Der Schrein des Bab (hebräisch מִקְדַּשׁ הַבּאָבּ Miqdasch haBāb, deutsch ‚Heiligtum des Babs‘, arabisch ضَرِيح الْبَاب, DMG Ḍarīḥ al-Bāb ‚Mausoleum des Babs‘, persisch مقام اعلی, DMG Maqām Alia, ‚Höchster Maqām‘) ist ein Heiligtum der Bahais und befindet sich in Haifa in Israel. Das Grabmal des Bab, des Religionsstifters des Babismus, ist nach dem Schrein Baha’u’llahs in Westgaliläa eines der wichtigsten Pilgerziele der Bahai und gilt als Wahrzeichen der Hafenstadt. Der Standort des Schreins wurde von Baha’u’llah, dem Religionsstifter der Bahai, bei einem seiner Aufenthalte in Haifa, ausgewählt. ʿAbdul-Bahāʾs, Sohn und Nachfolger des Religionsstifters, konnte 1909 nur eine schlichte Grundstruktur errichten lassen. Von 1949 bis 1953 erfolgte der Ausbau zur heutigen Form.
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Geschichte
Nachdem Anhänger die sterblichen Überreste des hingerichteten Seyyed ʿAli Muhammad Schirazis (1819–1850), genannt der Bāb (Báb), Vorbote des Bahaʾitums, jahrelang vor seinen Häschern verborgen gehalten hatten, war sein Leichnam Ende des 19. Jahrhunderts schon aus Täbris nach Akkon überführt worden. Um ihn zur ewigen Ruhe zu betten, ließ ihm ʿAbdul-Bahāʾ (bürgerlich: ʿAbbas Afendi; 1844–1921), Sohn und Nachfolger Bahāʾullāhs, in Mittellage des nordöstlichen Karmelhangs 1909 ein Mausoleum erbauen, Schrein des Bab genannt. Während einer gemeinsamen, dreimonatigen Einkehr am Nordosthang des Karmels in Haifa 1891 hatte Bahāʾullāh seinen Sohn ʿAbdul-Bahāʾ auf die Stätte hingewiesen.
In dem sechskammerigen Mausoleum setzten Bahāʾī-Anhänger im November 1921 auch den Leichnam des jüngst verstorbenen ʿAbdul-Bahāʾs bei (siehe auch: Schrein Abdul-Bahas). Tausende gaben ihm das letzte Geleit hinauf zum Mausoleum, darunter auch Hochkommissar Herbert Samuel und der melkitisch-katholische Bischof Gregorius Haǧǧar (غريغوريوس حجار, DMG Ġrīġūryūs Ḥaǧǧār).
Shoghi Effendi, Enkel und Nachfolger ʿAbdul-Bahāʾs, weilte oft im Gartenhaus, dem heute so genannten Orientalisches Pilgerhospiz, 100 Meter südöstlich des Schreins und gestaltete den Garten am Schrein, nach der Manier des Nishat Bagh in Jammu und Kashmir. Er ließ Zypressen und Orangenbäume pflanzen, wie in Schiras, der Heimat des Bab. Er dekorierte den Garten auch mit Skulpturen, wie Vasen, Pfauen, Adler und anderen Motiven. Während Pfauen für ewiges Leben stehen und Adler die Überwindung des Irdischen sowie die Unsterblichkeit symbolisieren, haben viele andere Motive keine spezifisch religiöse Bedeutung, sondern fanden just Gefallen in den Augen Shoghi Effendis. Über die Jahre entwickelte sich daraus eine Sammlung von Skulpturen. Im östlichen Teil der Mittellage des Hangs um das Mausoleum wurde die Anlage um einen artenreichen Kakteengarten erweitert.
Shoghi Effendi beauftragte seinen Schwiegervater William Sutherland Maxwell (1874–1952) – den Wünschen Abdul-Bahas entsprechend – den Schrein prächtig auszubauen. Am 23. Mai 1944, hundert Jahre nach der Verkündung Seyyed ʿAli Muhammad Schirazis als Bab (Öffnung, Tor [des Bahāʾītums]), präsentierte Shoghi Effendi das 60 cm hohe Modell des Endausbaus des Schreins des Bab, das Maxwell entworfen hatte, der seit 1941 in Haifa lebte. Der Entwurf vereint Glanzpunkte römischer und islamischer Architektur. Während des Zweiten Weltkriegs war an die Verwirklichung nicht zu denken, denn durch Ressourcennutzung vorrangig für die Kampfanstrengungen war das zivile Bauwesen praktisch eingestellt. Mit seinen mit der jüdischen Einwanderung entstandenen modernen Industrien, seinen vorbildlichen Stätten der Erholung und medizinischen Versorgung war das Mandatsgebiet Palästina, zu dem Haifa 1920 bis 1948 gehörte, als Teil des britischen Weltreiches in die alliierten militärischen Anstrengungen als Aufmarsch-, Manöver- und Trainingsgebiet britischer, jüdisch-palästinensischer und polnischer Formationen, als Erholungsort und Krankenpflegeort für verwundete Soldaten eingebunden.
Nach 1945 nahmen die Spannungen zwischen arabischer und jüdischer Volksgruppe gewalttätige Formen an, die in Haifa, der wichtigen britischen Garnison, nur wenige Tage bis zum 22. April 1948 offen zu Tage traten. Aus Spendengeldern aus aller Welt finanziert beauftragte Shoghi Effendi 1948 eine Baufirma, das Mausoleum wie geplant mit Kuppel auszubauen. Doch nach der Gründung Israels am 14. Mai 1948 eröffneten tags darauf seine feindlich gesonnenen Nachbahrstaaten den Krieg um Israels Unabhängigkeit, die es im Kampf gegen die Invasoren bis 1949 behaupten und durchsetzen konnte. So kam es erst 1949 dazu, dass Shoghi Effendi den Grundstein legen konnte für den Ausbau. Maxwell zog für die statischen Arbeiten dieser diffizilen Konstruktion Alfred Neumann, Professor des Technions, hinzu.
Maxwell und Neumann umbauten das ursprüngliche Mausoleum im Erdgeschoss mit einem Arkadengang von 28 rosafarbenen Granitsäulen aus Baveno, worüber sich ein flachgedecktes Dach erhebt. Die Beschaffung und Vorbereitung der italienischen Natursteine besorgte Ugo Giachery. In der Mitte des Flachdachs erhebt sich ein achteckiges Zwischengeschoss, das acht schlanke minarettartike Spitztürmchen aus Chiampo-Marmor zieren, ebenfalls durch Giachery beschafft. Darauf setzt der elf Meter hohe Tambour mit 18 Fenstern auf. Auf ihm thront die vergoldete Kuppel des Schreins, die aus 12.000 feuerglasiert vergoldete Ziegel in fünfzig verschiedenen Formen und Größen aus den Niederlanden besteht.
Den erkrankten Maxwell löste Leroy Ioas (1896–1965) ab, bevor ersterer noch vor Vollendung des Baus verstarb. Zum Andenken an den Architekten Maxwells wurde das seewärtige Mittelportal des Schreins nach ihm benannt. Der Bau war im Oktober 1953 mit Gesamtkosten über 750.000 US-Dollar abgeschlossen. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichteten Bahāʾī-Gebäude – wie jene im persischen Viertels um den Rechov haParsim in Haifa und der erste Bauabschnitt des Schreins des Bab – zeigen deutlich Formen lokalen orientalischen Stils.
Die ab 1944 entworfenen Baupläne und errichteten Gebäude, wie der Oberbau des Schreins des Bab, kombinieren klassizistische und orientalische Elemente. Klassizismus wurde gewählt, da er als Inbegriff vollkommener Schönheit gilt, die ihre Werte auch im Wandel architektonischer Moden bewahrt, während die Integration architektonischer und stilistischer Elemente verschiedener Kulturen in den Bauwerken und Gärten Ausdruck des Bahāʾī-Universalismus sind. Der Schrein des Bab mit seiner vergoldeten Kuppel ist schon von Weitem zu erkennen und wird nachts beleuchtet. Zusammen mit den anderen historischen Pilgerstätten der Bahai in Haifa und Westgaliläa gehört der Schrein seit Juli 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Seit den 1920er Jahren ist der Schrein umgeben von den Bahaʾi-Gärten am Hang des Berges Karmel, die bis 2001 um 18 Gartenterrassen, neun oberhalb und neun unterhalb des Schreins, über eine Länge von über einem Kilometer erstrecken, erweitert wurden und das Stadtbild prägen. Eine umfassende Renovierung des Bauwerks wurde 2011 beendet. Seitdem gilt es als erdbebensicher. Es ist seit je Teil des Bahai-Weltzentrum das administrative und geistige Zentrum der globalen Bahai-Gemeinde.
Literatur
- Baha’u’llah: Tafel vom Karmel in: Botschaften aus Akka. Offenbart nach dem Kitab-i-Aqdas. Bahai-Verlag, Hofheim 1982, ISBN 3-87037-143-9 (Online).
- Baha’u’llah: Ährenlese (5. Auflage). Bahai Verlag, Hofheim-Langenhain 2003, ISBN 3-87037-406-3, Kap. 11 (Online).
- Bahai Holy Places at the World Centre. Haifa 1968.
- Braun, Eunice: Krone des Karmel: Die Bahai-Religion und das Heilige Land. Oxford 1982, ISBN 3-900443-04-1.
- Ugo Giachery: Shoghi Effendi Recollections. Oxford 1973, ISBN 0-85398-050-0.
- Peter Smith: A Concise Encyclopedia of the Bahá’í Faith. Oneworld Publications, Oxford 2008, ISBN 978-1-85168-184-6.
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