Der Regierungsbezirk Danzig war von 1815 bis 1920 ein Regierungsbezirk der preußischen Provinz Westpreußen. Sein Gebiet gehört heute größtenteils zur polnischen Woiwodschaft Pommern.
Geschichte
Der Regierungsbezirk Danzig entstand aus der Republik Danzig, nachdem diese auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugesprochen worden war. Die Neuerwerbung wurde 1815 der Provinz Westpreußen eingegliedert. Er umfasste den nördlichen Teil der Provinz beiderseits der Weichselmündung und besaß bei seiner Gründung eine Fläche von 7.735 km². Der Sitz des Regierungspräsidenten befand sich in Danzig. Mit Wirkung vom 1. Juli 1818 erhielt der Regierungsbezirk durch die Verordnung der Regierung in Danzig vom 24. Mai 1818 eine neue Kreisgliederung
Westpreußen war von 1829 bis 1878 mit der Provinz Ostpreußen zu einer Provinz Preußen vereinigt, die seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich gehörte.
Als Folge der Bestimmungen des Versailler Vertrags zerfiel der Regierungsbezirk in folgende Bestandteile:
- Ein kleiner Teil des Kreises Neustadt in Westpreußen wurde am 2. August 1919 dem Kreis Lauenburg in der Provinz Pommern zugeordnet.
- Der Stadtkreis Elbing und der östlich der Nogat gelegene Teil des Landkreises Elbing wurden am 2. August 1919 dem Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen zugeordnet.
- Der östlich der Nogat gelegene Teil des Kreises Marienburg wurde am 31. Oktober 1919 dem Regierungsbezirk Marienwerder und der Provinz Ostpreußen zugeordnet.
- Die Kreise Berent, Dirschau, Karthaus, Neustadt in Westpreußen, Preußisch Stargard, Putzig wurden am 10. Januar 1920 ganz oder teilweise an Polen zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten.
- Aus dem Stadtkreis Danzig, dem Kreis Danziger Niederung sowie Teilen der Kreise Danziger Höhe, Dirschau, Elbing und Marienburg wurde am 10. Januar 1920 das Völkerbundmandat Freie Stadt Danzig gebildet.
Die preußische Bezirksregierung in Danzig wurde abgewickelt. Ihr letztes Amtsblatt erschien am 6. März 1920.
Regierungspräsidenten
- 1816–1819: Theodor von Schön (1773–1856)
- 1819–1825: Theodor Nicolovius (1768–1831)
- 1825–1840: Johann Carl Rothe (1771–1853)
- 1841–1863: Robert von Blumenthal (1806–1892)
- 1863–1868: Robert von Prittwitz und Gaffron (1806–1889)
- 1868–1876: Gustav von Diest (1826–1911)
- 1876–1878: Otto von Hoffmann (1833–1905)
- 1878–1881: Heinrich von Achenbach (1829–1899)
- 1881–1883: Wilhelm von Saltzwedel (1820–1882)
- 1883–1887: Anton Rothe (1837–1905)
- 1887–1890: Adolf von Heppe (1836–1899)
- 1890–1902: Friedrich von Holwede (1841–1921)
- 1902–1909: Jaroslaw von Jarotzky (1851–1928)
- 1909–1919: Lothar Foerster (1865–1939)
Einwohnerentwicklung
| Regierungsbezirk Danzig | |||||
|---|---|---|---|---|---|
| Jahr | 1820 | 1850 | 1880 | 1900 | 1910 |
| Einwohner | 274.985 | 412.547 | 569.181 | 665.992 | 742.619 |
Verwaltungsgliederung
| 1818–1887
Landkreise
| 1887–1919
Landkreise
|
Zum 1. Oktober 1887 wurde der Landkreis Danzig in die Kreise Danziger Höhe und Danziger Niederung geteilt, außerdem die Kreise Dirschau, Putzig und Briesen aus Teilen anderer Kreise neu gebildet.
Sitz
Das Regierungspräsidium des Regierungsbezirks Danzig befand sich in Neugarten 12–16, Danzig. Nach 1920 wurde es durch den Senat der Freien Stadt Danzig genutzt.
Literatur
- Albrecht Wien: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig (1870–1920), ISBN 3-7745-6325-X.
- Georg Hassel: Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Freistaates Krakau. Weimar 1819, S. 577–586 (Volltext).
- Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gewerbesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867 (Digitalisat.)
- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft II: Regierungsbezirk Danzig.
- H. Oelrichs: Statistische Mitteilungen über den Regierungsbezirk Danzig. Erste Fortsetzung, nach amtlichen Quellen bearbeitet. Danzig 1867 (Volltext).
- H. Oelrichs: Der Regierungsbezirk Danzig seit dem Jahre 1816. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge. Band 5, Königsberg 1868, S. 289–325.
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, Kap. I, 3. Abschn.: Der Regierungs-Bezirk Danzig, S. 35–46.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 338–397.
- Wilhelm Ernst August von Schlieben: Neuestes Gemälde der Preußischen Monarchie. Rudolph Sammer, Wien 1834, S. 288–294.
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