Nevada National Security Site

Die Nevada National Security Site (NNSS) und bis 2010 die Nevada Test Site (NTS) ist ein US-amerikanisches Atomwaffentestgelände. Das Gelände liegt innerhalb der Nellis Range und ist ein rund 3500 km² großes Sperrgebiet nördlich von Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Die südlichste Siedlung auf dem Gelände ist Mercury.

Beschreibung

Die NTS verfügt über 28 verschiedene Testgelände, 1100 Gebäude, 640 Kilometer asphaltierte Straßen, 480 Kilometer Schotterpisten, 10 Hubschrauberlandeplätze und 2 Behelfsflugplätze.

Für Besucher gibt es das National Atomic Testing Museum (Atomic Museum) in Las Vegas.

Organisation

Die NTS war über Jahrzehnte Teil der Atomic Energy Commission (AEC). Die NNSS ist heute Teil der National Nuclear Security Administration (NNSA).

Kernwaffentests

Von 1951 bis 1962 wurden auf dem Testgelände 119 oberirdische Kernwaffentests (AGT) und von 1962 bis zum Teststopp-Memorandum 1992 über 1000 unterirdische Atomwaffentests (UGT) durchgeführt. Die Pilzwolken der oberirdischen Atombombentests waren zum Teil bis in das etwa 100 Kilometer entfernte Las Vegas zu sehen, auch die seismischen Erschütterungen waren dort zu spüren.

Allen Tests ist gemeinsam, dass sie die Funktion eines Kernsprengkopfs validieren. Dazu kommen sämtliche nachgeschaltete radiochemische Analysen der Spaltprodukte und weiterer radioaktiver Produkte (auch Gase), die Aufschluss über die Experimente bzw. die Leistungsfähigkeit der Waffe geben. Die Analysen wurden ab den 1950er Jahren von Wissenschaftlern am University of California Radiation Laboratory „Rad Lab“ in Livermore durchgeführt, das heute Teil des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) ist.

Neben den Kernwaffentests gab es zahlreiche andere physikalische Versuche, für die auch der ungewöhnliche BREN-Tower errichtet worden war.

Testkampagnen

Das nukleare explosive Gerät Pascal-A der Operation Plumbbob war der erste Schachttest, d. h. im Untergrund, am 26. Juli 1957 und der 100. Test der USA. Bis 1963 wurden Luft- und Bodentests (AGT) auf der NTS ausgeführt, teilweise auch schon Untererdetests (UGT). Der Limited Test Ban Treaty (LTBT) Vertrag verbot diese.

Operation Dominic II war die letzte Testkampagne bevor man auf der NTS ausschließlich unter der Erde getestet hat. Die UGTs wurden wiederum durch das Schwellenwert-Teststoppabkommen (TTBT) auf maximal 150 kT Ausbeute (Yield) eingeschränkt.

Die NTS wurde nach 1958 auch von Großbritannien für einige Tests benutzt. Während des Zweiten Weltkriegs entwickelten beide Nationen im Manhattan Engineer District (MED) gemeinsam die Grundprinzipien der Atombombe bzw. genauer die eines Kernsprengkopfs.

Am 23. September 1992 wurde der letzte UGT als Teil der Operation Julin auf der NTS durchgeführt. Seit dem Zerfall der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Kriegs haben die Kernwaffenstaaten in einem umfangreichen Programm ihren alten Kernwaffenproduktionskomplex abgebaut und alle Entwicklungen in einen Instandhaltungsbetrieb (Stockpile Stewardship) umgewandelt. Seitdem wurden Tausende Kernwaffen entsorgt und einige wenige (im Falle der USA) in verschiedenen Programmen so erhalten, dass ihre Funktionsfähigkeit ohne aktive Tests gewährleistet ist. Diese Kernwaffen sind derzeit im Einsatz bei den US-amerikanischen Atomstreitkräften.

Joint Verification Experiment

Im Zuge des Threshold Test Ban Treaty (TTBT) wurde zwischen der ehemaligen Sowjetunion und den USA ein sog. Joint Verification Experiment (JVE) durchgeführt. Das JVE war eine Kooperation der Länder zur Messung der Sprengkraft von Atomtests auf beiden Seiten, um einen Überprüfungsmechanismus für den TTBT-Vertrag zur Begrenzung der Sprengkraft solcher Tests zu schaffen.

Andere Aktivitäten

Raketenexperimente

Auf der NNSS wurden zahlreiche Raketenexperimente durchgeführt, wie die nuklear angetriebene NERVA-Rakete und sogar ein nukleares Staustrahltriebwerk. In den 1950er Jahren erfolgten zahlreiche Starts von Forschungsraketen zur Untersuchung der Explosionswolken der Atombomben. 1997 wurden auf dem Testgelände einige Höhenforschungsraketen des Typs Castor-Orbus bei 36° 45′ N, 116° 7′ W gestartet.

Umweltmonitoring

Um das Gebiet wurde im Rahmen des Community Environmental Monitoring Program ein ODL-Messnetz errichtet, mit dem die luft-, boden- und wassergetragene Orts-Dosisleistung überwacht wird. Das Messnetz wurde im Jahr 1981 aufgebaut und verfügt heute über 29 Sondenstandorte in den Bundesstaaten Nevada, Utah und Kalifornien. Sitz der Messnetzzentrale ist das Western Regional Climate Center in Reno.

Kontroversen

Auf Grund des Vertrages von Ruby Valley (1863), der ihnen zwei Drittel Nevadas zusicherte, wird das Gelände von den Westlichen Shoshonen beansprucht. Seit Jahrzehnten ist die Haupteinfahrt zum Testgelände an der US 95 (Abfahrt Mercury, 36° 36′ 9,5″ N, 115° 59′ 56,2″ W) Zielort vieler Antiatomproteste aus allen Teilen der USA.

Das umstrittene, in den Planungen jedoch seit Februar 2009 gestoppte nukleare Endlager der USA unter dem Bergrücken von Yucca Mountain befindet sich teilweise auf dem Gebiet der NNSS.

Versuchsserien auf dem Testgelände von Nevada

Name Zeitraum Anzahl Tests Meilensteine
Operation Ranger 1951 005 Erste Tests auf der NTS
Operation Buster-Jangle 1951 007
Operation Tumbler-Snapper 1952 008
Operation Upshot-Knothole 1953 011
Operation Teapot 1955 014
Project 56 1955–1956 004
Operation Plumbbob 1957 030
Project 57 1957 001
Project 58 1957–1958 004
Operation Hardtack II 1958 037
Operation Nougat 1961–1962 044 LTBT-Vertrag verbietet AGT
Operation Dominic II 1962 004 Letzten AGT auf der NTS, danach alle UGT
Operation Storax 1962–1963 048
Operation Niblick 1963–1964 041
Operation Whetstone 1964–1965 047
Operation Flintlock 1965–1966 048
Operation Latchkey 1966–1967 037
Operation Crosstie 1967–1968 047
Operation Bowline 1968–1969 048
Operation Mandrel 1969–1970 051
Operation Emery 1970–1971 016
Operation Grommet 1971–1972 033
Operation Toggle 1972–1973 027
Operation Arbor 1973–1974 019
Operation Bedrock 1974–1975 027 Schwellenwert-Teststoppabkommen (TTBT) von USA und UdSSR unterzeichnet, ab dann UGT Yield < 150 kT
Operation Anvil 1975–1976 021
Operation Fulcrum 1976–1977 021
Operation Cresset 1977–1978 023
Operation Quicksilver 1978–1979 018
Operation Tinderbox 1979–1980 015
Operation Guardian 1980–1981 016
Operation Praetorian 1981–1982 022
Operation Phalanx 1982–1983 019
Operation Fusileer 1983–1984 017
Operation Grenadier 1984–1985 017
Operation Charioteer 1985–1986 018
Operation Musketeer 1986–1987 015
Operation Touchstone 1987–1988 014
Operation Cornerstone 1988–1989 012
Operation Aqueduct 1989–1990 011
Operation Sculpin 1990–1991 008
Operation Julin 1991–1992 008 Gerät Divider, der letzte UGT-Kernsprengkopftest der USA am 23. September 1992; ab dann Übergang zum Nichttestbetrieb "Stockpile Stewardship"; die NTS bleibt weiterhin in Betrieb und wird zum NNSS-Testkomplex umgebaut.
Summe 1951–1992 933

Siehe auch

  • Area 51
  • Comprehensive Nuclear Test Ban Treaty (CTBT)
  • Tonopah Test Range (TTR), Testgelände für verschiedene Aktivitäten, von den Sandia National Laboratories u. a. genutzt
  • White Sands Missile Range (WSMR), Raketenwaffentestgelände seit 1940

Das russische (ehemals sowjetische) Pendant zur NTS sind die beiden Atomwaffentestgelände

  • Nowaja Semlja
  • Semipalatinsk Test Site (STS)

Es gibt noch weitere Erprobungsstellen bzw. Testplätze, jedoch sind diese in Bezug auf Atomwaffen die bekanntesten.

Literatur

Fachliteratur

  • AEC: Assuring Public Safety in Continental Weapons Tests. United States Atomic Energy Commission, Washington, D.C. 1953 (englisch, archive.org).
  • Anthony Turkevich: Assuring Public Safety in Continental Weapons Tests: AEC Thirteenth Semiannual Report. In: Bulletin of the Atomic Scientists. Band 9, Nr. 3, April 1953, S. 85–89, doi:10.1080/00963402.1953.11457390 (englisch).
  • S. Glasstone, Philip J. Dolan: Die Wirkungen der Kernwaffen. Carl Heymanns Verlag, Köln 1964 (Basiert auf der 2. Aufl. Glasstone "The Effects of Atomic Weapons").
  • P. Chadwick, A. D. Cox, H. G. Hopkins: Mechanics of deep underground explosions. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series A, Mathematical and Physical Sciences. Band 256, Nr. 1070, 23. Juli 1964, S. 235–300, doi:10.1098/rsta.1964.0006 (englisch).
  • Edwin B. Eckel: Nevada Test Site (= Memoir. Band 110). Geological Society of America, Boulder, CO 1968 (englisch, archive.org).
  • S. Glasstone: Public Safety and Underground Nuclear Detonations. 1971, doi:10.2172/4007004 (englisch).
  • Frank H. Shelton: Reflections of a Nuclear Weaponeer. Shelton Enterprises, Colorado Springs, CO 1988, ISBN 978-1-881816-02-7 (englisch).
  • DOE Nevada Operations Office: United States Nuclear Tests - July 1945 through September 1992 (DOE NV-209). Nevada Operations Office, Nevada 2015 (englisch, nnss.gov [PDF] NV-209 ist das offizielle und öffentliche Dokument des DOE/NNSA zu allen US-Tests.).

Sachliteratur und Andere

  • Carole Gallagher: American Ground Zero: The Secret Nuclear War. The MIT Press, Cambridge, MA 1993, ISBN 978-0-262-07146-8 (englisch, archive.org).
  • Michael Light (Hrsg.): 100 Sonnen: 1945 - 1962. Knesebeck, München 2003, ISBN 978-3-89660-190-2.

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