Ventotene

Ventotene ist eine italienische Insel im Tyrrhenischen Meer. Sie gehört als eine der Pontinischen Inseln zur Provinz Latina in der Region Latium und hat 685 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024). Ihr antiker Name lautete Pandataria oder Pandateria.

Ventotene
Ventotene von Santo Stefano her
Gewässer Golf von Gaeta, Tyrrhenisches Meer
Inselgruppe Pontinische Inseln
Geographische Lage 40° 47′ 35″ N, 13° 25′ 36″ OKoordinaten: 40° 47′ 35″ N, 13° 25′ 36″ O
Fläche 1,54 km²
Höchste Erhebung 139 m
Einwohner 700
455 Einw./km²
Karte: Ventotene (rechts)

Geographie

Die Insel hat eine Fläche von ungefähr 154 Hektar und ist vulkanischen Ursprungs. Sie ist der Hauptteil der Gemeinde Ventotene, zu der auch die kleine vorgelagerte, heute unbewohnte Insel Santo Stefano rechnet.

Geschichte

Römischen Kaisern diente häufig als Verbannungsort, z. B. für weibliche Familienangehörige wie Julia, Tochter des Kaisers Augustus (2 v. Chr.), Agrippina (29 n. Chr.), Enkelin des Kaisers oder Octavia. Auch die Gattin des Flavius Clemens, Domitilla, soll nach Pandataria verbannt und dort zu Tode gemartert worden sein.

Nach der Antike wurde die Insel erst wieder in der Regierungszeit der Bourbonen in Neapel besiedelt.

Ventotene war eine der Inseln (s. auch Lipari, Tremiti, Ponza), die wiederum das faschistische Regime Italiens als Verbannungsort für politische Gegner ausgewählt hatte, die „Confinati“. Die Kolonie in Ventotene wurde 1926 eröffnet und 1939 geschlossen, nachdem sie Tausende Antifaschisten aufgenommen hatte. 1940 wurde ein Internierungslager (campo di concentramento) errichtet.

Die ersten Internierten waren ehemalige Confinati, deren Status von den Behörden einfach geändert worden war, um sie als Internierte auf der Insel zurückzuhalten können und nicht entlassen zu müssen. Der Winter 1941/42 setzte den Insassen besonders zu; sie litten Kälte und Hunger. Im Juni 1943 befanden sich in Ventotene 640 Confinati und 230 Internierte. Im August 1943 wurden alle Internierten verlegt oder entlassen. Zu den prominenten Internierten hier gehörten führende Mitglieder der Partito Socialista Italiano („Italienische Sozialistische Partei“), der Partito Comunista Italiano („Kommunistische Partei Italiens“) und andere nationale Antifaschisten wie Sandro Pertini, Francesco Fancello, Altiero Spinelli, Pietro Secchia, Mauro Scoccimarro, Giuseppe Di Vittorio, Alberto Jacometti und Mario Maovaz. Altiero Spinelli wurde später auf Ventotene begraben.

Seit den 1960er Jahren entwickelte sich der Tourismus, der heute die Haupteinnahmequelle der Insel bildet: Ventotene wurde mit dem staatlichen Siegel Europäisches Kulturerbe ausgezeichnet.

Am 22. August 2016 trafen sich vor Ventotene an Bord des Hubschrauberträgers Giuseppe Garibaldi Matteo Renzi, François Hollande und Angela Merkel zu Beratungsgesprächen im Vorfeld des EU-Gipfels in Bratislava.

Manifest von Ventotene

Bekannter wurde die Insel durch das im August 1941 von den dort auf der Insel internierten Altiero Spinelli, Ernesto Rossi, Ursula Hirschmann und Eugenio Colorni verfasste Manifest von Ventotene „Für ein freies und einiges Europa“, was auch als „ideeller Grundstein für jene heute als „Europäische Union“ bezeichnete postnationale Einheit“ bezeichnet wird – in der Tradition dieses Manifests findet jährlich das Internationale Ventotene-Seminar der Jungen Europäischen Föderalisten Italien auf der Insel statt.

Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten der Insel zählt die unter den Bourbonen erbaute Kirche Santa Candida: Santa Candida war eine Märtyrerin in Karthago unter Maximian und ist die Schutzpatronin von Ventotene: Zu ihren Ehren wird jährlich am 20. September eine Wallfahrt veranstaltet, wobei ihre Statue aus der Kirche zum Hafen und abschliessend wieder zurück getragen wird.

Die Bourbonen liessen auch die heute als Bürgermeisteramt genutzte Burg errichten; darüber hinaus sind die Überreste der antiken Villa di Giulia sowie die umliegenden Tauchgebiete erwähnenswert sowie eine an Land von den Römern hinterlassene Fischzuchtanlage.

Verkehr

Es besteht eine tägliche Fährverbindung mit Formia; in den Sommermonaten steuern zusätzlich Fähren aus Neapel, Terracina und Ponza die Insel an.

Literatur

Belletristik
  • Beate Schaefer: Bacchantische Nacht. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8218-0883-7
  • Claudio Paglieri, Christian Försch (Übers.): La cacciatrice di teste. Keine Pizza für Commissario Luciani. Roman. (deutsch). Aufbau-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-7466-2607-9
Sachbücher
  • Alberto Jacometti: Ventotene. (italienisch). Mondadori, Mailand 1946
  • Fabrizia Ramondino, Maja Pflug (Übers.): L’isola riflessa. Im Spiegel einer Insel. (deutsch). Arche, Zürich (u. a.) 1999, ISBN 3-7160-2259-4
  • Monika Mokre: Ein Versuch über Inseln: Ventotene und Lampedusa. In: Gertrude Moser-Wagner (Hrsg.): Zugunruhe. Sonderzahl-Verlagsgesellschaft, Wien 2010, ISBN 978-3-85449-342-6, S. 41–48

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