Julius von Bergenstamm

Julius Edler von Bergenstamm (* 28. April 1838 in Wien, Kaisertum Österreich; † 31. Januar 1896 ebenda) war ein österreichischer Beamter, Entomologe und Privatier.

Leben

Julius Edler von Bergenstamm war ein Sohn des Verwaltungsbeamten und späteren Bezirksvorstehers Joseph Anton Edler von Bergenstamm (1799–1866) und dessen Ehefrau Anna, geb. Edle von Rieger (1828–1865). Der Landesgerichts-Adjunkt und Untersuchungsrichter Joseph Edler von Bergenstamm († 1873) war sein Bruder.

Julius von Bergenstamm besuchte von 1848 bis 1854 die Theresianische Ritterakademie, das heutige Theresianum, und absolvierte anschließend die philosophischen Jahrgänge an der Universität Wien. Nachdem er bereits einige Jahre als Beamter im k. k. Versatzamt tätig gewesen war, widmete er sich vor dem Hintergrund einer reichen Erbschaft ab 1873 als Privatier ausschließlich noch entomologischen Studien, wobei er seinen Schwerpunkt dabei auf Zweiflügler legte und in der Folge zu einem der bedeutendsten Dipterologen der Monarchiezeit wurde. Er arbeitete dabei zeitweise mit Friedrich Moritz Brauer zusammen, der ab 1876 als Kustos für Zweiflügler (Diptera) und Netzflügler (Neuroptera, einschließlich der damals noch zu dieser Gruppe gerechneten Libellen oder Odonata) an der entomologischen Sammlung im Naturhistorischen Museum in Wien tätig war.

Gemeinsam mit Friedrich Moritz Brauer ist er dabei Erstbeschreiber zahlreicher neuer Taxa, wie unter anderem der Familie der Schmeißfliegen (Calliphoridae Brauer & Bergenstamm, 1889), die zur Unterordnung der Fliegen (Brachycera) gehören.

Julius von Bergenstamm bekannte sich offen zum Darwinismus und beteiligte sich am Ehrengeschenk der deutschen Anhänger zu Darwins 69. Geburtstag, einem vom Rechnungsrat und Naturforscher Emil Rade (1832–1931) initiierten, von Ernst Haeckel geförderten und im Wesentlichen von Arthur Fitger mit insgesamt 21 Blättern gestalteten mit Silber-(und Gold-)beschlägen reich verzierten 50 cm hohen und 43 cm breiten Album (Darwin-Album von 1877), in dem ab Blatt 3 zahlreiche Fotografien seiner Anhänger in je ein bis zehn passepartoutartig geschnittenen Feldern eingefügt sind. Als Julius von Bergenstamm wurde er mit dem Zusatz Ausschussrath der k. k. zool. botan. Gesellschaft auf Blatt 7 (Wien II) in diesem Album, das Darwin im Februar 1877 überreicht wurde, aufgenommen.

Er war ab 1862 Mitglied der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und wirkte in der Zeit von 1865 bis 1872 als deren Bibliothekar sowie von 1865 bis 1889 als deren Ausschussrat.

Julius Edler von Bergenstamm war ab 1880 verheiratet mit Elise, geb. Rosenkranz (1856–1918).

Seine Dipteren-Sammlung vermachte er testamentarisch dem Naturhistorischen Hofmuseum in Wien.

Schriften (Auswahl)

mit Friedrich Moritz Brauer
  • Die Zweiflügler des Kaiserlichen Museums zu Wien. IV. Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria Schizometopa (exclusive Anthomyidae). Pars I. Denkschr. Akad. Wiss., 56, Wien 1889, S. 69–180, Tafel I–XI (archive.org)
  • Die Zweiflügler des Kaiserlichen Museums zu Wien. V. Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria Schizometopa (exclusive Anthomyidae). Pars II. Denkschr. Akad. Wiss., 58, Wien 1891, S. 305–346 (archive.org)
  • Die Zweiflügler des Kaiserlichen Museums zu Wien. VI. Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria Schizometopa (exclusive Anthomyidae). Pars III. Denkschr. Akad. Wiss., 60, Wien 1893, S. 89–240 (archive.org)
  • Die Zweiflügler des Kaiserlichen Museums zu Wien. VII. Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria Schizometopa (exclusive Anthomyidae). Pars IV. Denkschr. Akad. Wiss., 61, Wien 1895, S. 537–624 (archive.org)

Literatur

  • Ruth Contreras-Lichtenberg: Die Geschichte der Dipterologie am Wiener Naturhistorischen Museum. In: Denisia, 8, 2003, S. 47–55 (PDF)
  • Matthias Svojtka: Bergenstamm, Julius Edler von (1838–1896), Entomologe und Beamter. In: Österreichisches biographisches Lexikon, 1815–1950, 2. Auflage, Band 8, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Wien 2019 (Digitalisat)

Anmerkungen

  1. Die Lebensdaten wurden vom Wiener Wissenschaftler Matthias Svoitka ermittelt und 2019 im ÖBL veröffentlicht.
  2. Das Album enthält insgesamt 165 Porträts und befindet sich heute noch in der Darwin Collection im Down House, London, Luxted Road, Downe, Orpington, BR6 7JT
  3. Brunhild Gries: Emil Rade (1832–1931), sein Anteil an der naturkundlichen Erforschung Westfalens und das Darwin-Album von 1877. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 68, 2, Münster 2006 (PDF)
  4. Lebensdaten mit Stand 3. November 2025 noch veraltet
  5. Lebensdaten mit Stand 3. November 2025 noch veraltet

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