Naturhistorisches Museum Wien

Das Naturhistorische Museum Wien (kurz NHM) ist ein Naturmuseum am Maria-Theresien-Platz in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien. Gegründet als k. k. Naturhistorisches Museum, zählt es zu den größten und bedeutendsten Museen der Welt. Der Neorenaissancebau wurde 1871 bis 1889 durch Franz Joseph I. von Gottfried Semper und Karl von Hasenauer als Teil des Kaiserforums errichtet. Im Jahr 2024 verzeichnete das NHM rund 971.000 Besucher.

Naturhistorisches Museum Wien


Ansicht vom Maria-Theresien-Platz
Daten
Ort Wien Koordinaten: 48° 12′ 18,5″ N, 16° 21′ 35,8″ O
Art
Architekt Gottfried Semper und Karl von Hasenauer
Eröffnung 10. August 1889
Besucheranzahl (jährlich) 971.061 (2024)
Betreiber
Bundesmuseen
Leitung
Katrin Vohland
Website
www.nhm-wien.ac.at
ISIL AT-NMW

Geschichte

Etwa um das Jahr 1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der in den habsburgischen Erblanden mitregierende Ehemann der österreichischen Monarchin Maria Theresia, vom Florentiner Johann Ritter von Baillou (1679–1758) die zu dieser Zeit größte Sammlung an Naturalien. Das Herz der Sammlung bildeten 30.000 Objekte, darunter seltene Schnecken, Korallen, Muscheln sowie kostbare Edelsteine und seltene Mineralien. Schon damals wurde die Sammlung nach wissenschaftlichen Kriterien geordnet.

Im Laufe der Zeit wurden die Sammlungen so umfangreich, dass die Räumlichkeiten der Hofburg nicht mehr genug Platz boten. Im Zuge der von Franz Joseph I. zu Weihnachten 1857 in Auftrag gegebenen Schleifung der nicht mehr zeitgemäßen Wiener Stadtmauer und des Baues der Ringstraße sah der mit der Verwertung der Grundstücke beauftragte Stadterweiterungsfonds auch Platz für Neubauten für zwei Hofmuseen vor, das naturhistorische und das kunsthistorische. Die naturhistorischen Sammlungen befanden sich zu dieser Zeit nicht mehr im Privatbesitz des Hauses Habsburg-Lothringen, sondern waren als Hofärar, vom Kaiserhof direkt verwaltetes Staatsvermögen, definiert; die kunsthistorischen Sammlungen waren Eigentum der Familienfonds des Kaiserhauses. Für die beiden Museumsbauten fungierte daher der Hofstaat des Kaisers als Auftraggeber.

Das als k. k. Naturhistorisches Museum gegründete Haus, das die großen kaiserlichen Sammlungen der k.k. Hof-Naturalienkabinette aufnahm, wurde am 10. August 1889 eröffnet. Das Hofärar wurde am 12. November 1918 vom Staat Deutschösterreich, 1919 Republik Österreich, übernommen.

Das Naturhistorische Museum, seit 1920 ein Bundesmuseum unter der Aufsicht des Unterrichtsministeriums, nahm in den folgenden Jahrzehnten eine unauffällige Entwicklung. Das klein gewordene republikanische Österreich brachte nicht die Mittel auf, die Einrichtung neueren museologischen Erkenntnissen entsprechend zu gestalten oder die Sammlungen durch aufsehenerregende Zukäufe zu erweitern. Die Ethnographischen Sammlungen wurde 1928 als Museum für Völkerkunde selbstständig.

Während der Diktatur der Nationalsozialisten, 1938–1945, erhielt das Museum Bestände aus „arisiertem“ jüdischen Besitz. Der letzte vor der NS-Zeit 1933 bestellte Generaldirektor, Hermann Michel, der 1938 abgesetzt wurde, fungierte 1947–1951 neuerlich als solcher. Nach 1945 war die Rückgabe unrechtmäßig akquirierter Objekte an die rechtmäßigen Eigentümer in ganz Österreich Jahrzehnte lang kein großes Anliegen der Politik und der Verwaltung. Erst die auf internationalen Druck in den 1990er Jahren beschlossenen Restitutionsbestimmungen führten dazu, dass sich die staatlichen Sammlungen, so auch das NHM, zu systematischer Suche nach zurückzustellenden Objekten veranlasst sahen.

Seit 1978 bestand im NHM der sogenannte Rassensaal, in dem die Evolution der Menschen hin zu Menschenrassen mit verschiedenen Schaustücken und diese bewertenden Begleittexten dargestellt wurde. 1993 kritisierte der britische Anthropologe Adam Kuper den Schauraum als Manifestation „nazi-ähnlicher Rassenforschung“. Erst nach einer Reihe von Artikeln darüber in der Wiener Stadtzeitung Falter und mehreren parlamentarischen Anfragen der Grünen an den zuständigen Wissenschaftsminister wurde die Ausstellung 1996 geschlossen. Die Eröffnung der von Grund auf neu gestalteten anthropologischen Säle erfolgte im Jänner 2013.

Das 1998 erstmals und 2002 geändert beschlossene Bundesmuseen-Gesetz ermöglichte es, das NHM per 1. Jänner 2003 als wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit aus der Bundesverwaltung auszugliedern. Am 8. Juli 2003 wurde es, auch auf Grund der Museumsordnung des Naturhistorischen Museums vom 20. Dezember 2002, in Kraft getreten am 1. Jänner 2003, mit der Firmenbuchnummer 236724z ins Firmenbuch eingetragen.

Von 2003 bis 2009 war Bernd Lötsch Geschäftsführer. Im Dezember 2009 wurde Christian Köberl als Nachfolger vorgestellt, der sein Amt am 1. Juni 2010 antrat. Im Jahr 2020 folgte Katrin Vohland als Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin. Das Kuratorium besteht derzeit aus Sabine Seidler (Vorsitzende), Gabrielle Costigan (stellvertretende Vorsitzende), Roman Duskanich, Johann Zöhling, Werner Gruber, Andreas Hantschk, Bernhard Mazegger, Harald Pflanzl, und Katrin Schäfer.

Das bisherige Pathologisch-anatomische Bundesmuseum im Narrenturm, das letzte noch in direkter Verwaltung des Unterrichtsministeriums verbliebene Museum, wurde im Herbst 2011 per 1. Jänner 2012 mit Bundesgesetz in die wissenschaftliche Anstalt Naturhistorisches Museum Wien eingegliedert und wird seither als Pathologisch-anatomische Sammlung im Narrenturm (NHM) bezeichnet.

Heute verzeichnet das Naturhistorische Museum jährlich über 1.000.000 Besucher und kann in den Teilen, in denen Objekte und Einrichtung die gleichen sind wie zur Eröffnung 1889, als Museum eines Museums betrachtet werden. Mit rund 30 Millionen Sammlungsobjekten zählt das NHM zu den bedeutendsten Naturmuseen der Welt und ist eines der größten Museen Österreichs.

Leitung

ab 1876 Intendant

  • 1876–1884 Ferdinand von Hochstetter
  • 1885–1896 Franz von Hauer
  • 1896–1897 Intendanz unbesetzt, provisorischer Leiter Franz Steindachner
  • 1898–1919 Franz Steindachner

ab 1919 Vorsitzender des Museumskollegiums

  • 1919–1922 Ludwig Lorenz-Liburnau
  • 1923–1924 Franz Xaver Schaffer

ab 1924: Erster Direktor

  • 1925–1932 Hans Rebel
  • 1933–1938 Hermann Michel
  • 1938–1939 Otto Pesta, „kommissarischer Leiter“
  • 1939–1945 Hans Kummerlöwe, „erster Direktor der wissenschaftlichen Museen in Wien“
  • 1945–1951 Hermann Michel
  • 1951–1962 Hans Strouhal
  • 1963–1971 Karl Heinz Rechinger
  • 1972–1978 Friedrich Bachmayer
  • 1979–1987 Oliver Paget
  • 1987–1994 Heinz Kollmann

ab 1994 Generaldirektor bzw. Generaldirektorin

  • 1994–2009 Bernd Lötsch
  • 2010 Herbert Kritscher (interimistisch)
  • 1. Juli 2010 – 30. Mai 2020 Christian Köberl
  • seit 1. Juni 2020: Katrin Vohland

Das Gebäude

Der Architekt wurde von 1867 an in einem Wettbewerb ermittelt, an dem Karl Hasenauer teilnahm; der Kaiser ließ Hasenauers Pläne von Gottfried Semper begutachten, und Hasenauer gewann ihn zur Mitarbeit. Daraus ergab sich eine nicht immer harmonische Gemeinschaftsarbeit der beiden Architekten an beiden Museen. Der Bau beider Hofmuseen begann 1871, sechs Jahre nach der feierlichen Eröffnung der Ringstraße; das Kunsthistorische Museum wurde 1891, zwei Jahre später als das NHM, eröffnet.

Die beiden Museumsbauten waren von ihrer Anordnung quer zur Ringstraße darauf ausgerichtet, mit zwei an der anderen Seite der Straße anzuschließenden neuen Trakten der Hofburg und der historischen Front der Hofburg ein monumentales Kaiserforum einzurahmen (siehe auch Heldenplatz), das auf Grund des Endes der Monarchie 1918 Torso blieb. Semper und Hasenauer bauten aber von 1881 an einen der beiden geplanten neuen Trakte der Hofburg, die sogenannte Neue Burg, zwischen Kunsthistorischem Museum und Hofburg. Und sie bauten an einem anderen Teil der Ringstraße 1874–1888 das neue k.k. Hof-Burgtheater.

Das Museumsgebäude erstreckt sich zwischen Zweierlinie bzw. Museumsplatz und Burgring; die Rückseite grenzt an die Bellariastraße. Die Vorderseite im Südosten wendet sich dem symmetrischen Park und dem gegengleichen Kunsthistorischen Museum zu. Das Gebäude ist 170 m lang und im Mittelteil 70 m breit und umschließt zwei rechteckige Höfe von etwa 50 m Länge und 25 m Breite und bedeckt eine Fläche von etwa 8720 m². Es ist in vier Geschoße, Tief-, Hochparterre, I. und II. Stock unterteilt. Die Attika des vorspringenden Mittelrisalit ist 32 m hoch und wird von einer 33 m hohen achteckigen Kuppel überragt, auf deren Laterne eine über 5 m hohe bronzene Statue des griechischen Sonnengottes Helios steht, Symbol des allbelebenden Elementes in der Natur. Diese Figur, wie auch die gegenüberliegende Pallas Athene auf der Kuppel des Kunsthistorischen Museums, wurde von Johannes Benk geschaffen. In den Zwickelfelder der großen Kuppelfenster befinden sich Reliefs mit Viktorien von Hugo Haerdtl. Vier Tabernakel von Johann Silbernagl (1836–1915) mit sitzenden Statuen von Hephaistos, Gaia, Poseidon und Urania, den vier Elementen der Antike, umkränzen die Kuppel und bilden die Ecken der quadratischen Attika. In den 16 Giebelfüllungen sind allegorische Figuren ausgeführt. An der Kuppel ist in goldenen Buchstaben die kaiserliche Widmung angebracht: „Dem Reiche der Natur und seiner Erforschung Kaiser FRANZ JOSEPH I.“ Unter der Kuppel befindet sich das prunkvolle Stiegenhaus. Der Fassadenschmuck stammt von Gottfried Semper, der unter Berufung auf Alexander von Humboldt damit die geschichtliche Entwicklung der Naturerkenntnis aufzählt. Im Einzelnen symbolisieren die Skulpturen im Hochparterre die Geschichte der Erfindungen, in den Obergeschoßen Ereignisse, die zu Erweiterungen der Welterkenntnis geführt haben und die Statuen bedeutender Naturforscher auf der Attika das persönliche Verdienst beginnend jeweils an der Museumsecke Ring-, Bellariastraße, entlang Bellariastraße von links nach rechts um das Museum herumführend. Die großen Figureneckgruppen der Mittelrisalite symbolisieren mit ihren Menschentypen die Erdteile. Links und rechts des Haupteingangs sind Europa und Amerika mit Australien gefertigt von Karl Kundmann dargestellt, an der Bellariastraße Asien und Afrika von Anton Paul Wagner. Die Fassade und die Stuckdekorationen in den Innenräumen zeigen die historische Erschließung von Welt und Weltraum. Des Weiteren befinden sich in den Ausstellungsräumen über 100 Ölgemälde mit Motiven aus der Welt der Wissenschaft.

Abteilungen

Das Museum ist in folgende Abteilungen gegliedert, die von wissenschaftlichen Leitern geführt werden:

  • Anthropologische Abteilung
  • Archiv für Wissenschaftsgeschichte
  • Botanische Abteilung
  • Geologisch-Paläontologische Abteilung
    • Karst- und Höhlenkundliche Arbeitsgemeinschaft
  • Mineralogisch-Petrographische Abteilung
  • Abteilung für Ökologie und Umweltbildung
  • Prähistorische Abteilung
  • 1. Zoologische Abteilung (Wirbeltiere) mit Molekular-Systematischer Untersuchungsstelle
  • 2. Zoologische Abteilung (Insekten) mit zoologischer Hauptpräparation
  • 3. Zoologische Abteilung (wirbellose Tiere)

Anthropologische Abteilung

Die Anthropologie-Dauerausstellung wurde nach der Schließung des früheren „Rassensaales“ 1996 von Grund auf neu konzipiert und im Jänner 2013 eröffnet. Sie widmet sich der Evolution der Hominiden und dem Entstehungsprozess des Menschen. In den Sälen 14 und 15 stehen dabei zwei Themenbereiche im Zentrum: der aufrechte Gang und die Gehirn­evolution. Ausgehend von den nächsten lebenden Verwandten, den Menschenaffen, wird mit mehreren paläoanthropologische Themenblöcken die Entwicklung des modernen, an unterschiedliche Naturräume adaptierten Menschen Homo sapiens bis zur Jungsteinzeit dargestellt. Dabei wird die Entwicklung nicht nur als (prä-)historischer und biologischer Prozess aufgezeigt, sondern auch die kulturelle Entwicklung als wesentliche Komponente der Menschwerdung hervorgehoben.

Gemäß neuen Erkenntnissen zur Evolution des Menschen wird die Entwicklung nicht in Form eines Stammbaumes, sondern als „Stammbusch“ aus Glas veranschaulicht, der einerseits verdeutlichen soll, dass die Entwicklung nicht geradlinig erfolgte, und anderseits auf „den vagen Charakter“ der auf „fragmentarischen fossilen Zeugnissen basierenden Rekonstruktionsversuche“ hindeuten soll. Gezeigt wird auch eine repräsentative Auswahl von Fossilien sowie Weichteilrekonstruktionen von Homo erectus, Neandertaler und Homo sapiens.

Bestand:

  • Osteologische Sammlung (Skelette/Skelettteile; ca. 40.000 Objekte)
  • Somatologische Sammlung (ca. 2600 Objekte)
  • Röntgenbildsammlung (mehr als 1500 Bilder)
  • Abgusssammlung (ca. 2000 Objekte)
  • Bildarchiv (mehr als 50.000 Inventarnummern, darunter ca. 8000 Glasplatten)

Archiv für Wissenschaftsgeschichte

Das Archiv ist in fünf Abteilungen mit insgesamt über einer Million Objekten unterteilt:

  1. Verwaltungsarchiv, Sammlung und Dokumentation der Geschichte des Naturhistorischen Museums
  2. Brief- und Nachlasssammlung (Nachlässe, Teil- und Splitternachlässe)
  3. Bildersammlung (Gemälde, Aquarelle, Grafiken, Bleistift- und andere Zeichnungen)
  4. Foto- und Glasplattennegativ-Sammlung (historische Fotos und Glasplatten)
  5. Dingliche Quellen (Druckstöcke, Schreibmaschinen, Fotoapparate, Büsten etc.)

Botanische Abteilung

Das Herbar des Naturhistorischen Museums gehört aufgrund der hohen Anzahl an über 200.000 Typusbelegen zu den wichtigsten Sammlungen der Welt.

Die Sammlungen stammen ursprünglich zu einem erheblichen Teil aus eigenen Expeditionsreisen, aber seit Jahrzehnten schon aus einem regen Tauschverkehr mit internationalen Partnerschaftsinstitutionen. Die geographischen Schwerpunkte der Sammlungsbestände sind in Europa die Gebiete der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Mitteleuropa sowie der gesamte Mediterranraum, insbesondere Griechenland und die Türkei. Die Zentren des Sammlungsinteresses am asiatischen Kontinent sind der Orient, das Kaukasus- und das Gebiet der Flora Iranica (iranisches Hochland und angrenzende Regionen). Aus Afrika sind Sammlungen vor allem aus Tunesien, Ost- und Zentralafrika sowie aus dem Kap-Gebiet vorhanden. Sammlungskerngebiete in Südamerika sind vor allem Brasilien sowie Argentinien und Chile. Die botanische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien bewahrt außerdem zahlreiche Belege aus Australien und Neuseeland auf.

Die botanischen Sammlungen des Hauses gliedern sich in:

  • Herbarium Phanerogamen (Blütenpflanzen)
  • Herbarium Kryptogamen (Geheim- oder Verborgenblüher)
  • Holzsammlung
  • Frucht- und Samensammlung
  • Alkoholpräparate
  • Diatomeenpräparate (Kieselalgen)

Im Schaubereich des Museums gibt es derzeit noch keine Spezialausstellung zu Themen der Botanik.

Geologisch-Paläontologische Abteilung

Erdaltertum

Im Saal 7 des Museums wird vorwiegend das Erdaltertum präsentiert. Zu den Höhepunkten dieses Raumes gehört zum Beispiel der nachgebaute, künstliche Karbon-Wald. In diesem sind originalgetreue und -große Modelle von Tieren anzutreffen, die zu jener Zeit (vor mehr als 300 Millionen Jahren) existiert haben. Dazu gehören unter anderem Riesenlibellen wie Meganeura. Ebenfalls zu erwähnen ist das Diorama eines Riffs aus dem Silur.

Sauriersaal

Im Sauriersaal befinden sich drei Skelettrekonstruktionen großer Dinosaurier: Allosaurus, Diplodocus und Iguanodon. Nebst diesen sind noch weitere, kleinere Objekte, wie die Knochen- und Lebendrekonstruktion eines Tyrannosaurus-Schädels zu besichtigen. Zudem sind ein Lebendmodell eines Deinonychus in Originalgröße, mehrere Skelette kleinerer Dinosaurier wie Psittacosaurus oder Protoceratops sowie Skelettteile (beispielsweise ein Triceratops-Schädel und ein Ultrasaurus-Bein) ausgestellt. Am 5. Oktober 2011 wurde der neu gestaltete Sauriersaal eröffnet. Die Ausstellung wurde dabei um weitere Skelette, lebensgroße Modelle und Computeranimationen ergänzt, z. B. veranschaulicht das animierte Modell eines Allosaurus dessen Bewegungsabläufe, die lebensecht rekonstruiert wurden. An der Decke schwebt ein originalgroßes Pteranodon-Modell. Videoanimationen und interaktive Stationen vermitteln das Leben der Dinosaurier, es wird aber auch jener Asteroideneinschlag visualisiert, der letztlich zum abrupten Ende der Dinosaurier führte.

Erdneuzeit

Der Saal 9 des Museums zeigt hauptsächlich die Erdneuzeit. Diese begann vor ca. 65 Millionen Jahren, nach dem Ende der Kreidezeit und dem Aussterben der Dinosaurier und anderer Reptilien. Der Besuchermagnet dieser Schausammlung ist das Skelett eines Prodeinotheriums, das vor etwa 17 Millionen Jahren lebte und zu den Deinotherien gehörte, entfernten Verwandten der heutigen Elefanten. Daneben sind mehrere Kiefer weiterer früher Rüsseltiere ausgestellt. Viele Fossilien von Pflanzen aus dem Raum Wien sind zu sehen. Diese geben einen Eindruck von der Vegetation dieser Gegend vor mehreren Millionen Jahren.

Gänge im Hochparterre

Das Museum verfügt über viele Skelettrekonstruktionen von Tieren, die während der letzten Eiszeit lebten. Dazu zählt beispielsweise das Mammut, die Säbelzahnkatze oder der Riesenhirsch sowie der Höhlenbär. All diese und noch weitere Lebewesen sind in den Gängen des Hochparterres des Naturhistorischen Museums ausgestellt.

Karst- und Höhlenkundliche Arbeitsgemeinschaft

Die heutige Karst- und Höhlenkundliche Arbeitsgemeinschaft ist Teil der Geologisch-Paläontologischen Abteilung. Davor existierte sie als wissenschaftliche Abteilung für Karst- und Höhlenkunde und unter wechselnden Namen seit 1987 am Naturhistorischen Museum Wien und geht historisch auf das ehemalige Referat für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt zurück, das 1979 unter Hubert Trimmel in den Verantwortungsbereich des NHM Wien gestellt wurde. Die Abteilung widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung und dem Schutz von Höhlen- und Karstgebieten. Höhlen sind geologische Phänomene und wertvolle Archive der Natur- und Menschheitsgeschichte. Karstgebiete sind spezielle Landschaftstypen, die auf die Löslichkeit von Gesteinen zurückgehen, und bergen Höhlen und unterirdische Entwässerungssysteme in sich. Neben der wissenschaftlichen Bedeutung dieses Landschaftstyps haben die Karstgebiete daher einen immensen Stellenwert für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Karsthöhlendokumentationen, Quelltuffuntersuchungen, die Erstellung von Karstverbreitungs- und Karstgefährdungskarten u. ä. m. kennzeichnen das wissenschaftliche Betätigungsfeld dieser Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Seit 2010 zeichnet die Abteilung im Rahmen der Ausstellung „Höhlen – Landschaften ohne Licht“ in den an den Vortragssaal anschließenden Sonderschauräumen auch für die Wissensvermittlung dieses Themas an das breite Museumspublikum verantwortlich.

Mineralogisch-Petrographische Abteilung

Bestand: etwa 150.000 inventarisierte Objekte, etwa 15 % davon öffentlich ausgestellt

Meteoritensammlung

Die Ursprünge der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums reichen zurück bis ins Jahr 1778 und sie ist damit die älteste derartige Sammlung der Welt. Sie beherbergt im Jahr 2025 Exemplare von 2.675 verschiedenen Meteoriten (darunter ca. 470 Fälle und ca. 2.080 Funde) und besteht aus rund 10.800 katalogisierten Objekten (8.092 Präparate und 2.733 Dünnschliffe und polierte Präparate). Damit ist sie eine der größten Meteoritensammlung der Welt - und reiht sich ein nach der National Meteorite Collection im National Museum of Natural History in Washington D.C. (mit mehr als 55.000 Exemplaren von mehr als 20.000 verschiedenen Meteoriten) und der Sammlung antarktischer Meteoriten im National Institute of Polar Research in Tokio (mit etwa 17.400 Meteoriten). Im Jahr 2024 wurde die Meteoritensammlung des NHM von der International Union of Geological Sciences (IUGS) aufgrund ihrer wissenschaftshistorischen Bedeutung als eine von weltweit 11 geowissenschaftlichen Sammlungen als „IUGS Geocollection“ ausgezeichnet.

Im Meteoritensaal (Saal V) des Museums werden rund 1.100 Einzelexemplare mit historischer und wissenschaftlicher Bedeutung ausgestellt. Sie stammen von 650 verschiedene Meteoriten - verteilt auf 300 Fälle (bei denen der Eintritt in die Erdatmosphäre beobachtet werden konnte) und 350 Funde (bei denen keine Meteor-Beobachtung bekannt ist). Die Schausammlung ist damit mit Abstand die größte öffentlich zugängliche Meteoriten-Sammlung der Welt. Kuratorin der Meteoritensammlung ist seit August 2024 Andrea Patzer.

Ihre Vorgänger waren:

  • Ludovic Ferrière (Kurator von 2018 bis 2024) - karenziert um am NHM in Abu Dhabi eine Meteoritensammlung aufzubauen
  • Franz Brandstätter (Kurator von 2004 bis 2018)
  • Gero Kurat (Kurator von 1968 bis 2003)

Auch Christian Köberl, von Juni 2010 bis Mai 2020 Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien, ist ein renommierter Impaktforscher.

Österreichische Meteoriten

Im Meteoritensaal sind in einer eigenen Vitrine alle 10 bis zum Jahr 2024 auf österreichischem Staatsgebiet gefundenen Meteoriten ausgestellt:

  • Mauerkirchen (Meteorit) – Fall: 20. November 1768
  • Mühlau (Meteorit) – Fund: 1877
  • Minnichhof (Meteorit) – Fall: 27. Mai 1905
  • Lanzenkirchen (Meteorit) – Fall: 28. August 1925
  • Prambachkirchen (Meteorit) – Fall: 5. November 1932
  • Ischgl (Meteorit) – Fall: 24. November 1970
  • Meteorit von Ybbsitz – Fund: 17. September 1977
  • Kindberg (Meteorit) – Fall: 19. November 2020
  • Mallnitz (Meteorit) – Fund: 15. Juli 2024
  • Haag (Meteorit) – Fall: 24. Oktober 2024
Mondgestein

Seit dem Jahr 1973 befindet sich der „Goodwill Moon Rock“ in der Obhut des Naturhistorischen Museums, ein 1,1 Gramm schweres Bruchstück des Basalt-Steins Nr. 70017, den die Astronauten Eugene Cernan und Harrison Schmitt auf dem Taurus-Littrow-Hochland während der letzten bemannten Mondmission Apollo 17 gesammelt hatten. Das Stückchen Mondgestein wurde in Acryl eingegossen und zusammen mit einer Österreich-Fahne auf einer Holzplakette an Österreich übergeben. Es wird ebenfalls im Meteoritensaal ausgestellt.

Im Juni 2013 erhielt das Naturhistorische Museum als langfristige Leihgabe der NASA drei weitere Proben Mondgestein, dabei handelt es sich um eine 83,7 Gramm schwere Basalt-Probe von Apollo 15 sowie Proben von grünen und orangen Mondvulkan-Gläsern (von Apollo 15 bzw. Apollo 17). Damit nimmt das Museum international eine Ausnahmestellung ein, da es als einzige Institution außerhalb der USA drei Apollo-Proben präsentieren kann.

Mondmeteoriten

Die Meteoritensammlung beherbergt auch Fragmente von 11 verschiedenen Mondmeteoriten. Darunter der 2011 von Nomaden in Mauretanien gefundene, mehr als 1,8 Kilo schwere Stein Galb Inal. Es handelt sich dabei um eine Mondbrekzie aus Feldspat mit einer schwarzglänzenden windpolierten Oberfläche und eines der größten Mondgesteine, das weltweit ausgestellt ist.

Weitere Mondmeteoriten in der Obhut des NHM sind DAG 400, Oued Awlitis 001, Gadamis 005 und Laâyoune 002 sowie NWA 10599, NWA 12830 und NWA 13859.

Marsmeteoriten

Ebenfalls ausgestellt sind mehrere bedeutende Marsmeteoriten, darunter Stücke der Meteoriten Chassigny, Nakhla, Shergotty, Tissint, Zagami, Dar al Gani 670, sowie NWA 6963, NWA 12412 und NWA 12323.

Bedeutsame Meteoriten

Die Schausammlung umfasst Hauptmassen und Fragmente zahlreicher bedeutsamer Meteoriten, die in der Meteoriten-Forschung und Wissenschaftsgeschichte eine wichtige Rolle spielen.

  • Alais (Meteorit) – der am 15. März 1806 in Frankreich gefallene Meteorit, ist der erste, der als Kohliger Chondrit beschrieben wurde. Anders als zuvor bekannte Meteoriten waren die gefundenen Fragmente auch innen schwarz, leicht zu zerreiben und rochen intensiv nach Bitumen.
  • Albareto (Meteorit) – der Fall des Meteoriten im Juli 1766 in Italien wurde vom Jesuiten Domenico Troili dokumentiert. Er hielt in seiner Abhandlung Augenzeugen-Berichte fest - es handelt sich um eine der ersten wissenschaftlichen Beschreibungen eines Meteoritenfalls.
  • Allende (Meteorit) – der am 8. Februar 1969 über Mexiko gefallene Meteorit gilt als der bisher am besten erforschte Meteorit.
  • Almahata Sitta (2008 TC3) – der 3 Meter große Asteroid 2008 TC3 war der erste Asteroid, für den eine Kollision mit der Erde korrekt vorausberechnet wurde. Er wurde am 6. Oktober 2008 mit einem Teleskop entdeckt, knapp 20 Stunden bevor er am 7. Oktober 2008 über der nubischen Wüste im Norden des Sudan explodierte. Fragmente des Meteoriten wurden 2 Monate später durch gezielte Suche in der Nähe der Bahnstation Almahata Sitta gefunden und als Ureilit klassifiziert.
  • Cabin Creek (Meteorit) – der am 27. März 1886 in Arkansas gefallene Eisenmeteorit stellt das Idealbeispiel eines orientierten Meteoriten dar. Er weißt als Regmaglypten bezeichnete Schmelzspuren auf, die während des Eintritts in die Erdatmosphäre entstanden, als er zu einem spitzenförmigen Körper mit einer scharfen Spitze und einer glatteren Rückseite aufschmolz und gilt als einer der schönsten Meteoriten der Welt. Die in der Schausammlung ausgestellte Hauptmasse wiegt 47,3 kg.
  • Campo del Cielo – Teile des Campo-del-Cielo-Meteoriten wurden erstmals im Jahr 1576 in Argentinien in einem Streufeld mit 26 Kratern entdeckt.
  • Canyon_Diablo_(Meteorit) – der Eisenmeteorit ist der Verursacher des berühmten Barringer-Kraters in Arizona. Zahlreiche Bruchstücke wurden rund um den Krater gefunden. In der Schausammlung ist ein 174 kg schweres Fragment des Meteoriten ausgestellt, das 1891 gefunden wurde. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde aus der Verteilung der Eisenmassen geschlossen, dass der Krater durch einen Einschlag entstanden ist.
  • Eichstädt (Meteorit) – ein Stück von 126 g des am 19. Februar 1785 in Oberbayern gefallenen Chondriten, gelangte um das Jahr 1789 von Baron von Hompesch, dem Domherrn zu Eichstädt und Bruchsal an das k. k. Naturalien-Kabinett und war unter den ersten 7 Exemplaren der Meteoritensammlung.
  • Elbogen (Meteorit) – im Jahr 1812 erhielt das k. k. Hof-Naturaliencabinet ein großes Stück des Eisenmeteoriten von Loket (deutsch: Elbogen) in Tschechien, der um das Jahr 1400 gefallen war, und über Jahrhunderte im Rathaus von Loket aufbewahrt worden war, bevor er 1811 als Meteorit erkannt und 1812 zerteilt worden ist - eine Masse mit 79 kg ist bis heute Teil der Sammlung.
  • Ensisheim (Meteorit) – der Fall vom 7. November 1492 über dem Elsass ist der älteste in Europa beobachtete Meteoritenfall, von dem heute noch Material existiert.
  • Hraschina (Meteorit) – der am 26. Mai 1751 in Kroatien gefallene Eisenmeteorit ist (gemeinsam mit dem Tabor (Meteorit)) eines der Gründungsstück der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums. Er ist historisch bedeutsam, da er einer der ersten Meteoritenfälle war, der von zahlreichen Zeugen beobachtet und wissenschaftlich untersucht wurde, was zur Akzeptanz der Tatsache beitrug, dass Steine vom Himmel fallen können.An dünnen Plättchen, die vom Hraschina-Meteorit abgetrennt worden waren, entdeckte der österreichische Naturwissenschaftler Alois von Beckh-Widmanstätten im Jahr 1808 in Wien die nach ihm benannte Widmanstätten-Struktur, die charakteristisch für Eisenmeteoriten sind. Auch diese Original-Plättchen sind als Teil der Meteoritensammlung ausgestellt.
  • Knyahinya (Meteorit) – der Fall des Steinmeteoriten über den ukrainischen Karpaten wurde am 9. Juni 1866 beobachtet. Er gilt als bedeutendster Einschlag eines Meteoroiden in Europa in historischer Zeit. Die in der Schausammlung prominent ausgestellte Hauptmasse des Meteoriten wiegt 279,7 kg und galt über viele Jahrzehnte - bis zum Fall des Norton County (Meteorit) im Jahr 1948 - als der größte bekannte Steinmeteorit.
  • Krasnojarsk (Meteorit) – der rund 700 kg schwere Meteorit wurde 1749 in der Nähe des Dorfes Ubeisk in Sibirien gefunden und 1772 dem deutschen Forschungsreisenden Peter Simon Pallas gezeigt. Der Meteorit wurde als „Pallas Eisen“ bekannt und ist der älteste bekannt gewordene Meteoritenfund in Russland und der ersten Vertreter einer neuen Untergruppe der Stein-Eisen-Meteorite, die nach ihrem Entdecker „Pallasite“ benannt wurden.
  • L’Aigle (Meteorit) – der Fall des Meteoriten über der Normandie am 26. April 1803 wurde von zahlreichen Menschen beobachtet. Der französische Physiker Jean-Baptiste Biot sammelte zahlreiche Augenzeugenberichte und erstellte einen umfassenden Bericht über den Fall, der auch die älteste publizierte Karte eines Streufeldes für einen Meteoritenfall enthält. Der Bericht von Biot spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Meteoritenforschung, weil er viele damalige Wissenschaftler überzeugte, dass Meteoriten tatsächlich vom Himmel gefallene Steine sind, die nicht von der Erde stammen.
  • Lancé (Meteorit) – am 23. Juli 1872 fiel im Département du Loir-et-Cher in Frankreich ein Steinmeteorit. 6 Fragmente mit einer Masse von 52 kg wurden gefunden, das Hauptstück mit 47 kg befindet sich in Wien.
  • Mocs (Meteorit) – am 3. Februar 1882 ging in Siebenbürgen ein Meteoritenschauer nieder. Etwa 3.000 Fragmente mit einer Masse von ca. 300 kg wurden gefunden und gelangten in viele verschiedene Museen. In der Sammlung des Naturhistorischen Museums befinden sich ungefähr 1.600 Einzelstücke des Mocs-Meteoriten.
  • Meteor von Tscheljabinsk – der Fall vom 5. Februar 2013 war der spektakulärste Meteoritenfall der letzten Jahrzehnte. In der Sammlung befinden sich mehrere Bruchstücke des Chelyabinsk-Meteoriten, darunter ein 387 Gramm schweres Stück.
  • Peekskill (Meteorit) – spektakulärer Meteoritenfall der jüngeren Vergangenheit: Schlug am 9. Oktober 1992 im US-Bundesstaat New York in den Kofferraum eines geparkten Autos ein.
  • Meteorit von Saint-Pierre-le-Viger – der Asteroid 2023 CX1 war der siebte, der vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre entdeckt werden konnte und für den eine Kollision vorausberechnet wurde. Der Meteor über dem Ärmelkanal konnte deshalb am 13. Februar 2023 von zahlreichen Menschen beobachtet werden. Mehrere Fragmente des Meteoriten mit einer Gesamtmasse von etwa 1,2 Kilogramm wurden in den Tagen danach bei Saint-Pierre-le-Viger geborgen – darunter ein 5,12 Gramm schweres Bruchstück, das von Ludovic Ferrière gefunden wurde, dem damaligen Kurator der Meteoritensammlung des NHM. Es ist als Teil der Meteoritensammlung ausgestellt.
  • Stannern (Meteorit) – der am 22. Mai 1808 bei Stonařov (deutsch Stannern) in Mähren gefallene Meteorit ist der erste bekannte Achondrit. Der damalige Direktor des Wiener Naturalien Cabinets Karl Franz Anton von Schreibers sammelte eine große Anzahl der Fragmente auf und erstellte eine Karte der Fallorte.
  • Tabor (Meteorit) – der in der Meteoritensammlung ausgestellte fast 3 kg schwere Stein ist das größte Fragment des Tabor-Meteoriten, der am 3. Juli 1753 in Tschechien gefallen ist. Gemeinsam mit dem Meteoriten Hraschina zählt er zu den beiden Gründungsobjekte der Wiener Meteoritensammlung.
  • Twannberg (Meteorit) – der größte Meteorit, der bisher in der Schweiz gefunden worden ist. Im Oktober 2020 erhielt das NHM ein Fragment des Eisenmeteoriten.
  • Yardymly (Meteorit) – der Fall des Eisenmeteoriten wurde am 24. November 1959 in Aserbaidschan beobachtet - als einer von weltweit bisher nur 50 beobachteten Fällen von Eisenmeteoriten.
  • Youndegin (Meteorit) – der 1884 in Westaustralien gefundener Eisenmeteorit ist mit 909 kg der größte und schwerste Meteorit der Sammlung und befindet sich bereits seit 1896 in der Sammlung des NHM.

Mineraliensammlung

Ein weiteres „Highlight“ des Museums gibt es im Saal IV der Mineralogischen Abteilung zu sehen, einen Blumenstrauß aus Edelsteinen. Den Edelsteinstrauß soll Maria Theresia ihrem Gatten Franz Stephan Mitte des 18. Jahrhunderts zum Geschenk gemacht haben. Der Strauß besteht aus über 2100 Diamanten und 761 anderen Edel- und Schmucksteinen, die zu 61 Blumen und zwölf unterschiedlichen Tierarten zusammengesetzt sind. Die Blätter bestehen aus ursprünglich grüner Seide, die mittlerweile stark verblasst ist.

Die Mineraliensammlung (Saal I–IV) ist international bedeutsam aufgrund ihrer Reichhaltigkeit von Objekten aus Vorkommen des ehemaligen Staatsgebietes der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und des alpinen Bereiches. Es sind aber auch viele „klassische“ Mineral- und Erz-Lagerstätten Deutschlands, Russlands, Englands, Italiens und anderer Länder vertreten. Die ältesten Mineralstufen der Sammlung lassen sich bis in die Kunst- und Wunderkammern der Renaissance zurückverfolgen.

Abteilung für Ökologie und Umweltbildung

Die Abteilung entstand 1994 durch Eingliederung des 1973 gegründeten und 1978 von der Akademie der Wissenschaften übernommenen Boltzmann-Institutes für Umweltwissenschaften. Auf Basis von Fragestellungen vor allem aus den Bereichen Energie und Ökologie (Solartechnik, Wasserkraft), Global Change, Stadtökologie, nachhaltiges Bauen und Nationalparke liegt der Schwerpunkt der Abteilung auf Feldarbeit und Umweltpädagogik. In den Verantwortungsbereich der Abteilung fällt die Leitung einer der Außenstellen des Naturhistorischen Museums, des Nationalparkinstituts Petronell-Carnuntum, in dem v. a. Schulprojektwochen, Themenseminare und Donauexkursionen organisiert werden. Das Gebäude ist ein baubiologisches Musterhaus – „Ökohaus“ –, das von der Korkwärmedämmung über ein Solar- und Holzpelletsheizsystem bis hin zur Brauchwasserverwertung sämtliche Alternativmethoden zur Energiegewinnung nutzt und veranschaulicht.

Prähistorische Abteilung

Die Prähistorische Abteilung umfasst als eine der größten archäologischen Sammlungen Europas folgende Bereiche:

In Saal 11 befinden sich steinzeitliche Funde wie das prominenteste prähistorische Objekt, die Venus von Willendorf (Alter ca. 29.500 Jahre) und andere wertvolle Zeuginnen dieser Epoche: die Figur vom Galgenberg und die Venus von Kostenki. Die Säle 12 und 13 präsentieren zahlreiche Funde aus der Bronzezeit und Eisenzeit bis hin zur frühgeschichtlichen Epoche und Völkerwanderungszeit.

Der Abteilung zugehörig ist die zweite Außenstelle des Naturhistorischen Museums, das historische Salzbergwerk Hallstatt. Aufgrund der konservatorischen Wirkung des Salzes wurden und werden dort zahlreiche Funde aus der Zeit um bis nachweislich 1550 v. Chr. ans Tageslicht geholt. Seit über 50 Jahren knüpft sich daran die wissenschaftliche Grabungs- und Feldforschungstätigkeit der Abteilung. Erst 2010 erregte ein Sensationsfund, ein Schöpfgefäß mit Kalb, großes öffentliches Interesse.

1. Zoologische Abteilung (Wirbeltiere) mit molekular-systematischer Untersuchungsstelle

Bestand: über 800.000 Belegexemplare
  • Fischsammlung
    • 500.000 Alkoholpräparate
    • 1800 Skelette
    • 2000 Stopfpräparate
  • Herpetologische Sammlung (Lurch- und Kriechtiersammlung)
    • 200.000 Alkoholpräparate
    • 6000 Skelette und Stopfpräparate
  • Vogelsammlung
    • 90.000 Bälge
    • 10.000 Stopfpräparate
    • 7000 Skelette
    • 10.000 Gelege
    • 1000 Nester
  • Säugetiersammlung
    • 70.000 Objekte
  • Archäologisch-zoologische Sammlung
    • 350 archäologische Fundkomplexe
    • 350 Skelette
    • 1300 Schädel
  • Molekulare Systematik
    • 9000 Gewebe- bzw. Blutproben

Die 1. Zoologische Abteilung des Naturhistorischen Museum Wiens stellt eine der größten und bedeutendsten Museums-Wirbeltiersammlungen der Welt dar.

2. Zoologische Abteilung (Insekten) mit zoolog. Hauptpräparation

Die Wurzeln der zweiten Zoologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien – auch Entomologie bezeichnet – reichen 200 Jahre zurück. Der Sammlungsbestand ist reich an historischem Typusmaterial, ein großer Teil davon aus Österreich und Europa. Die Sammlungen der Präparate, die sich insgesamt auf geschätzte zehn Millionen Sammlungsstücke belaufen, gliedern sich in:

  • Lepidopterasammlung (Schmetterlinge)
  • Coleopterasammlung (Käfer)
  • Dipterasammlung (Zweiflügler)
  • Hemipterasammlung (Schnabelkerfe, z. B.: Pflanzenläuse, Zikaden, Wanzen)
  • Hymenopterasammlung (Hautflügler)Insecta varia Sammlung (verschiedene Insekten)

Im Saal 24 des Museums sind neben den Gliederfüßern (Krebs- und Spinnentiere, Tausendfüßer) die Insekten ausgestellt. Großmodelle von Hans Dappen bilden eindrucksvoll Gelbrandkäfer und Larve, den Herkuleskäfer, den Hirschkäfer und den Mondhornkäfer ab. Im Sommer ist ein lebendes Bienenvolk beim Ein- und Abflug und via Bildschirm ein vergrößerter Waben zu beobachten. Ein Termitenbau sowie Auwald- und Amazonas-Schwemmlandschaft-Dioramen sollen die spezifischen Bedingungen in den Lebensräumen der darin beheimateten Fauna veranschaulichen.

3. Zoologische Abteilung (wirbellose Tiere)

Zu den ältesten Objekten der Abteilung, zur Zeit der Gründung des Naturhistorischen Museums Wien in die allgemeine Abteilung „Zoologie“ integriert, zählen Molluskenschalen und Korallen. In den Sammlungen sind jedoch alle Stämme des Tierreichs vertreten – die Objekte liegen als Trocken-, Nass- und Mikropräparate vor. Viele Sammlungsteile gehören zu den weltweit bedeutendsten und größten, beispielsweise die Tausendfüßer, Pseudoskorpione, Borstenwürmer und Eingeweidewürmer. Gegliedert wird der Bestand in:

  • Evertebrata varia-Sammlung (diverse Wirbellose)
  • Mollusken-Sammlung (Weichtiere)
  • Arachnoidea-Sammlung (Spinnen)
  • Crustacea-Sammlung (Krebstiere)
  • Myriapoden-Sammlung (Tausendfüßer)

Im Saal 21 können 3D-Mikroskopansichten projiziert werden und Besucher selbst mikroskopieren. Einzeller, Schwämme, Hohltiere, Stachelhäuter und Würmer werden im Saal 22 präsentiert. Eine Korallenvitrine zeigt die Vielfalt der Steinkorallen. Weichtiere (Muscheln, Schnecken, Kopffüßer) sind im anschließenden Saal 23 ausgestellt. Von der Riesen- oder „Mördermuschel“ (Tridacna gigas) – freistehend in diesem Raum – erzählen Gerüchte, dass zwischen ihren Schalen eingeklemmte Perlentaucher ertrunken sein sollen. Im Saal 24 sind neben den Insekten Gliederfüßer (Krebs- und Spinnentiere, Tausendfüßer) ausgestellt.

Outreach

  • Nacht im Museum für Kinder
  • Nacht im Museum für Erwachsene
  • Lange Nacht der Museen
  • Citizen Science – Mitmachen
    • Mitmachen bei aktueller Forschung – Suche von Nistplätzen von Turmfalken in Wien, Suche von Höhleneingängen in Österreich oder von Impaktkratern auf Bildern der Erde
    • Mitarbeit im Museum – Transkribieren von Handschriften, etwa der Reisetagebücher von der Weltumsegelung der Novara, Digitalisieren von Bildern und Planskizzen von Höhlen, Fixieren von Herbarbelegen
    • einige berufspraktische Tage – Schüler lernen Aufgaben und Arbeitsweise in Forschung und Sammlung kennen
    • Ab September 2020 macht das vierrädrige Elektro-Lastenrad Ida 001 zu Schulen tourend ein erstes Thema eigener Forschung „Lichtverschmutzung“ und „Lebensraum Naturnacht“ multimedial erlebbar und lädt zum Mitmachen ein.

Filme

  • 2008: Museum des Lebens – Das Wiener Naturhistorische, Regie: Kurt Mündl
  • 2011: Aus dem Rahmen – Naturhistorisches Museum Wien, ORF III mit Karl Hohenlohe
  • 2017: Naturhistorisches Museum Wien (= Museums-Check. Folge 47). Reportage, 30 Min., Moderation: Markus Brock, Produktion: 3sat. Erstausstrahlung: 5. November 2017.
  • 2018: Das Naturhistorische – Hinter den Kulissen eines Wiener Museums, Regie: Florian Gebauer
  • 2022: Aus dem Rahmen – Das Naturhistorische Museum, ORF III mit Karl Hohenlohe
  • 2025: Archiv der Zukunft, Regie: Joerg Burger

Siehe auch

  • Friedrich Siebenrock, Zoologe, Kustos des NHM
  • Kategorie:Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien

Literatur

  • Friedrich Bachmayer, Naturhistorisches Museum Wien (Hrsg.): Das Naturhistorische Museum in Wien. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1979, ISBN 3-7017-0231-4.
  • Iris-Amelie Ginthör-Weinwurm: Die plastische Fassadengestaltung des Naturhistorischen Museums in Wien. Eine Palastwand der Evolution, Diplomarbeit 2008, (online).
  • Naturhistorisches Museum. 100 Jahre (= Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum. Neue Folge, Nr. 12), Wien 1976, S. 1–105. Darin:
    • Josef Eiselt: Erste Zoologische Abteilung (Abteilung für Wirbeltierkunde). S. 65–80 (zobodat.at [PDF]).
    • Maximilian Fischer, Alfred Peter Kaltenbach: 2. Zoologische Abteilung (Entomologie). S. 81–93 (zobodat.at [PDF; 5,6 MB]).
    • Erich Kritscher, Oliver E. Paget, Gerhard Pretzmann: 3. Zoologische Abteilung (Abteilung der Wirbellosen Tiere, exklusive Insekten). S. 95–105 (zobodat.at [PDF]).
  • Günther Hamann: Naturhistorisches Museum. Geschichte. Gebäude (= Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum. Neue Folge, Nr. 13), Wien 1976, S. 1–98. Darin:
    • Die Vereinigten k. k. Naturalien-Cabinete (1806–1851). S. 23–45 (zobodat.at [PDF]).
    • Das k. k. Naturhistorische Hof-Museum (1876, eröffnet 1889). S. 50–76 (zobodat.at [PDF]).
    • Das Gebäude und seine künstlerische Ausstattung. S. 84–96 (zobodat.at [PDF]).
  • Christa Riedl-Dorn: Das Haus der Wunder. Verlag Holzhausen, Wien 1998, ISBN 3-900518-91-2.
  • Ernst Hausner: Das Naturhistorische Museum in Wien. Edition Hausner, ISBN 978-3-901141-44-7.
  • 13 Frauen aus der Geschichte des NHM Wien, herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf, Verlag des NHM, Wien 2025, ISBN 978-3-903096-80-6

wikipedia, wiki, enzyklopädie, buch, bibliothek, artikel, lesen, kostenlos herunterladen, Informationen über Naturhistorisches Museum Wien, Was ist Naturhistorisches Museum Wien? Was bedeutet Naturhistorisches Museum Wien?