiiert.

Beteiligt an der Sommerzeit sind alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Überseegebiete sind in der Regel ausgenommen.

Dem System schlossen sich ferner Norwegen und Liechtenstein an, die zum Europäischen Wirtschaftsraum gehören, aber nicht Island.

Weitere Staaten und Gebiete, die sich dem System angeschlossen haben, sind: Albanien, Andorra, Bosnien und Herzegowina, Färöer-Inseln, Gibraltar, Kosovo, Republik Moldau, Monaco, Montenegro, Nordmazedonien, San Marino, Schweiz, Serbien und Vatikanstadt. Dazu kommt das Vereinigte Königreich.

In der Ukraine wurde 2024 beschlossen, dauerhaft auf Standardzeit umzustellen; der Beschluss wurde aber noch nicht umgesetzt.Russland und die russisch besetzten Gebiete Krim, „Volksrepublik Donezk“ und „Volksrepublik Luhansk“ sind nicht beteiligt, ebenso Belarus.

Zeitzonen

Die westeuropäische Zeit und osteuropäische Zeit werden – absolut – gleichzeitig mit der mitteleuropäischen Zeit auf Sommerzeit umgestellt, also um 1:00 Uhr bzw. 3:00 Uhr Zonenzeit.

Westeuropäische Sommerzeit

Die Zeitdifferenz der Westeuropäischen Sommerzeit (WESZ) zur Koordinierten Weltzeit (UTC) (früher Greenwich Mean Time, GMT / Universal Time, UT) beträgt eine Stunde (UTC+1), während die Westeuropäische Zeit (Normalzeit) um null Stunden von der UTC abweicht (UTC±0). Im internationalen Sprachgebrauch wird die Westeuropäische Sommerzeit auch als Western European Summer Time (WEST) oder Western European Daylight Saving Time (WEDT, amerikanisch auch WET DST), in Großbritannien als British Summer Time (BST) bezeichnet.

Mitteleuropäische Sommerzeit

In der Zone der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) ist Sommerzeit die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ), auf Englisch Central European Summer Time (CEST, britisch) oder Central European Daylight Saving Time (CEDT, CET DST, US-amerikanisch) oder auch Middle European Summer Time (MEST). Während MEZ der mittleren Sonnenzeit auf dem 15. östlichen Längengrad entspricht, auf dem beispielsweise Görlitz, Stargard in Polen und Gmünd in Niederösterreich liegen, entspricht MESZ der mittleren Sonnenzeit auf dem 30. östlichen Längengrad, auf dem beispielsweise Sankt Petersburg und Kiew liegen.

Die Zeitdifferenz der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) zur Koordinierten Weltzeit (UTC) (früher Greenwich Mean Time, GMT / Universal Time, UT) beträgt zwei Stunden (UTC+2), während die Mitteleuropäische Zeit (Normalzeit) um eine Stunde von der UTC abweicht (UTC+1).

Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt wird, und endet am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt wird. Die Stunde von 2:00 Uhr bis 3:00 Uhr erscheint im Herbst also zweimal. Die erste Stunde (von 2:00 Uhr bis 3:00 Uhr MESZ) wird mit „2A“ und die zweite Stunde (von 2:00 Uhr bis 3:00 Uhr MEZ) mit „2B“ bezeichnet. Damit ist in der Nacht der Umstellung im Frühling beispielsweise der Zeitpunkt „6:00 Uhr“ schon fünf Stunden nach Mitternacht erreicht, in derjenigen im Herbst hingegen erst sieben Stunden nach Mitternacht. Es wird gewissermaßen die im Frühjahr „eingesparte“ Stunde im Herbst „zurückgegeben“.

Osteuropäische Sommerzeit

Die Zeitdifferenz der Osteuropäischen Sommerzeit (OESZ) zur Koordinierten Weltzeit (UTC) (früher Greenwich Mean Time, GMT / Universal Time, UT) beträgt drei Stunden (UTC+3), während die Osteuropäische Zeit (Normalzeit) um zwei Stunden von der UTC abweicht (UTC+2). Im internationalen Sprachgebrauch wird die Osteuropäische Sommerzeit auch als Eastern European Summer Time (EEST) oder Eastern European Daylight Saving Time (EEDT, amerikanisch auch EET DST) bezeichnet.

Geschichte

Frankreich brachte 1975 ein Memorandum ein, das eine europäische Koordination der Sommerzeit vorschlug, um Energie zu sparen und die Einheit der EWG zu demonstrieren.

Erste Entwürfe der EWG (z. B. 1976/C79/38 und 1976/C131/12) wurden behandelt, führen aber nicht zu einem verbindlichen Beschluss. Von 1973 bis 1979 hatten etwa Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Vereinigtes Königreich nationale Sommerzeiten eingeführt. Deutschland zögerte aber wegen einer Synchronisation mit der DDR. Kanzler Helmut Schmidt schrieb 1979 an Erich Honecker, um eine gemeinsame Regelung zu fordern. Auch Dänemark, Irland und Luxemburg hatten keine Sommerzeit.

Die Einführung von Sommerzeiten in allen mitteleuropäischen Staaten bis 1981 war daher keine Folge der Energiekrisen von 1973 und 1979/80, sondern eine Maßnahme auf dem Weg zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes. Die Vereinheitlichung der Gültigkeitszeiten ging von der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) aus.

Die ersten Entwürfe von 1976 traten dann mit der Richtlinie 1980/737/EWG in Kraft, die sich vorerst auf den Zeitraum 1980/81 bezog. Es galt die Sommerzeit vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im September, Zeitumstellung jeweils um 1:00 UTC (2:00 MEZ ↔ 3:00 MESZ), sodass die erste gemeinsame Sommerzeit vom 6. April 1980, 2:00 MEZ bis zum 28. September 1980, 3:00 MESZ dauerte. Die Schweiz zog ein Jahr später nach.

Diese Regeln wurden vorerst regelmäßig wieder festgesetzt, bis mit der Richtlinie 2000/84/EG eine unbefristet gültige Regelung getroffen wurde.

1996 wurde die Sommerzeit wie in der gesamten EU bis Ende Oktober ausgedehnt.

Beschluss der Abschaffung 2019

Am 8. Februar 2018 beauftragte das EU-Parlament die EU-Kommission mit 384:153 Stimmen damit, eine „gründliche Bewertung der Richtlinie über die Regelung der Sommerzeit vorzunehmen und gegebenenfalls einen Vorschlag zu ihrer Überarbeitung vorzulegen“. Vom 5. Juli bis 16. August 2018 konnten sich mehr als 500 Millionen EU-Bürger online zu ihren Erfahrungen mit der Sommerzeit und zur Frage der Beibehaltung oder Abschaffung der Zeitumstellung äußern. Nach Kommissionsangaben gingen mehr als 4,6 Mio. Antworten ein, was im Vergleich zu anderen öffentlichen Befragungen einen Rekord darstellt. In der Umfrage sprachen sich 84 % der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die Umfrage gilt nicht als repräsentativ.

Die Beteiligung an der Umfrage war in Deutschland am größten, wo 3,79 % der Bevölkerung teilnahmen. Auf den nächsten Rängen folgten Österreich (2,94 %), Luxemburg (1,78 %), Finnland (0,96 %) und Estland (0,94 %). Die geringste Beteiligung wurde im Vereinigten Königreich (0,02 %), Italien, Rumänien (jeweils 0,04 %), Dänemark (0,11 %) und den Niederlanden (0,16 %) verzeichnet. In zwei der 28 EU-Mitgliedsländer befürwortete die Mehrheit der Teilnehmer die Beibehaltung der Zeitumstellung, und zwar in Griechenland (56 %) und Zypern (53 %). In allen anderen EU-Ländern sprachen sich die Teilnehmer mehrheitlich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die höchste Zustimmungsrate für die Abschaffung der Zeitumstellungen gab es bei den Umfrageteilnehmern in Finnland und Polen (jeweils 95 %). Für den Fall einer Abschaffung der Umstellung sprachen sich EU-weit die meisten Teilnehmer für eine „ständige Sommerzeit“ aus. Ein ähnliches Bild ergab sich in den Ländern Deutschland und Österreich.

Danach kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei der Bekanntgabe des Umfrageergebnisses am 31. August 2018 an, die EU-Kommission werde, entsprechend dem ermittelten Bürgerwillen, eine Abschaffung der Zeitumstellung anstreben. Dies erforderte die Zustimmung des EU-Parlaments und der EU-Mitgliedsstaaten. Litauen, Estland, Lettland und Finnland hatten sich zuvor bereits für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen.

Am 26. März 2019 stimmten 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die Abschaffung der Zeitumstellungen, 192 dagegen. Die letztmalige Umstellung sollte demnach im Jahr 2021 erfolgen. Die Mitgliedsstaaten können dann selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Normalzeit oder die bisherige Sommerzeit beibehalten wollen. Die einzelnen Staaten tun sich mit der Abschaffung der Sommerzeit jedoch aus verschiedenen Gründen schwer, zumal die Zeitumstellung in den meisten Ländern (mit Ausnahme von Deutschland und Österreich) kein Thema ist, das die Massen beschäftigt. Außerdem befürchten viele Regierungen einen Flickenteppich von verschiedenen Zeitzonen und fordern eine genauere Folgenabschätzung. Nebst den bereits bestehenden drei Zeitzonen innerhalb von Europa könnte es noch komplizierter werden, wenn beispielsweise von zwei Nachbarländern sich das östliche für die mitteleuropäische und das westliche für die osteuropäische Zeit entscheidet.

Wann und ob überhaupt eine Einigung erzielt werden kann, war auch bei der laut ursprünglichem Plan letzten Umstellung am 31. Oktober 2021 noch weitgehend unklar. Während viele Länder bislang offenbar keine eindeutige Position hinsichtlich der Frage bezogen haben, welche Zeit fortan bei ihnen gelten soll, neigen Portugal und Griechenland eher zu einer Beibehaltung des halbjährlichen Wechsels. Bei einer EU-weiten Abschaffung der Zeitumstellung wird eine Veränderung der heutigen Zeitzoneneinteilung mittlerweile als zwangsläufig erachtet, weil sich sonst insbesondere an den Rändern der großen mitteleuropäischen Zone die Tageslichtphasen zu drastisch verändern würden. So würde die Sonne im Nordwesten Spaniens bei einer dauerhaften Sommerzeit im Winter erst nach 10 Uhr aufgehen, im Osten Polens bei einer permanenten Normalzeit im Sommer bereits gegen 3 Uhr. Da auch schon mit der aktuellen Regelung die Sonne in Warschau im Dezember vor 15:30 Uhr untergeht, wird in Polen von einem Großteil der Bevölkerung und parteiübergreifend im Parlament eine ständige Sommerzeit befürwortet.

Politische Entwicklung in den Mitgliedsstaaten

Deutschland

Die Bundesregierung nahm bislang keine geschlossene Haltung in dieser Frage ein. Federführend agiert hier das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), dessen damaliger Ressortleiter Peter Altmaier sich im Oktober 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit aussprach. Das Ministerium befand sich 2019 in einem Abstimmungsprozess mit deutschen Verbänden, anderen Ministerien und den EU-Staaten, um eine harmonisierte Lösung zu erreichen.

Balearen

Im Oktober 2016 nahm das Regionalparlament der Balearen den Antrag der linksökologischen Partei Mes de Menorca einstimmig an, die Sommerzeit das ganze Jahr über beizubehalten. Damit stellte es sich zugleich gegen umgekehrte Bestrebungen der Zentralregierung Spaniens, die Sommerzeit abzuschaffen, also die Normalzeit ganzjährig einzuführen. Nach der Antragsannahme will sich die Regionalregierung bei der Zentralregierung in Madrid sowie bei der Europäischen Union dafür einsetzen, dass die Balearen künftig die Zeitumstellung aussetzen dürfen. Die ganzjährige Beibehaltung der Sommerzeit (MESZ) würde „gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile“ mit sich bringen.

Polen

In Polen sorgte die oppositionelle Bauernpartei Polskie Stronnictwo Ludowe 2017 für Zustimmung bei allen Sejm-Fraktionen, als ihr Vorsitzender Władysław Kosiniak-Kamysz die Forderung aufstellte, ab dem 1. Oktober 2018 die mitteleuropäische Sommerzeit für das ganze Jahr einzuführen und damit faktisch in die Osteuropäische Zeitzone zu wechseln. Auch bei der PiS-Regierung stieß das Projekt auf Zustimmung. Eine Sprecherin des polnischen Wirtschaftsministeriums lehnte das Vorhaben jedoch ab: „Ein polnischer Alleingang würde ja bedeuten, dass wir sechs Monate im Jahr die Uhr umstellen müssten, wenn wir unsere westliche oder südliche Landesgrenze übertreten. Die Folge wäre ein Durcheinander in der Zusammenarbeit mit unseren engsten Partnern, auch für Touristen.“ Zudem beschäftige sich die EU-Kommission mit den Forderungen nach einer EU-weiten Abschaffung der Zeitumstellung.

Vereinigtes Königreich

Die britische Regierung erklärte nach der Abstimmung (2018), sie habe „derzeit keine Pläne, die Zeitumstellung abzuschaffen“. Später kam es zum Brexit.

Österreich

Norbert Hofer, damaliger Verkehrsminister von Österreich, das in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 den EU-Ratsvorsitz führte, erklärte am 3. Dezember 2018, die Zeitumstellungen würden frühestens 2021 abgeschafft, um eine längere Koordinierung bei der Umsetzung zu ermöglichen.

Beneluxstaaten

Die Beneluxstaaten wollen ihr weiteres Vorgehen abstimmen und erwägen eine gemeinsame Volksbefragung.

Frankreich

Ob die französische Regierung dem Votum einer von der Nationalversammlung im Februar 2019 initiierten Bürgerbefragung folgen wird, bei der 59 % der mehr als 2 Millionen Teilnehmer für eine dauerhafte Sommerzeit stimmten, ist derzeit noch ungewiss.

Siehe auch

Literatur

  • Dietrich Henckel, Björn Gernig, Ulrich Mückenberger: Die Zukunft der Sommerzeit. Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik, Berlin 2020, ISBN 978-3-9823112-0-3 (PDF; 1,04 MB).
  • Michael Downing: Spring Forward. The Annual Madness of Daylight Saving Time. Shoemaker & Hoard, Washington, D.C. 2005, ISBN 1-59376-053-1.
  • Johannes Graf, Claire Hölig: Wer hat an der Uhr gedreht? Die Geschichte der Sommerzeit. Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen 2016.
  • David Prereau: Why We Put the Clocks Forward. Granta Books, London 2005, ISBN 1-86207-796-7.
  • Peter Spork: Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft. Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-44051-7.

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