Eine Ursprungsgerade ist in der Mathematik eine Gerade, die durch den Ursprung eines Koordinatensystems verläuft. Daher werden Ursprungsgeraden durch besonders einfache Geradengleichungen beschrieben. Die Ortsvektoren der Punkte einer Ursprungsgerade bilden einen eindimensionalen Untervektorraum des euklidischen Raums.
Ursprungsgeraden in der Ebene
Koordinatengleichungen
Legt man für die euklidischen Ebene ein kartesisches Koordinatensystem zugrunde, so besteht eine Ursprungsgerade aus denjenigen Punkten, deren Koordinaten die Gleichung
erfüllen; dabei sind und Parameter, die nicht beide gleich null sein dürfen. Für lässt sich diese allgemeine Koordinatenform nach auflösen, wodurch man die einfachere Normalform
mit der Steigung erhält.
Beispiele
Wichtige Beispiele für Ursprungsgeraden sind die beiden Koordinatenachsen (-Achse und -Achse) mit den Geradengleichungen
- und .
Weitere wichtige Beispiele für Ursprungsgeraden sind die Winkelhalbierenden des I. und III. sowie des II. und IV. Quadranten mit den Geradengleichungen
- und .
Vektorgleichungen
Ursprungsgeraden können auch durch Vektorgleichungen beschrieben werden. In Parameterform besteht eine Ursprungsgerade dann aus denjenigen Punkten der Ebene, deren Ortsvektoren die Gleichung
für erfüllen. Die Ortsvektoren der Punkte einer Ursprungsgerade sind also skalare Vielfache des Richtungsvektors . Alternativ kann eine Ursprungsgerade auch in Normalenform über die Normalengleichung
angegeben werden. Hierbei stellt einen Normalenvektor der Gerade und das Skalarprodukt der beiden Vektoren und dar. Eine Ursprungsgerade besteht dann aus denjenigen Punkten der Ebene, deren Ortsvektoren senkrecht auf dem gegebenen Normalenvektor stehen.
Beispiele
Als Richtungsvektoren für die -Achse und -Achse bieten sich die kanonischen Einheitsvektoren und an. Damit erhält man die entsprechenden Geradengleichungen in Parameterform als
- und .
Die Winkelhalbierende des I. und III. sowie des II. und IV. Quadranten lassen sich lassen sich beschreiben mithilfe der Parametergleichungen
- und .
Ursprungsgeraden im Raum
Definition
Durch Vektorgleichungen können auch Ursprungsgeraden in höherdimensionalen euklidischen Räumen beschrieben werden. In Parameterform besteht eine Ursprungsgerade mit Richtungsvektor dann aus denjenigen Punkten im Raum, deren Ortsvektoren die Gleichung
für erfüllen. Eine Ursprungsgerade besteht damit wie im zweidimensionalen Fall aus allen Punkten im Raum, deren Ortsvektoren ein skalares Vielfaches des Richtungsvektors der Gerade sind. Durch eine Normalengleichung wird allerdings in drei- und höherdimensionalen Räumen keine Gerade mehr, sondern eine Hyperebene beschrieben.
Beispiele
Im dreidimensionalen Raum können die drei Koordinatenachsen mithilfe der Standard-Einheitsvektoren , und beschrieben werden:
- und .
Abstand eines Punkts
Der Abstand eines Punkts mit Ortsvektor von einer Ursprungsgerade mit Richtungsvektor beträgt , wobei
der Ortsvektor des Lotfußpunkts, das heißt die Orthogonalprojektion des Vektors auf die Gerade, ist.
Vektorraumstruktur
Die Vektoren in einem euklidischen Raum bilden einen Vektorraum, den sogenannten Koordinatenraum. Die Menge der Ortsvektoren der Punkte einer Ursprungsgerade bildet dabei einen Untervektorraum des euklidischen Raums
- .
Dieser Untervektorraum ist gerade die lineare Hülle des Richtungsvektors der Gerade. Die Ursprungsgeraden sind dabei die einzigen eindimensionalen Untervektorräume des euklidischen Raums.
Ursprungsgeraden als Schnitt von Ursprungsebenen
Die zweidimensionalen Untervektorräume des dreidimensionalen euklidischen Raums sind gerade die Ursprungsebenen. Der Schnitt zweier verschiedener Ursprungsebenen ergibt stets eine Ursprungsgerade, wobei der Richtungsvektor dieser Schnittgerade durch das Kreuzprodukt
der Normalenvektoren und der beiden Ursprungsebenen gegeben ist. Allgemein sind die -dimensionalen Untervektorräume im -dimensionalen euklidischen Raum Ursprungs-Hyperebenen und der Schnitt von solchen Hyperebenen mit linear unabhängigen Normalenvektoren ergibt stets eine Ursprungsgerade, deren Richtungsvektor durch das verallgemeinerte Kreuzprodukt
gegeben ist.
Siehe auch
Literatur
- Kenneth Eriksson, Donald Estep, Claes Johnson: Angewandte Mathematik: Body and Soul 1. Springer, 2006, ISBN 3-540-35006-3.
- Mike Scherfner, Torsten Volland: Mathematik für das erste Semester. Springer, 2012, ISBN 3-8274-2505-0.
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