| Klassifikation nach ICD-10 | |
|---|---|
| F25 | Schizoaffektive Störungen |
| F25.0 | Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch |
| F25.1 | Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv |
| F25.2 | Gemischte schizoaffektive Störung |
| ICD-10 online (WHO-Version 2019) | |
| Klassifikation nach ICD-11 | |
|---|---|
| 6A21 | Schizoaffektive Störung |
| 6A21.0 | Schizoaffektive Störung, erste Episode |
| 6A21.00 | Schizoaffektive Störung, erste Episode, gegenwärtig symptomatisch |
| 6A21.01 | Schizoaffektive Störung, erste Episode, in Teilremission |
| 6A21.02 | Schizoaffektive Störung, erste Episode, in Vollremission |
| 6A21.1 | Schizoaffektive Störung, mehrfache Episoden |
| 6A21.10 | Schizoaffektive Störung, mehrfache Episoden, gegenwärtig symptomatisch |
| 6A21.11 | Schizoaffektive Störung, mehrfache Episoden, in Teilremission |
| 6A21.12 | Schizoaffektive Störung, mehrfache Episoden, in Vollremission |
| 6A21.2 | Schizoaffektive Störung, kontinuierlich |
| 6A21.20 | Schizoaffektive Störung, kontinuierlich, gegenwärtig symptomatisch |
| 6A21.21 | Schizoaffektive Störung, kontinuierlich, in Teilremission |
| 6A21.22 | Schizoaffektive Störung, kontinuierlich, in Vollremission |
| 6A21.Y | Sonstige näher bezeichnete schizoaffektive Störung |
| 6A21.Z | Schizoaffektive Störung, nicht näher bezeichnet |
| ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf) | |
Die schizoaffektive Störung ist eine psychische Störung, die sowohl Symptome der Schizophrenie als auch der affektiven Störung in sich vereint. Zusätzlich zu den Stimmungsbeschwerden durch eine affektive Störung (wie Depression oder Manie) treten hier Symptome wie Wahn oder Halluzinationen aus dem schizophrenen Formenkreis auf.
Es herrscht noch keine klare Übereinkunft darüber, ob dieses Krankheitssyndrom hinsichtlich der biologischen Entstehung und Behandlungsoptionen wirklich eine eigenständige Kategorie bilden sollte. Durch bildgebende Verfahren sind bisher – wie bei den meisten psychischen Krankheiten – keine Veränderungen im Gehirn der Betroffenen erkennbar.
Verlauf
Der Verlauf schizoaffektiver Störungen ist heterogen und kann zwischen episodischem (phasischem) Auftreten und einem chronifizierenden Verlauf mit Residualphase variieren. Insgesamt wird in der Literatur oft eine etwas günstigere Prognose als bei reiner Schizophrenie angenommen, allerdings schlechter als bei reinen affektiven Erkrankungen.
Schizomanische Form
Die schizomanische Variante (bipolarer Typ) zeichnet sich durch das Auftreten manischer Episoden gemeinsam mit psychotischen Symptomen aus. Studien legen nahe, dass Patienten mit manischen Anteilen tendenziell bessere Remissions- und Funktionsraten erreichen als solche mit überwiegend depressiven Symptomen, wohl auch wegen der besseren Behandelbarkeit manischer Phasen.
Schizodepressive Form
In der schizodepressiven Variante dominieren depressive Symptome neben den psychotischen Merkmalen. Im Vergleich zeigt diese Form häufiger eine Neigung zur Chronifizierung und schlechtere psychosoziale Prognose. So wies eine ältere Follow-up-Studie auf deutlich schlechtere Outcomes bei schizoaffektiver Depression gegenüber nicht-psychotischer Depression hin.
Gemischte Form
Bei der gemischten Form treten manische und depressive Symptome überlappend oder in rascher Abfolge parallel zu psychotischen Merkmalen auf. Der Verlauf ist variabel und prognostisch meist intermediär, also weder so günstig wie bei überwiegend manischen noch so ungünstig wie bei überwiegend depressiven Verläufen.
Verlaufsmuster
- Episodischer (phasischer) Verlauf: Es treten klar abgegrenzte Phasen mit weitgehender Remission dazwischen auf. Diese Verlaufsform wird allgemein mit besseren Funktionschancen assoziiert.
- Chronifizierender Verlauf mit Residualphase: Nach akuten Episoden bleiben dauerhaft Residualsymptome bestehen, was zu einer kontinuierlichen, oft schwerer zu behandelnden Beeinträchtigung führt.
Residualphase
Die Residualphase (Residuum) bezeichnet den Zustand nach Abklingen der akuten psychotischen oder affektiven Symptome, in dem mildere, aber persistente Beschwerden verbleiben. Dazu zählen:
- Negative Symptome (z. B. Antriebsarmut, sozialer Rückzug)
- Kognitive Defizite
- Leichte psychotische Restsymptome
- Affektive Restsymptome (subklinische depressive Stimmung, verminderte Belastbarkeit)
Residualsymptome sind in der Literatur anerkannt als bedeutsame Einflussfaktoren für Rückfallrisiko, Funktionseinschränkungen und Langzeitverlauf.
Diagnosekriterien
Um laut ICD-10 von einer schizoaffektiven Störung sprechen zu können, muss neben dem Vorliegen einer affektiven Störung eines der folgenden Kriterien während derselben Störungsepisode erfüllt sein und darf nicht durch eine organische Krankheit oder psychoaktive Substanzen (Drogen oder Medikamente) bedingt sein:
- Ich-Störungen, wie z. B. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
- kommentierende oder dialogisierende Stimmen
- anhaltender, kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer Wahn (nicht nur Größen- oder Verfolgungswahn)
- Danebenreden, zerfahrene Sprache, Neologismen
- katatone Symptome (Haltungsstereotypien, wächserne Biegsamkeit oder Negativismus)
Abgrenzung
Eine schwere affektive Störung kann ebenfalls psychotische Symptome einschließen, jedoch ist dabei der auftretende Wahninhalt meist passend (synthym) zur depressiven bzw. manischen Stimmungslage. Bei einer Depression kann der Betroffene zum Beispiel an Schuldwahn leiden („ich habe irgendeine Schuld auf mich geladen, die ich niemals in Ordnung bringen kann“), an Verarmungswahn („ich werde kein Geld mehr haben und verhungern“) oder nihilistischem Wahn („es gibt mich gar nicht“).
Auch Beziehungswahn, Eifersuchtswahn und Verfolgungswahn gehören noch zu einer schweren depressiven Episode mit psychotischen Symptomen (siehe ICD-10 F32.3x, Kriterium D). Bei Manie tritt oft Größenwahn auf. Die folgende Tabelle stuft die im Rahmen einer affektiven Störung auftretenden psychotischen Symptome entsprechend als synthym (mit der Stimmung übereinstimmend) oder parathym (unpassend zur Stimmung oder ohne Bezug dazu) ein:
| F32.30 synthyme psychotische Symptome | F32.31 parathyme psychotische Symptome |
|---|---|
| z. B. Schuldwahn, Wahn von Wertlosigkeit, körperlicher Krankheit, drohenden Katastrophen, spöttische oder verdammende akustische Halluzinationen | z. B. Verfolgungs- und Beziehungswahn ohne affektiven Inhalt, affektiv neutrale Halluzinationen |
Die Abgrenzung zur Schizophrenie fällt oftmals schwer, da eine Schizophrenie fast immer auch mit affektiven Symptomen einhergeht. Für die Diagnosestellung ist hier sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Art und Schwere der Negativsymptomatik entscheidend.
Tritt jedoch die schizophrene Symptomatik zweifelsfrei vor den affektiven Symptomen auf, so lautet die Diagnose Schizophrenie.
Behandlung
Die Therapie einer schizoaffektiven Störung richtet sich nach der Symptomatik und nach der entsprechenden Phase. In der Akutphase ist die antipsychotische Behandlung von Bedeutung. Die Verhinderung neuer Krankheitsphasen in Hinsicht auf die Langzeitbehandlung besteht überwiegend in der Kombination eines Phasenprophylaktikums mit einem (atypischen) Neuroleptikum. Seltener wird ein modernes Neuroleptikum allein prophylaktisch eingesetzt. Sollten Antidepressiva eingesetzt werden, muss die Gabe aufgrund der Gefahr einer Zunahme psychotischer und manischer Symptome vorsichtig erfolgen.
Literatur
- Andreas Marneros: Schizoaffektive Psychosen. Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Springer, Berlin 1989, ISBN 3-540-51243-8
- Andreas Marneros: Schizoaffektive Erkrankungen. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 3-13-104031-9
- Josef Bäuml: Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. 2. Auflage. Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-43646-1
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