Der Boone and Crockett Club ist eine 1887 von Theodore Roosevelt und George Bird Grinnell gegründete US-amerikanische Naturschutzorganisation und Lobbygruppe, die für die waidgerechte Jagd zum Schutz von Großwild und für die Einrichtung von Naturschutzgebieten eintritt.
| Boone and Crockett Club | |
|---|---|
| Rechtsform | 501(c)(3) organization |
| Gründung | 1887-12-21 in New York City |
| Gründer | Theodore Roosevelt, George Bird Grinnell |
| Sitz | Missoula, Montana |
| Zweck | Naturschutz, Jagdlobby |
| Website | www.boone-crockett.org |
Der Boone and Crockett Club ist die älteste noch bestehende Naturschutzvereinigung in den Vereinigten Staaten und eine steuerbegünstigte 501(c)(3) Organization. Ihr wird eine bedeutende Rolle bei der Einrichtung und dem Erhalt der ersten Nationalparks in den Vereinigten Staaten und bei der Rettung des Amerikanischen Bisons vor dem Aussterben zugeschrieben.
Roosevelt und Grinnell benannten den Club nach dem US-amerikanischen Pionier und Entdecker Daniel Boone und dem Politiker und Kriegshelden Davy Crockett, die bei der Eroberung des Wilden Westens als Jäger verantwortungsvoll mit den Wildbeständen umgegangen seien.
Geschichte
Am 21. Dezember 1887 kündigte Theodore Roosevelt, dessen frühe politische Karriere vorübergehend zum Stillstand gekommen war, während eines Abendessens im Haus seiner Schwester an der Madison Avenue in New York City die Gründung des Boone and Crockett Club an. Teilnehmer des Dinner waren neben Roosevelt der Zoologe und Gründer der Audubon Society, George Bird Grinnell, und eine Reihe wohlhabender und einflussreicher Männer aus der Oberschicht wie Rutherfurd Stuyvesant und John Jay Pierrepont.
Im Januar 1888 erfolgte die förmliche Gründung mit den folgenden Mitgliedern:
- Präsident: Theodore Roosevelt
- Sekretär: Archibald Rogers
- Mitglieder: Albert Bierstadt, Heber R. Bishop, Benjamin F. Bristow, J. Coleman Drayton, Daniel G. Elliot, George Bird Grinnell, Arnold Hague, James E. Jones, Clarence King, William H. Merrill Jr., Thomas Paton, John J. Pierrepont, W. Hallett Phillips, W. D. Pickett (Ehrenmitglied), E. P. Rogers, Elliott Roosevelt, John Ellis Roosevelt, J. W. Roosevelt, Bronson Rumsey (Ehrenmitglied), Lawrence Rumsey (Ehrenmitglied), Rutherfurd Stuyvesant, und W. A. Wadsworth.
Die in der Gründungsurkunde festgelegten Vereinsziele waren
- die Förderung des „männlichen“ Schießsports;
- die Förderung von Reisen in die Wildnis und unbekannte oder kaum bekannte Teile des Landes sowie die Erforschung dieser Gegenden;
- der Einsatz zum Schutz des großen Jagdwilds und, soweit möglich, für neue Gesetze und die Durchsetzung der bestehenden Gesetze zum Naturschutz;
- die Erforschung der Naturgeschichte der Wildtiere und die Aufzeichnung relevanter Beobachtungen;
- der Gedankenaustausch über die Jagd, die verschiedenen Jagdwaffen und das Reisen in Freizeit und Forschung.
Theodore Roosevelt blieb dem Boone and Crockett Club Zeit seines Lebens eng verbunden. Als Gouverneur von New York und als 26. Präsident der Vereinigten Staaten konnte er eine Naturschutzpolitik verwirklichen, die mit den Zielen des Boone and Crockett Club in vielen Punkten übereinstimmte.
Auf Roosevelt folgte 1893 Madison Grant als der bis heute am längsten amtierende Präsident des Boone and Crockett Club. Madison war mit Roosevelt und anderen Mitgliedern des Clubs führend an der Gründung des Bronx Zoo beteiligt und im Vorstand zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften aktiv.
Madison wurde neben seinem Engagement für den Naturschutz auch für seine rassentheoretischen, eugenischen und pseudowissenschaftlichen Werke wie The Passing of the Great Race (1916) bekannt, in denen er die Überlegenheit der nordischen Rasse vertrat. Er gehörte zu jenen Funktionären der New York Zoological Society (heute Wildlife Conservation Society), die für die Ausstellung des Mutwa Ota Benga zusammen mit einem Orang-Utan in einem Affengehege des Bronx Zoo verantwortlich waren. Für Madison und sein Umfeld war der Westen ein bedrohtes Rückzugsgebiet, nicht nur für die dort lebenden Tiere und Pflanzen, sondern auch für die weißen Pioniere. Der Osten der Vereinigten Staaten wurde von ihnen hingegen als verloren für Flora, Fauna und Menschen betrachtet.
1992 erwarb der Boone and Crockett Club das Old Milwaukee Railroad Depot am Clark Fork River in Missoula, Mississippi und verlegte seinen Sitz von Virginia dorthin.
Jagd
Die Zahl der regulären Mitglieder des Boone and Crockett Club war ursprünglich auf 30 beschränkt, heute sind es 100 Mitglieder. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft war der Nachweis, mindestens drei Stück großen amerikanischen Wilds waidgerecht erlegt zu haben: Braunbär (einschließlich Grizzlybär und weiterer Unterarten), Amerikanischer Schwarzbär, Puma, Wolf, Elch, Wapiti, Ren, Weißwedelhirsch, Amerikanischer Bison, Moschusochse, Dickhornschaf, Schneeziege und Gabelbock. Verboten waren damit Tierfallen, das Heraustreiben von Wild aus seiner Deckung durch Brandlegung, die Jagd auf schwimmendes Wild von einem Boot aus und das Schießen von Wild, das durch tiefen Schnee an der Flucht gehindert war. Auf Drängen George Bird Grinnells wurde Nicht-Jägern die Möglichkeit geboten, als Associate Members oder als Ehrenmitglieder dem Boone and Crockett Club anzugehören.
Der Boone and Crockett Club hat sich mit Nachdruck und erfolgreich dafür eingesetzt, seine Grundsätze für eine ethisch verantwortungsvolle Jagdausübung in die gesetzlichen Regelungen zum Wildtiermanagement einfließen zu lassen. Bereits früh konnte er ein Verbot der kommerziellen Jagd durchsetzen.
Punktesystem
Der B&C ist in der Öffentlichkeit vor allem durch sein System zur Bewertung und Datenerfassung bekannt geworden, mit dem einheimisches Wild vermessen und die gesammelten Daten dem Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus dient die individuelle Bewertung von Jagdtrophäen dem sportlichen Wettbewerb unter den Jägern.
Das Punktesystem ermöglicht dem Boone and Crockett Club die Registrierung in ganz Nordamerika legal erjagten Wilds und das Unterhalten einer entsprechenden Datenbank, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht. Erfasst werden nicht nur die für Trophäenjäger interessanten Angaben zum Geweih, sondern auch Gewicht, Körpermaße und Ort des Abschusses. Diese Datenbank gibt der Wissenschaft und den Naturschutzbehörden Material zur demografischen Entwicklung der Wildbestände auf lokaler bis kontinentaler Ebene an die Hand. Aktuelle Auswertungen werden vom Boone and Crockett Club im Abstand von sechs Jahren in seiner Buchreihe veröffentlicht.
Naturschutz
Vom Tag seiner Gründung an engagierte sich der Boone and Crockett Club für den Schutz und die Erweiterung des Yellowstone National Park. Dieser erste Nationalpark in den Vereinigten Staaten war um 1890 ernsthaft in seinem Bestand bedroht. Der Nationalpark war zwar bereits 1872 als solcher ausgewiesen worden, aber seine Grenzen waren nicht genau bestimmt und sein Zweck und die erlaubte menschliche Nutzung waren schlecht oder gar nicht festgelegt. Eisenbahngesellschaften kämpften um das Recht, Strecken durch den Park zu bauen. Spekulanten wollten einen großen Teil des Nationalparks herauslösen und das Land für die Bebauung nutzen. Darüber hinaus war der Yellowstone National Park eines der letzten Rückzugsgebiete des vom Aussterben bedrohten Amerikanischen Bisons, dem auch dort von Wilderern nachgestellt wurde.
Der Kongressabgeordnete John F. Lacey, Vertreter des Bundesstaats Iowa im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten und Mitglied des Clubs, brachte den Act to Protect the Birds and Animals in Yellowstone National Park in den Kongress ein, der angenommen und am 7. Mai 1894 von Präsident Grover Cleveland unterzeichnet wurde. Das Gesetz verbot das Töten von Tieren, sofern es nicht zum Schutz menschlichen Lebens oder Eigentums geschah. Jeglicher Transport von Tieren, lebenden wie toten, der Abbau von Bodenschätzen und die Holzernte waren ebenfalls untersagt.
Die erfolgreiche Kampagne des Boone and Crockett Club für den Yellowstone National Park führte 1905 zur Gründung des United States Forest Service und 1916 des National Park Service. Auch die Ausweisung von National Wildlife Refuges seit 1903, die heute unter der Aufsicht des United States Fish and Wildlife Service stehen, ist auf die Arbeit des Boone and Crockett Club und anderer nationaler Naturschutzorganisationen zurückzuführen. Der Club war zudem maßgeblich an der Einrichtung des Glacier-Nationalparks, des Denali-Nationalparks und des Sheldon National Wildlife Refuge beteiligt.
Aus den Reihen des Boone and Crockett Club kamen die Leiter der ersten Naturschutzbehörden der Vereinigten Staaten, Gifford Pinchot als erster Leiter des United States Forest Service, Stephen T. Mather als erster Direktor des National Park Service. Mehrere Mitglieder waren als Politiker an der Vorbereitung der Naturschutz-Gesetzgebung beteiligt oder beeinflussten auf andere Weise den US-amerikanischen Naturschutz. Hier ist vor allem US-Präsident Theodore Roosevelt zu nennen, der während seiner Amtszeit durch Executive Orders die ersten National Monuments auf Bundesebene unter Schutz gestellt hat: den Devils Tower in Wyoming, den Petrified Forest in Arizona und den Grand Canyon, ebenfalls in Arizona.
Über das Bemühen um das Ausweisen von Naturschutzgebieten hinaus wirkten Mitglieder des Boone and Crockett Club an der Rettung des vom Aussterben bedrohten Amerikanischen Bisons mit. Auf den wirksamen Schutz einer der letzten Bisonherden im Yellowstone National Park folgte die Gründung der American Bison Society durch Mitglieder des Boone and Crockett Club, namentlich William T. Hornaday, Madison Grant and Theodore Roosevelt. Der Bronx Zoo besaß eine Gruppe von sieben Bisons, die bis 1907 auf 45 Tiere angewachsen war. Fünfzehn davon wurden in das Wichita Mountains Wildlife Refuge gebracht, wo die Herde innerhalb von zehn Jahren auf mehr als 500 Tiere angewachsen war. Weitere erfolgreiche Auswilderungen folgten.
Förderung der Wissenschaft
1984 erwarb der Boone and Crockett Club eine 24 Quadratkilometer große Ranch in Montana, die als Forschungsstation zur Untersuchung der Interaktionen von Nutztieren und Wildtieren genutzt wird. Einige der bedeutendsten wissenschaftlichen Studien der nordamerikanischen Säugetierfauna wurden vom Boone and Crockett Club finanziell oder auf andere Weise unterstützt. Dazu gehören das Isle Royale Wolf-Moose Project zur Langzeitbeobachtung der Räuber-Beute-Beziehung zwischen Wölfen und Elchen im Isle-Royale-Nationalpark und ebenfalls über Jahrzehnte fortgeführte Untersuchungen der Ökologie von Pumas und Grizzlybären.
Der University of Montana – Missoula, der Texas A&M University und der Michigan State University hat der Boone and Crockett Club Professuren zur Wildtierforschung gestiftet. An weiteren Hochschulen werden entsprechende Studiengänge unterstützt.
Bildungsprogramme
Der Boone and Crockett Club begann schon früh mit der Schulung von Jägern und der Informationsarbeit zum Naturschutz. Diese Tätigkeiten werden bis heute fortgesetzt. Neben Angeboten für Jäger gibt es auch eine ständige Zusammenarbeit, beispielsweise Ferienlager auf der Theodore Roosevelt Memorial Ranch in Dupuyer, Montana, mit Scouting America (früher die Boy Scouts of America).
Die National Collection of Heads and Horns geht auf die Initiative eines Mitglieds des Boone and Crockett Club und die Zusammenarbeit mit der New York Zoological Society zurück. Ziel war es, Exponate von Horn oder Geweih tragenden Tierarten in der Art von Jagdtrophäen aus der ganzen Welt zusammenzutragen, um damit das Interesse an der Vielgestaltigkeit des Wilds und ihrer Bedrohung zu wecken. Die Sammlung wurde 1978 vom Boone and Crockett Club übernommen und derzeit im Buffalo Bill Center of the West in Cody, Wyoming ausgestellt.
Bekannte Mitglieder
- Joel Asaph Allen (1838–1921), Mammaloge und Ornithologe;
- Benjamin Bristow (1832–1896), Rechtsanwalt und Politiker;
- Frederick Russell Burnham (1861–1947), US-amerikanischer Abenteurer und britischer Offizier;
- Edward North Buxton (1840–1924), britischer Unternehmer, Politiker, Naturschützer, Großwildjäger und Autor;
- Charles Deering (1852–1927), Industrieller und Philanthrop;
- George Eastman (1854–1932), Erfinder, Unternehmer und Philanthrop;
- Grancel Fitz (1894–1963), Großwildjäger und Fotograf;
- Valerius Geist (1938–2021), Biologe und Ökologe;
- Madison Grant (1865–1937), Rechtsanwalt, Rassentheoretiker und Mitgründer des Bronx Zoo;
- Adolphus Greely (1844–1935), General und Polarforscher;
- George Bird Grinnell (1849–1938), Naturwissenschaftler, Historiker, Ethnologe und Autor;
- William Temple Hornaday (1854–1937), Naturwissenschaftler, Historiker, Ethnologe und Autor;
- Clarence King (1842–1901), Geologe und Autor;
- John F. Lacey (1841–1913), Politiker;
- Alexander B. Lamberton (1839–1919), Politiker;
- Aldo Leopold (1887–1948), Forstwissenschaftler, Wildbiologe, Jäger, Naturschützer und Autor;
- Henry Cabot Lodge senior (1850–1924), Politiker;
- Clinton Hart Merriam (1855–1942), Zoologe, Ethnologe, Geograph und Arzt;
- Francis G. Newlands (1846–1917), Politiker;
- Henry Fairfield Osborn (1857–1935), Geologe, Paläontologe und Eugeniker;
- Francis Parkman (1823–1893), Historiker und Autor;
- Boies Penrose (1860–1921), Rechtsanwalt, Politiker und Jäger;
- John Charles Phillips (1876–1938), Ornithologe, Naturschützer und Jäger;
- Gifford Pinchot (1865–1946), Forstwissenschaftler und Politiker;
- Theodore Roosevelt (1858–1919), Gouverneur des Bundesstaates New York, 26. Präsident der Vereinigten Staaten, Friedensnobelpreisträger, Naturschützer, Großwildjäger und Autor;
- Elihu Root (1845–1937), Jurist, Politiker und Friedensnobelpreisträger;
- Carl Rungius (1829–1906), Wildtiermaler;
- Carl Schurz (1829–1906), Rechtsanwalt, Journalist und Politiker;
- Frederick Courteney Selous (1851–1917), britischer Offizier und Großwildjäger;
- Charles Alexander Sheldon (1867–1928), Naturschützer und Jäger;
- William Tecumseh Sherman (1820–1891), Bankier, Rechtsanwalt, General, Politiker und Autor;
- William Denison Whipple (1826–1902), General;
- Owen Wister (1860–1938), Schriftsteller.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Theodore Roosevelt, George Bird Grinnell (Hrsg.): American Big-Game Hunting. The Book of the Boone and Crockett Club. David Douglas, Edinburgh 1893 (Digitalisat).
- Theodore Roosevelt, George Bird Grinnell (Hrsg.): Hunting in Many Lands. The Book of the Boone and Crockett Club. Forest and Stream Publishing, New York 1895 (Digitalisat).
- George Bird Grinnell, Theodore Roosevelt (Hrsg.): Trail and Camp-Fire. The Book of the Boone and Crockett Club. Forest and Stream Publishing, New York 1897 (Digitalisat).
- Richard C. Rattenbury: Hunting the American West: The Pursuit of Big Game for Life, Profit, and Sport, 1800-1900. Boone and Crockett Club, Missoula, MT 2008, ISBN 978-0-940864-60-3.
- R. L. Wilson: Theodore Roosevelt. Hunter-Conservationist. Preface by Archibald B. Roosevelt. Foreword by John Milius. Prologue by Lowell E. Baier. Boone and Crockett Club, 2009, ISBN 978-0-940864-52-8.
wikipedia, wiki, enzyklopädie, buch, bibliothek, artikel, lesen, kostenlos herunterladen, Informationen über Boone and Crockett Club, Was ist Boone and Crockett Club? Was bedeutet Boone and Crockett Club?