Schloss Miramare

Schloss Miramare (italienisch Castello di Miramare) liegt auf einer Felsenklippe in der Bucht von Grignano an der Adria etwa sieben Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Triest. Triest und seine Umgebung gehörten bis 1918 zur Habsburgermonarchie. In dieser Zeit war die Schreibweise Miramar. Grignano ist heute ein Stadtteil von Triest.

Geschichte

Kontext

Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich wurde 1854 von seinem älteren Bruder, Kaiser Franz Joseph I., zum Oberbefehlshaber der österreichischen Kriegsmarine ernannt. Deren wichtigster Hafen war Triest. Erzherzog Ferdinand Maximilian mietete als Wohnsitz zunächst die Villa Lazzarovich auf dem Hügel San Vito. 1856 kaufte Maximilian Gelände auf einem Felsvorsprung in der Nähe von Grignano, um eine eigene Residenz, umgeben von einem weitläufigen Park, zu errichten.

Baugeschichte

Mit der Planung beauftragte er den Wiener Ingenieur Carl Junker (1827–1882). Warum die Wahl auf ihn fiel, ist nicht bekannt. Junker entwarf ein villenartiges Gebäude, das bereits die Merkmale des heutigen Schlosses aufwies. Da Maximilian das Ergebnis nicht weitläufig genug war, lehnte er die Pläne zunächst ab und beauftragte als weiteren Architekten den Triestiner Giovanni Berlam. Dieser entwarf ein „mittelalterliches“ Landhaus mit Dachzinnen und Türmchen. Maximilian lehnte auch diese Pläne ab und entschied sich schließlich für einen zweiten Entwurf von Carl Junker, der an seine ersten Pläne zwar anknüpfte, dem ursprünglich villenartigen Bauwerk nun jedoch durch drei Stockwerke und ein Mezzanin monumentale Größe verlieh. Das Schloss wurde zwischen 1856 und 1860 errichtet, allerdings nur mit zwei Stockwerken und einem Mezzanin.

Der Name Miramar oder Miramare beruht auf den italienisch/spanischen Ausdrücken Mira (aus dem Verb „mirar“, also „anschauen“ oder „schauen“) und Mare („Meer“ auf Italienisch), bedeutet also in etwa Meeresblick.

Die Arbeiten begannen am 1. März 1856. Im Frühjahr 1857 wurde Maximilian zum Generalgouverneur von Lombardo-Venetien ernannt. Obwohl er zusammen mit seiner Ehefrau, Prinzessin Charlotte von Belgien, deshalb in Mailand lebte, reiste Maximilian oft nach Triest, um die Bauarbeiten am Schloss zu verfolgen und Anweisungen zu geben. 1858 beschloss der Bauherr, auf ein Stockwerk zu verzichten, so dass das Schloss nur aus Erdgeschoss, erstem Obergeschoss und Mezzanin bestand. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten der österreichische Dekorateur Franz Hofmann und dessen Sohn Julius bereits an der Ausstattung der Wohn- und Schlafräume des erzherzoglichen Paares entsprechend den genauen Anweisungen und Vorstellungen von Maximilian.

Als die Lombardei 1859 als Folge der österreichischen Niederlage in der Schlacht von Solferino verloren ging, verlor Maximilian seinen Posten und zog mit seiner Frau nach Triest zurück. Da die Inneneinrichtung des Schlosses noch nicht fertiggestellt war, bezog das Paar vorübergehend das Castelletto im Park von Miramare. Im Dezember 1860 fand der Umzug in das Hauptgebäude statt.

Nutzung durch Maximilian und Charlotte

Am 10. April 1864 besuchte eine mexikanische Delegation Erzherzog Maximilian in Schloss Miramar und bot ihm die mexikanische Kaiserkrone an. Dahinter stand eine Initiative des französischen Kaisers Napoleon III. Maximilian nahm das Angebot an. Er und Charlotte reisten am 14. April 1864 von Miramar aus nach Mexiko ab. Zu diesem Zeitpunkt waren die Arbeiten im Inneren des Schlosses und am Park noch nicht abgeschlossen. In fester Überzeugung, nach Triest zurückzukehren, kümmerte sich Maximilian weiterhin um sein Bauvorhaben und schickte schriftliche Anweisungen an Hofmann. Von seinem Gärtner und Botaniker Wilhelm Knechtel, der Maximilian nach Mexiko begleitete, ließ er detaillierte Pläne für den Schlosspark anfertigen.

Nachdem Napoléon III. seine Truppen aus Mexiko abgezogen hatte, Maximilian im Kampf gegen die revolutionären Mächte des Landes ohne europäische Unterstützung verblieb, reiste Charlotte nach Europa, um diese Unterstützung zu suchen. Sie kehrte nie nach Mexiko zurück und wohnte zunächst im Gartenhaus des Parks von Miramar. Nach Maximilians Hinrichtung 1867 verschlechterte sich Charlottes psychischer Zustand. Auf Betreiben ihres Bruders Philipp von Belgien siedelte sie nach Belgien über und wurde im Schloss Bouchout in Meise untergebracht. Charlotte kehrte nie wieder nach Miramar zurück.

An der Ausstattung der Repräsentationsräume im ersten Stock des Schlosses wurde aber weitergearbeitet. Sie waren 1870 fertiggestellt.

Sommerresidenz der Habsburger (1867–1914)

Nach dem Tod von Maximilian fiel das Schloss an das Hofärar. Das Schloss diente Mitgliedern des Kaiserhauses als Unterkunft für Aufenthalte in Triest.

Im September 1882 weilte Kaiser Franz Joseph I. anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft über die Stadt Triest im Schloss. In seiner Begleitung befanden sich seine Ehefrau Kaiserin Elisabeth, sein Sohn und Thronfolger Erzherzog Rudolf, sowie seine Schwiegertochter, Stephanie von Belgien, eine Nichte von Charlotte. Zwischen 1869 und 1896 hielt sich Kaiserin Elisabeth wiederholt in Miramare auf. Stephanie verbrachte im August 1885 einige Tage auf dem Schloss. Nach dem Tod von Kronprinz Rudolf 1889 heiratete sie am 22. März 1900 in der Schlosskapelle den ungarischen Grafen Elemér Lónyay. Zu weiteren Gästen des Schlosses zählten der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este mit seiner Familie sowie der letzte österreichische Kaiser Karl I. und dessen Frau Zita.

Das Schloss nach 1914

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das gesamte Mobiliar des Schlosses nach Wien gebracht und in Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere aufbewahrt. Im Vertrag von Saint-Germain wurde Triest im Herbst 1919 gemeinsam mit Istrien und Ostfriaul dem Königreich Italien zugesprochen. Auch das Schloss Miramare lag nun in Italien. Aufgrund eines Abkommens zwischen Italien und Österreich wurde die nach Wien ausgelagerte Schlosseinrichtung zwischen Oktober 1924 und März 1925 in dem Umfang, wie sie dort im Juli 1914 vorhanden war, zurückgebracht. In dem Abkommen war auch festgelegt, dass das Schloss künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Am 24. Mai 1929 wurde das Schloss für Besucher geöffnet.

Schon wenige Monate später aber fiel die Entscheidung, das Schloss als Wohnsitz für Amadeo von Savoyen, 3. Herzog von Aosta, und seine Familie herzurichten. Dafür wurde der Ostflügel renoviert und zeittypisch möbliert. Gleichzeitig wurden Aufzüge und eine moderne Heizung eingebaut. Zwischen 1931 und 1937 bewohnte die Familie das schloss ständig und bis 1943 nutzte es die Herzogin noch gelegentlich. Es entstanden ein privater und ein Empfangssalon sowie ein weiterer für die Herzogin, ein Arbeitszimmer für den Herzog, ein Kinderzimmer für die Töchter des Paares, ein Schlafzimmer, sowie ein modernes Badezimmer.

Von 1943 bis 1945 wurde das Schloss von deutschen Truppen besetzt. Während das Gebäude selbst kaum Schäden erlitt, gab es einige Eingriffe im Park, wo unter anderem eine Bunkeranlage gegen eine befürchtete Landung der Alliierten errichtet wurde. Bei den Arbeiten wurde auch ein historischer Aussichtsturm im Park zerstört.

Von 1945 bis 1954 diente das Schloss als Militärzentrale der Alliierten. Seit 1955 ist das Schloss als Museum wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Die staatliche Kunstsammlung von Miramare umfasst unter anderem Werke der italienischen Maler Francesco Guardi (1712–1793) und Cesare Dell’Acqua (1821–1905).

Architektur

Das Gebäude besteht aus einem größeren West- und einem etwas kleineren Ostflügel, die ein zu beiden Flügeln gleichermaßen spitzwinklig gesetztes Treppenhaus verbindet. Der Grundriss nutzt so maximal die Fläche der Halbinsel aus, auf der das Schloss errichtet wurde.

Fassade

Die Fassade des Schlosses besteht aus weißem Kalkstein, der im benachbarten Istrien gebrochen wurde, während die Fundamente aus dem Sandstein von Vrsar entstanden und die dem Meer am heftigsten ausgesetzten Terrassen aus Tiroler Granit errichtet sind. Die Fassade ist ein typisches Beispiel für den romantischen Historismus. Carl Junker kombinierte neugotische und maurische Stilelemente mit dem seinerzeit beliebten Rundbogenstil zu einer eklektizistischen Architektur.

Innenausstattung

Das Schloss besteht zwei Hauptgeschossen und einem Mezzanin. Die Anordnung der Räume entspricht der Tradition einer italienischen Villa: Dort befanden sich die Privaträume im Erdgeschoss, während das oberste Stockwerk die Repräsentationsräume umfasste. Die Innenausstattung des Gebäudes wurde nach Anweisungen von Erzherzog Maximilian von den Dekorateuren Franz und Julius Hofmann umgesetzt. Sie ist ebenfalls eine Kombination verschiedener Stilrichtungen. Die privaten Wohn- und Schlafräume wurden zwischen 1858 und 1860 neugotisch und „mittelalterlich“ gestaltet. Das Schlafzimmer von Maximilian ist einer Schiffskajüte nachgestaltet – er war ja Admiral. Weiter stand ihm ein Arbeitszimmer mit ebenfalls maritimem Ambiente und eine Bibliothek für 7000 Bände zur Verfügung. Die Räume Charlottes umfassten zwei Salons und ein Musikzimmer, ein Schlafzimmer – hier steht im Gegensatz zu dem von Maximilian ein Doppelbett – und ein Ankleidezimmer. Auf der unteren Ebene befindet sich weiter die Kapelle und ein Speisesaal, der auch als Billardsaal verwendet wurde.

Die Repräsentationsräume, erst 1870 fertiggestellt, weisen Elemente der Neurenaissance und des Neubarocks auf. Hier finden sich ein Winter-Speisesaal und mehrere Salons. Der „Historische Saal“ erhielt eine Ausstattung mit sechs Wand- und einem Deckengemälde von Cesare Dell’Acqua (1821–1905), darunter die Ankunft von Kaiserin Elisabeth in Miramare. Das Fremdenschlafzimmer ist mit 16 Porträts kontemporäre europäische Herrscher ausgestattet, die nicht dem Haus Habsburg oder Coburg entstammten. Hier befindet sich auch der Thronsaal, der in der Höhe zwei Geschosse einnimmt. Er wurde bei einem Brand in der Zwischenkriegszeit schwer beschädigt und anschließend durch eine Zwischendecke geteilt. 1976 wurde der Saal auf den ursprünglichen Zustand zurückrestauriert.

Parkanlage

Berühmt sind neben dem Schloss auch die umgebenden, ausgedehnten Gartenanlagen. Der Park erstreckt sich über 22 Hektar auf einem ursprünglich kargen Felsvorsprung. Erzherzog Ferdinand Maximilian wollte diesen kahlen Felshügel in einen Garten und eine botanische Versuchsanstalt verwandeln. Seinem Wunsch zufolge sollte der Park vor allem ein Ort der Meditation werden, in dem Natur und Kunst eine harmonische Verbindung eingehen – das Konzept funktioniert unter den Bedingungen des heutigen Tourismus-Betriebes nicht mehr. Unter der Leitung der Hofgärtner Josef Laube und Anton Jelinek wurde ein Teil des Parks als italienischer Garten, der andere im Stil eines englischen Landschaftsparks gestaltet. Hinzu kommen die botanischen Sammlungen. 2019 bis 2023 wurden die Anlagen restauriert und insbesondere die Buchsbaumhecken erneuert und der formale Garten nach den Plänen des 19. Jahrhunderts wieder hergestellt.

Der italienische Garten wird von geometrisch angelegten Pflanzungen dominiert. Hier blühen im Frühjahr 90.000 Blumenzwiebeln.

Der überwiegende Teil der Anlage ist als Englischer Landschaftsgarten angelegt. Ursprünglich handelte es sich um einen Versuchsgarten, mit dem Maximilian herausfinden wollte, mit welchen Pflanzen der Karst am besten wieder aufzuforsten sei. Neben der einheimischen mediterranen Vegetation wie Lorbeersträuchern, Zypressen, Myrten und Holunder enthält der Park eine große Anzahl exotischer Pflanzen.

Die botanische Sammlung befindet sich oberhalb des formalen Gartens. Hier gibt es Sammlungen von Zitruspflanzen, einen Erdbeerbaumhain, japanische Kirschbäume, eine Monterey-Zypresse, einen aus China stammenden Ginkgobaum, einen Küstenmammutbaum sowie Bambusstauden, Pflanzen, die der Erzherzog zum Teil von seinen Reisen als Admiral der österreichischen Marine mitbrachte. Maximilian ließ für den Aufforstungsversuch tausende österreichischer Schwarzkiefern pflanzen, ein Bestand, der durch den Klimawandel akut bedroht ist.

Parkgebäude

Im Park befindet sich das Castelletto („Schlösschen“), das bereits 1859 fertiggestellt war. Es diente dem Paar während des Abschlusses der Bauarbeiten am Schloss als Residenz und war später Gartenhaus. Nach ihrer Rückkehr aus Mexiko bewohnte Charlotte es erneut. Die wandfeste Ausstattung ist erhalten und wurde in den Jahren bis 2023 renoviert.

Aus der Erbauungszeit der Anlage ist auch noch das historische Gewächshaus und eine Orangerie erhalten, die ebenfalls restauriert und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurden.

Weiter steht im Park ein Schweizerhaus, das als Teehaus diente.

Unmittelbar am Ufer der Adria steht ein Badehaus, ein Fachwerkgebäude, das 2021 restauriert wurde.

Denkmäler

Bis vor wenigen Jahren befand sich im Park ein Denkmal für Maximilian, das auf Veranlassung von Baron Pasquale Revoltella der Bildhauer Johannes Schilling schuf. Es stand ab 1875 auf der Piazza Giuseppina (heute: Piazza Venezia) in Triest und wurde später in den Schlosspark verlegt. Das über neun Meter hohe Bronzemonument zeigt Erzherzog Ferdinand Maximilian in Vizeadmiralsuniform. Sein Blick und seine Hand waren auf das Schloss Miramare gerichtet. Die Statue steht auf einem Sockel, der mit allegorischen Figuren und Reliefs geschmückt ist. Sie symbolisieren die Macht des Hauses Habsburg und die Philanthropie Maximilians sowie sein Interesse für Wissenschaft und Kunst. Vor 2009 wurde das Denkmal aus dem Schlosspark wieder auf die Piazza Venezia versetzt.

Im Park steht weiter eine Statue des Herzog Amadeus von Savoyen, die Marcello Mascherini 1971 geschaffen hat.

Weitere Einrichtungen

Zu der Anlage im weiteren Sinn gehört auch der Fürstenbahnhof Miramare an der ehemaligen österreichischen Südbahn, dessen bauliche Anlage am heutigen Haltepunkt Miramare weitgehend erhalten ist. Er wurde ursprünglich als nichtöffentlicher Bahnhof ausschließlich für den Erzherzog und seine Gäste angelegt.

Neben dem Park (mit einem eigenen Zugang) befinden sich auf einem gemeinsamen Campus zwei naturwissenschaftliche Forschungsinstitute: das International Center for Theoretical Physics (ICTP) und die Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati (SISSA).

Rezeption

Karl May nutzt in einem Teil seines Kolportageromans Der Weg zum Glück (Gesammelte Werke Band 78: Das Rätsel von Miramare) das Schloss als Ort für die Handlung.

Literatur

  • Andreina Contessa und Alice Cavinato: Miramare. Das Schloss und sein Park. Kunsthistorisch-botanischer Museumsführer. Silvana, Cinicello u. a. 2023. ISBN 978-883665719-3
  • Anne und Walter Erhardt: Schlosspark Miramare. In: Gartenpraxis 11/2025, S. 60–62.
  • Marlene Ott-Wodni: Das weiße Schloss am Meer. Miramar in Triest. In: Ilsebill Barta, Marlene Ott-Wodni und Alena Skrabanek: Repräsentation und (Ohn)Macht. Die Wohnkultur der habsburgischen Prinzen im 19. Jahrhundert – Kaiser Maximilian von Mexiko, Kronprinz Rudolf, Erzherzog Franz Ferdinand und ihre Schlösser. Böhlau, Wien u. a., Wien 2019. ISBN 978-3-205-20035-2, S. 43–80.
  • Eliana Perotti: Das Schloss Miramar in Triest (1856–1870). Böhlau, Wien u. a. 2002. ISBN 3-205-77014-5
  • Franz Weller: Die kaiserlichen Burgen und Schlösser in Wort und Bild. Hof-Buchdruckerei, Wien 1880 (archive.org).

Anmerkungen

  1. Die Angabe bei Contessa / Cavinato, S. 105–107, dass es sich um einen Audienzsaal handele, ist unzutreffend (vgl.: Ott-Wodni, S. 58, 60).

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