Die Rüstungsindustrie – in Deutschland auch offiziell Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) genannt – ist ein spezieller Wirtschaftszweig. Er besteht aus Instituten, Organisationen und Unternehmen, die militärische Erzeugnisse, Ausrüstung und Material (vgl. auch Wehrmaterial) für Streitkräfte herstellen.
Weitere bekanntgewordenen Bezeichnungen sind Wehrtechnikindustrie (kurz: Wehrindustrie) oder Heeresindustrie und im Ausland die englisch defense industry, englisch armaments industry. Der Fokus dieser Industrie liegt dabei primär auf konventionellen Waffensystemen. Für die wirtschaftlichen Zusammenhänge in dieser speziellen Industrie, siehe die Rüstungswirtschaft oder Militärökonomie.
Einleitung
Diese Industrie dient im Kern der Entwicklung- und Herstellung von Waffen im Rahmen der Wehrtechnik. Dies umfasst mobile und stationäre Waffensysteme sowie Munition für die staatliche Sicherheit und zur Landesverteidigung. Rüstung soll das militärische Potenzial eines Staats verstärken und wird auch als Aufrüstung bezeichnet. Sie unterliegt manchmal einer internationalen Rüstungskontrolle mit dem Ziel der Abrüstung (Rüstungsdynamik). Ein Teil dieser speziellen Verteidigungstechnologie findet sich auch in der Zivil- bzw. Privatwirtschaft wieder, beispielsweise in Form von Kommunikationstechnik, Sicherheitstechnik, Überwachungstechnik, Schutzausrüstung und vielem mehr. Wenn Rüstungsgüter für zivile und militärische Zwecke ausgelegt sind, spricht man auch von einer Dual-Use- oder Doppelnutzung, wobei auch zivile Unternehmen mitunter Technologie für militärische Zwecke bereitstellen. Dabei ist die Rüstungsindustrie aufgrund ihrer besonderen Produkte eng mit der Politik (vgl. auch Sicherheitspolitik) verbunden. In diesem Zusammenhang spricht man deshalb vom militärisch-industriellen Komplex (MIK).
Beschaffung und Bereitstellung von Rüstungsgütern
Rüstungsgüter werden hergestellt um die Landesverteidigung und nationale Sicherheit zu gewährleisten.
Beschaffung in Deutschland
In Deutschland besteht seit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und dem Erlangen ihrer Souveränität im Jahr 1955 ein partnerschaftliches Modell zwischen Staat und Industrie, da die Beschaffung der Ausrüstung durch eine entsprechende Politik erfolgt.
Die Beschaffung ist die Grundlage des Rüstungswesen und der Auftrag zur Rüstung ergibt sich aus dem Grundgesetz (GG) im Kapitel VIII. Die Ausführung der Bundesgesetze und die Bundesverwaltung, dort:
„Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.“
und weiter:
„Die Bundeswehrverwaltung wird mit eigenem Verwaltungsunterbau geführt und dient der unmittelbaren Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte und der Personalverwaltung.“
Die Beschaffung von Rüstung erfolgte in Deutschland ehemals über das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, heute das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Die Finanzierung der Streitkräfte erfolgt über den Bundeshaushalt, vgl. auch Einzelplan 14, auch bekannt als Verteidigungshaushalt. Die Einnahmen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Der Verteidigungsetat wird hingegen fast vollständig aus Steuermitteln finanziert. Einzelne Rüstungsunternehmen sind allerdings auch börsennotiert.
Beschaffung in der Schweiz
Internationale Beschaffung
Die Beschaffung findet jedoch nicht nur auf nationaler Ebene, sondern weltweit statt. In diesem Kontext sei das US-amerikanische Rüstungsgüterprogramm Foreign Military Sales (FMS) erwähnt. Für die nukleare Abschreckung der NATO wird beispielsweise von Deutschland der F-35-Kampfjet beschafft, der als ein wichtiges Element des Bündnisses gilt. Ein anderes Beispiel sind deutsche U-Boote der Dolphin-Klasse, welche z. B. an Israel geliefert wurden.
Rüstungsgüter
Im Folgenden werden einige Rüstungsgüter der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) aufgezählt.
| Kernrüstungsgüter | Erweiterte Rüstungsgüter |
|---|---|
Güter für Interdiktion und Wirkung:
| Güter für Prävention und Einsatzmanagement:
|
Produziert werden Rüstungsgüter (im Auftrag der Bundesregierung) von etlichen privatwirtschaftlichen Unternehmen. Es lassen sich keine vollständigen Zahlen und Namen von Firmen finden, die erkennen lassen, wer alles zur deutschen Rüstungsindustrie gehört.
Atomare Rüstung
Die „nukleare“ Rüstungsindustrie, auch umgangssprachlich Kernwaffenkomplex genannt, verantwortlich für Entwicklung, Herstellung und Entsorgung strategischer Waffen, besteht zu großen Teilen aus separaten Institutionen und Organisationen eines jeweiligen Kernwaffenstaates bzw. eines Landes im Besitz von Atomwaffen, unter der Leitung einer Dachorganisation, z. B. der National Nuclear Security Administration (NNSA) in den USA oder Rosatom in Russland.
Rüstungsmarkt
„Der Markt für Rüstungsgüter unterscheidet sich von anderen Märkten vor allem dadurch, daß in den meisten Industrieländern der Staat Monopsonist auf diesem Markt ist; allenfalls kommt es vor, daß ausländische Nachfrager – meist wiederum Regierungen – zugelassen sind.“
Nachfrager
Um die Nachfrageseite der Rüstungsindustrie zu betrachten, muss zwischen dem deutschen Staat und den „restlichen“ Nachfragern unterschieden werden. Dabei schließen sich die Bezeichnungen Monopson, also Nachfrage-Monopol und ein Auftreten auf dem Weltmarkt nicht zwingend aus. Denn durch das Kriegswaffenkontrollgesetz könnte die Öffentliche Hand generell als alleiniger Nachfrager am Markt auftreten, da dieses vorgibt, welche Rüstungsgüter hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden dürfen. Dennoch hat auch der Staat ein Interesse daran, dass diese Güter – unter bestimmten Voraussetzungen – weltweit verkauft werden. Es besteht demnach eine gegenseitige Abhängigkeit. Beispielsweise durch die Sicherung mehrerer zehntausend Arbeitsplätze, das Erhalten von Know-how bei der Entwicklung und Produktion und den Verkauf jener Güter.
Anbieter
Alle Unternehmen die Rüstungsgüter produzieren, sind marktwirtschaftlich organisiert. Trotzdem muss die Angebotsseite des Rüstungsmarktes mit einigen Besonderheiten leben. Je nachdem, wie diversifiziert die Produktpalette des Unternehmens ist, sind diese mehr oder weniger vom Staat abhängig – da nur dieser einen Auftrag über Rüstungsgüter ausschreiben darf (siehe: Bereitstellung von Rüstungsgüter). Stellt ein Unternehmen ausschließlich Rüstungsgüter für den militärischen Einsatz her, so ist die Auftragslage des Unternehmens stark abhängig von der jeweiligen Regierung; ob diese viel oder wenig Steuergeld für Rüstungsgüter ausgeben möchte.
Regulierung
Es gibt Gesetze und Regularien, die klar definieren, in welchem Handlungsfeld sich die Rüstungsindustrie bewegen darf. So besagt das Kriegswaffenkontrollgesetz, dass bestimmte Waffen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in den Verkehr gebracht werden dürfen. Außerdem gibt es seitens der Regierung Maßnahmen um Korruption zu verhindern, deutsche Rüstungsexporte zu regulieren oder zur Kontrolle, falls ehemalige Beamte in die Rüstungsindustrie wechseln möchten.
Geschichte
Deutschland
Die Rüstungsindustrie entwickelte sich im Laufe der Industrialisierung in Westeuropa im 19. Jahrhundert stetig weiter. Am Anfang standen einzelne Betriebe, traditionell meist in staatlicher Regie, die Feuerwaffen produzierten. Allmählich entwickelten sich große und sehr vielseitige private Großbetriebe wie zum Beispiel Rheinmetall und Krupp in Deutschland, Schneider in Frankreich, Škoda in Österreich-Ungarn, Bethlehem Steel in den Vereinigten Staaten. Neben der Produktion von Handfeuerwaffen gewann die Herstellung von Geschützmaterial immer mehr an Bedeutung.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zeigte sich die Bedeutung moderner Waffen: Die stählernen Hinterlader-Geschütze von Alfred Krupp erwiesen sich als ausschlaggebende Artillerie. Sie konnten über 4 km weit schießen (mehr als das Doppelte der bis dahin möglichen Reichweite). Das damals neueste dieser Geschütze hieß C/64/67; es hatte zahlreiche Vorteile. Speziell bei der Schlacht bei Sedan zeigte sich, dass eine hohe Kadenz (bis zu zehn Schuss pro Minute) zusammen mit einer großen Reichweite bei guter Trefferleistung eine verheerende Wirkung erzeugte. Die Franzosen hatten Vorteile bei Reichweite und Kadenz mit dem neuen Chassepot-Gewehr und dem Mitrailleuse-Maschinengewehr. Ersteres war dem preußischen Hinterlader-Zündnadelgewehr überlegen.
Die Erfindung und Weiterentwicklung der Brisanzgranate um 1890 brachte große Umwälzungen in der Kriegsführung:
- Klassische Festungsanlagen mit Wällen aus Mauerwerk und Erde konnten den neuen Granaten nicht widerstehen. Die Forts (teilweise erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, z. B. die französische Barrière de fer) wurden aufgrund dieser Brisanzgranatenkrise teils mit Beton verstärkt; sie verloren ihre Bedeutung spätestens gegen Ende des Ersten Weltkriegs praktisch vollständig. So hatte beispielsweise die französische Festung Maubeuge bereits einen Monat nach Kriegsbeginn kapitulieren müssen, nachdem sie während einer zweiwöchigen Belagerung von der deutschen Artillerie mit Brisanzgranaten zusammengeschossen worden war.
- Brisanzgranaten konnten auf kurze bis mittlere Gefechtsentfernungen an den ungepanzerten Teilen von Kriegsschiffen große Zerstörungen erzielen.
Die Aufrüstung der kaiserlichen Marine vor dem Ersten Weltkrieg sicherte in Deutschland den aufstrebenden Unternehmen Aufträge und unterstützte den Ausbau ihrer Kapazitäten. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte. Der Marinebedarf war vor 1914 der technologisch und innovativ am weitesten vorangetriebene Rüstungssektor.
Nach dem Ersten Weltkrieg, der als enormer Schrittmacher für neue Rüstungszweige (Luftfahrtindustrie, Kraftfahrzeugindustrie, Panzer, Chemische Waffen) gewirkt hatte, wurden der Rüstungsindustrie Deutschlands im Versailler Vertrag enge Grenzen gesetzt. Die Waffenproduktion wurde international überwacht und der Waffenexport vollständig verboten. Das NS-Regime bescherte ihr mit seiner Aufrüstung der Wehrmacht und seiner Kriegspolitik ein enormes Wachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsindustrie 1945 im Rahmen der Demilitarisierung Deutschlands aufgelöst.
In der Bundesrepublik Deutschland erlebte sie im Rahmen von Westintegration und Wiederbewaffnung in der Mitte der 1950er Jahre einen Neubeginn. Des Weiteren trat Westdeutschland im Jahr 1955 der NATO bei, indem der Nordatlantikvertrag unterzeichnet wurde. Der Kalte Krieg dominierte die nukleare Aufrüstung von Ende 1945 bis ca. 1990. Seit 1945 sind diverse Nationen in Konflikte und Kriege involviert, beispielsweise dem Koreakrieg, die konventionelle Rüstungsgüter voraussetzen.
Rüstungsindustrien
Deutsche Rüstungsindustrie
Nach einer Untersuchung des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) schätzte man im Jahr 2002/2003 die deutsche Wehrindustrie wie folgt:
- Rund 200 Firmen die sich mit Wehrtechnik befassen bzw. diese produzieren
- Davon etwa die Hälfe sind auf Wehrtechnik fokussiert, die andere Hälfte auf Dual-Use-Güter
- Rund 80.000 Beschäftigte, davon die Hälfte in wehrtechnisch-orientierten Firmen, die andere Hälfte in Dual-Use oder Zulieferern
- Umsatz: ca. 15.520 Mio. € (inkl. Export)
Zum Abgleich: Man schätzt, dass im Jahr 1989 ca. 400.000 Menschen in West- und Ostdeutschland in der Wehrtechnik beschäftigt waren, davon waren 950.000 Angehörige der Streitkräfte (zivil und militärisch). Im Jahr 2005 reduzierte sich diese Zahl auf ca. 80.000 Beschäftigte und 370.000 Angehörige der Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland. Dies entsprach einem Rückgang von schätzungsweise 900.000 Arbeitsplätzen.
Diese Kennzahlen decken sich grob mit anderen Quellen: Im deutschen Rüstungssektor sank die Zahl der Beschäftigten von etwa 250.000 (1984), dann 290.000 (1990) auf 80.000 im Jahr 2002.
Stand 2025 zählt der BDSV rund 135.700 direkte Beschäftigte und 273.400 direkte und indirekte Beschäftigte. Der Umsatz, bzw. die sogenannte Bruttowertschöpfung, lag bei 12,2 Mrd. Euro direkt und 16,2 Mrd. Euro direkt und durch „Verflechtungen“ in der Gesamtwirtschaft. (Für die Kosten des Militärs, siehe dort.)
Im Zuge des eskalierten russisch-ukrainischen Konflikts und der sogenannten „Zeitenwende“ kommt es seit c. 2022 in Deutschland, Europa und weltweit zu einer Aufrüstung einiger Staaten.
Stand 2022 wird die Rüstungsindustrie in Deutschland, nach Eigenbezeichnung auch Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) genannt, von wenigen großen Unternehmen – allen voran Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann – angeführt. Lediglich etwa die Hälfte der 350 deutschen Rüstungsfirmen ist laut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in der Eigentümerschaft unabhängig von den großen Unternehmen.
Tabelle der größten Rüstungskonzerne
Bis zum Jahr 2017 verzichtete das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), welches sich mit Abrüstung und Rüstungskontrolle beschäftigt, aufgrund mangelnder Daten darauf, Zahlen zu chinesischen Rüstungsfirmen zu publizieren. Erst in der Publikation des Jahres 2020 ordnete das Institut die chinesischen Unternehmen für das Jahr 2018 in die fünfzig weltgrößten Rüstungsfirmen ein.
Außerhalb der SIPRI-Datenerhebung gibt es zahlreiche Unternehmen, die einen bestimmten Anteil ihrer Leistungen in den Bereichen Sicherheits- bzw. Wehrtechnik erbringen, als Zulieferer agieren oder Anteile an Wehrtechnik in anderen Industrien, wie z. B. dem Schiffsbau oder der Raumfahrt, halten. Des Weiteren gibt es staatseigene oder regierungsnahe Betriebe, Institutionen oder Organisationen, die spezielle Entwicklungs- und Produktionsaufgaben im Waffenbereich übernehmen. Ein Beispiel ist das ehemalige Redstone Arsenal. Außerdem kam es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Jahrzehnten zu einer Vielzahl von Veränderungen durch Übernahmen, Konsolidierungen oder Verkäufe in dieser Industrie. Einige ehemalige Unternehmen sind heute Teil der großen Rüstungskonzerne, die als Erstausrüster (OEM) agieren, wie z. B. Raytheon.
| Unternehmen | Land | Rang | Umsatz Rüstungsgeschäft | Umsatz gesamt | Anteil Rüstungs- geschäft | Be- schäf- tigte | ||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2024 | 2024 | 2024 | ||
| 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 64,7 | 60,8 | 59,3 | 60,3 | 58,2 | 54,0 | 71,0 | 91 % | 114.000 | ||
| 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | (a) | 43,6 | 40,7 | 39,6 | 41,8 | 36,8 | 39,0 (b) | 80,7 | 54 % | 195.000 | ||
| 3 | 3 | 3 | 4 | 4 | 3 | 37,9 | 35,6 | 32,3 | 29,9 | 30,4 | 29,7 | 41,0 | 92 % | 88.000 | ||
| 4 | 6 | 6 | 6 | 6 | 6 | 33,8 | 29,8 | 26,9 | 26,0 | 24,0 | 22,5 | 35,4 | 95 % | 89.600 | ||
| 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 33,6 | 30,2 | 28,3 | 26,4 | 25,8 | 24,9 | 47,7 | 70 % | 102.900 | ||
| 6 | 4 | 4 | 3 | 3 | 2 | 30,6 | 31,1 | 29,3 | 33,4 | 32,1 | 34,1 | 66,5 | 46 % | 141.500 | ||
| Rostec | 7 | 7 | 10 | - | - | - | 27,1 | 21,7 | 16,8 | - | - | - | 38,9 | 70 % | 450.000 | |
| AVIC | 8 | 8 | 8 | 8 | 8 | 7 | 20,3 | 20,9 | 20,6 | 20,1 | 17,0 | 17,2 | 81,3 | 25 % | 418.000 | |
| CETC | 9 | 10 | 11 | 10 | 9 | 9 | 18,9 | 16,1 | 15,1 | 15,0 | 14,6 | 15,5 | 55,2 | 34 % | 177.443 | |
| L3Harris Technologies | 10 | 11 | 12 | 13 | 10 | 10 | 16,2 | 14,8 | 12,6 | 13,4 | 14,2 | 14,1 | 21,3 | 76 % | 47.000 | |
| 11 | 9 | 7 | 7 | 7 | 8 | 14,0 | 20,6 | 22,1 | 21,6 | 17,9 | 16,0 | 61,6 | 23 % | 230.000 | ||
| 12 | 13 | 13 | 12 | 13 | 14 | 13,8 | 12,4 | 12,5 | 13,9 | 11,2 | 11,3 | 19,2 | 72 % | 50.500 | ||
| Airbus | 13 | 12 | 14 | 15 | 11 | 13 | 13,4 | 12,9 | 12,1 | 10,9 | 12,0 | 11,3 | 74,9 | 18 % | 157.000 | |
| CSSC | 14 | 15 | 16 | 14 | - | - | 12,3 | 11,5 | 11,8 | 14,5 | - | - | 49,6 | 25 % | 148.000 | |
| Thales | 15 | 16 | 17 | 16 | 14 | 16 | 11,8 | 10,4 | 9,4 | 9,8 | 9,1 | 9,6 | 22,3 | 53 % | 8.900 | |
| HII | 16 | 17 | 18 | 17 | 15 | 17 | 10,3 | 9,3 | 8,8 | 8,6 | 8,2 | 7,9 | 11,5 | 89 % | 43.000 | |
| CASC | 17 | 14 | 9 | 9 | - | - | 10,2 | 12,4 | 19,6 | 19,1 | 16,9 | - | 41,2 | 30 % | 170.000 | |
| Leidos | 18 | 19 | 19 | 18 | 16 | 18 | 9,4 | 8,7 | 8,2 | 8,0 | 7,3 | 7,3 | 16,7 | 56 % | 43.000 | |
| Amentum | 19 | 21 | 20 | 25 | 41 | - | 8,3 | 6,5 | 6,6 | 5,0 | 3,1 | - | 13,9 | 60 % | 50000 | |
| 20 | 26 | 28 | 31 | 27 | 32 | 8,2 | 5,48 | 4,55 | 4,45 | 4,24 | 4,03 | 10,6 | 78 % | 28.500 | ||
| 42 | 45 | 44 | 44 | - | - | 4,1 | 3,34 | 3,2 | 3,03 | 2,6 (b) | 2,7 (b) | 4,1 | 100 % | 10.000 | ||
| ThyssenKrupp | 61 | 66 | 62 | 55 | 55 | 56 | 2,3 | 1,99 | 1,93 | 2,39 | 1,99 | 2,07 | 37,9 | 6 % | 98.000 | |
| Hensoldt | 62 | 73 | 69 | 69 | 78 | 86 | 2,2 | 1,85 | 1,66 | 1,61 | 1,27 | 1,18 | 2,4 | 93 % | 9.000 | |
| Diehl | 67 | 83 | 93 | 99 | - | - | 2,1 | 1,35 | 0,95 | 0,87 | - | - | 5,1 | 42 % | 18.700 | |
| Umsätze in Mrd. US-Dollar, Stand 2024 - (a) = Fusion Raytheon u. United Technologies Corporation - (b) = Addition Umsätze | ||||||||||||||||
Rüstungsexporte und -importe
Die größten Waffenlieferanten der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Russland, Deutschland, Frankreich, China und Großbritannien. All diese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe und stehen im gegenseitigen Konkurrenzkampf bei der Entwicklung neuer und wirkungsvollerer Waffensysteme.
Waffenlieferanten
Einige Kennzahlen zu Waffenlieferungen in der folgenden Tabelle entstammen der SIPRI-Datenbank für Waffenlieferung und sind gerundet in Milliarden US-Dollar. Sie summieren Informationen zu allen Lieferungen konventioneller Großwaffen von 1950 bis zum letzten vollständigen Kalenderjahr bis einschließlich 2024. Für die aktuellsten Kennzahlen siehe die SIPRI Arms Transfers Database. Die Tabelle ist auf Fünfjahresabschnitte gekürzt. Die genauen Details zur Datenerhebung und -darstellung durch SIPRI, z. B. der eigens definierte Trendindikatorwert (TIV), sind den Quellen und Methoden zu entnehmen.
| SIPRI Waffenlieferungen von 2000 bis 2024 | |||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Land | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
| Vereinigte Staaten | 7,591 | 6,758 | 8,169 | 9,743 | 9,426 | 11,409 | 9,255 | 10,534 | 10,024 | 10,960 | 15,351 | 11,102 | 13,512 |
| Russland | 4,546 | 5,227 | 5,993 | 5,751 | 6,676 | 6,356 | 6,871 | 5,100 | 3,523 | 2,402 | 2,510 | 1,329 | 1,339 |
| Deutschland | 1,619 | 2,081 | 2,725 | 1,815 | 2,509 | 1,841 | 1,085 | 0,950 | 1,163 | 0,813 | 1,489 | 2,472 | 2,049 |
| Frankreich | 1,116 | 1,842 | 0,911 | 2,252 | 2,185 | 2,319 | 1,897 | 3,738 | 2,384 | 3,836 | 3,123 | 2,150 | 2,272 |
| Vereinigtes Königreich | 1,638 | 1,069 | 1,101 | 1,183 | 1,344 | 1,105 | 0,682 | 0,886 | 0,662 | 0,679 | 1,711 | 1,320 | 0,756 |
| Volksrepublik China | 0,302 | 0,281 | 1,459 | 1,819 | 2,449 | 1,624 | 1,365 | 1,604 | 0,635 | 1,358 | 2,280 | 2,982 | 1,131 |
| Italien | 0,204 | 0,825 | 0,524 | 0,671 | 0,620 | 0,704 | 0,534 | 0,372 | 0,809 | 1,650 | 1,711 | 1,364 | 1,379 |
| Israel | 0,387 | 0,509 | 0,647 | 0,570 | 1,236 | 1,193 | 1,147 | 0,392 | 0,380 | 0,711 | 1,050 | 1,281 | 1,026 |
| Ukraine | 0,270 | 0,291 | 0,470 | 0,303 | 0,461 | 0,384 | 0,318 | 0,168 | 0,122 | 0,181 | 0,102 | 0,029 | 0,023 |
| Niederlande | 0,284 | 0,625 | 0,381 | 0,469 | 0,487 | 1,070 | 0,468 | 0,304 | 0,462 | 0,357 | 0,324 | 0,250 | 0,392 |
| Schweden | 0,375 | 0,537 | 0,664 | 0,181 | 0,255 | 0,079 | 0,139 | 0,125 | 0,266 | 0,239 | 0,083 | 0,375 | 0,381 |
| Spanien | 0,046 | 0,108 | 0,277 | 0,982 | 0,481 | 0,820 | 0,705 | 0,318 | 1,010 | 0,676 | 1,018 | 0,921 | 0,639 |
| Schweiz | 0,174 | 0,247 | 0,238 | 0,490 | 0,220 | 0,175 | 0,243 | 0,218 | 0,145 | 0,105 | 0,176 | 0,063 | 0,033 |
| Südkorea | 0,010 | 0,109 | 0,177 | 0,092 | 0,435 | 0,700 | 1,047 | 0,680 | 0,772 | 0,510 | 0,220 | 0,631 | 0,964 |
| Türkei | 0,020 | 0,025 | 0,070 | 0,225 | 0,243 | 0,177 | 0,248 | 0,274 | 0,265 | 0,482 | 0,589 | 0,699 | 0,332 |
| Angaben in Milliarden US-Dollar | |||||||||||||
Waffenabnehmer
Der Export und auch Import von Waffen ist von Land zu Land sehr unterschiedlich und lässt sich teils durch eine Verlagerung der Produktion ins Ausland umgehen. In Deutschland wird der Export durch das Außenwirtschaftsgesetz und Kriegswaffenkontrollgesetz reglementiert. Die Erlaubnis zum Export wird von dem unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden Nationalen Sicherheitsrat der Bundesregierung erteilt. Es gibt kein parlamentarisches Kontrollgremium und Waffenexporte benötigen auch keine Zustimmung des Bundestages. Die erfolgten Exporte werden einmal im Jahr im Rüstungsexportbericht veröffentlicht.
| Waffenlieferanten | Anteil am weltweiten Waffenexport | Hauptabnehmer (Anteil am Exportvolumen des Lieferanten) | ||
|---|---|---|---|---|
| 1. | 2. | 3. | ||
| Vereinigte Staaten | 43 % | Saudi-Arabien (12 %) | Ukraine (9 %) | Japan (9 %) |
| Frankreich | 10 % | Indien (28 %) | Katar (10 %) | Griechenland (8 %) |
| Russland | 8 % | Indien (38 %) | Volksrepublik China (17 %) | Kasachstan (11 %) |
| China | 6 % | Pakistan (63 %) | Serbien (7 %) | Thailand (5 %) |
| Deutschland | 6 % | Ukraine (19 %) | Ägypten (11 %) | Israel (11 %) |
| Daten aus dem Zeitraum 2020–2024 | ||||
| Rang | Land oder Staat (Käufer) | % | Hauptlieferaten in (%) (Verkäufer) |
|---|---|---|---|
| 1 | Saudi Arabien | 9,1 |
|
| 2 | Indien | 8,7 | |
| 3 | Katar | 4,9 | |
| 4 | Ägypten | 4,5 | F (30), RF (26), D (16) |
| 5 | Ukraine (UA) | 4,4 | USA (45), D (12), Polen (11) |
| 6 | Australien | 4,1 | USA (73), ES (19), F (2.2) |
| 7 | Pakistan | 3,7 | PRC (78), TR (3.6), Niederlande (3.4) |
| 8 | VR China (PRC) | 3,4 | RF (74), F (11), UA (8.4) |
| 9 | Republik Korea (Südkorea; ROK) | 3,0 | USA (70), D (20), F (5.3) |
| 10 | Emirate (UAE) | 3,0 | USA (55), F (14), TR (5.7) |
| 11 | Japan | 2,9 | USA (96), GB (2.2), Schweden (0.5) |
| 12 | Algerien | 2,8 | RF (63), PRC (15), D (12) |
| 13 | Vereinigte Staaten | 2,5 | GB (18), F (13), NL (12), D (12), IL (10) |
| 14 | Vereinigtes Königreich (GB) | 2,1 | USA (78), ROK (8.8), IL (4.9), D (2.7), ES (2.0) |
| ... | ... | ... | ... |
| Andere | 43 | ||
| Total | 100 |
Zu beachten ist, dass es keine weltweit gültigen Standards zur Erfassung und Veröffentlichung von Rüstungsexporten gibt. Das SIPRI-Institut beschreibt z. B. Deutschland für den Zeitraum von 2003 bis 2008 als drittgrößten Rüstungsexporteur der Welt, mit einem Marktanteil von 10 Prozent (nach den Vereinigten Staaten und Russland). Demgegenüber sieht eine Studie des International Institute for Strategic Studies (IISS) Deutschland für 2006 mit deutlichem Abstand hinter Großbritannien auf Platz 4. Der deutsche Weltmarktanteil lag nach dieser Studie für 2006 bei 3,7 Prozent (zum Vergleich: Vereinigte Staaten 51,9 Prozent, Russland 21,5 Prozent, Vereinigtes Königreich 12,2 Prozent).
Kleine und leichte Waffen
Zu den Rüstungsgütern zählen unter anderem Kleinwaffen und leichte Waffen, international mit Small Arms and Light Weapons (SALW) abgekürzt. Eine detaillierte Aufstellung der Waffenexporte, die nur Schusswaffen beinhalten, zu denen auch zivile Jagd- und Sportgewehre, sowie Kurzwaffen zählen, findet man hier:
- Die 20 größten Exportländer von SALW. Stand 2006
- Die 20 größten Importländer von SALW. Stand 2006
Insbesondere die deutschen Ausfuhren an europäische Abnehmer stiegen an: Im Vergleich zum Fünfjahres-Zeitraum von 1998 bis 2003 nahmen sie laut SIPRI um 123 Prozent zu.
Siehe auch die Entwicklungen unten.
Kontroversen
Lobbyismus
In der Vergangenheit nahmen Rüstungsindustrielle mehrfach Einfluss auf das politische Geschehen, um Bedingungen für ihren Wirtschaftszweig zu verbessern. Dabei kam es auch zu illegalen Schmiergeldzahlungen von Rüstungslobbyisten. Bekannte Beispiele sind der Waffenhändler Karlheinz Schreiber sowie der ehemalige Staatssekretär und Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Ludwig-Holger Pfahls.
Marktversagen
Die effiziente Bereitstellung von Rüstungsgütern ist problematisch, da diese immer auch ein sogenanntes Marktversagen hervorrufen; aufgrund von Informationsasymmetrien und externen Effekten. In einem Gutachten aus dem Jahr 2024 haben Wissenschaftler die Beschaffungsstruktur und -dynamik untersucht.
Militärisch-industrieller Komplex
Als es nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Welle der Empörung über die Rüstungsindustrie kam, die vom Krieg profitiert und ihn mit herbei geführt habe, legte ein Ausschuss des Völkerbundes für Rüstungsbegrenzung 1921 einen Bericht vor, nach dem die Rüstungsfirmen über die Kontrolle von Zeitungen im In- und Ausland die Öffentliche Meinung beeinflusst und Kriegspsychosen erzeugt haben, Staatsbeamte im Inland und Ausland bestochen haben, mit falschen Berichten über Militärprogramme zu Rüstungsausgaben angestachelt haben, sowie internationale Rüstungskartelle und Konzerne gebildet haben um das Wettrüsten anzuheizen und die Preise für Rüstungsgüter zu erhöhen. Allerdings lag dem Bericht keine wirkliche Untersuchung zu Grunde. Ein bemerkenswertes und wiederholt zitiertes Memorandum der britischen Admiralität aus dem Jahr 1919 sprach von einer „heimliche[n] Verschwörung gegen den Frieden“ durch internationale Rüstungskartelle.
Albert Einstein war der Auffassung, dass „jene mächtigen Gruppen der Industrie, die an der Produktion von Waffen beteiligt sind, in allen Ländern einer friedlichen Regelung der internationalen Streitfragen entgegenwirken“ und das diese auch als „böse treibende Kraft hinter dem Nationalismus, der sich überall breitmacht“ steckt.
In seiner Abschiedsrede als Präsident vom 17. Januar 1961 warnte Dwight D. Eisenhower eindringlich vor den Gefahren, die ein einflussreicher, von ihm erstmals so bezeichneter „militärisch-industrieller Komplex“ für die USA in Zukunft mit sich bringen würde:
„Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können.“
Kostenkontrolle
Unter ökonomischen Gesichtspunkten lassen sich die Kostenprobleme im Zusammenhang mit Rüstung zumeist damit erklären, dass es sich bei der Auftragsvergabe um öffentliche Ausschreibungen handelt. Der wirtschaftlich günstigste Bieter bekommt den Zuschlag vom Staat und darf die Rüstungsgüter produzieren. Durch enorme Informationsasymmetrien gegenüber den jeweiligen Rüstungsfirmen kann der Staat schwerlich nachprüfen – und wenn, nur mit hohen Transaktionskosten – ob die veranschlagten Kosten bzw. Kostensteigerungen ihre Legitimität haben und nicht möglicherweise von dem jeweiligen Unternehmen getragen werden müssten.
Bei einer kleinen Anfrage (Kostensteigerung bei Großwaffensystemen, hier speziell wegen des Schützenpanzers Puma) an den Bundestag war die Antwort der Regierung: „Vertragsstrafen sind im Beschaffungsvertrag nicht vereinbart, da sie im Zuge der Vertragsverhandlungen aufgrund der Monopolstellung des Auftragnehmers nicht durchsetzbar waren.“ Errechneter Stückpreis: 6,5 Millionen Euro, tatsächlicher Stückpreis: 9,9 Millionen Euro.
Eines der wohl längsten und teuersten Rüstungsprojekte ist das Kampfflugzeug Euro Hawk. Die Idee einer Aufklärungsdrohne für die Bundeswehr entstand im Jahr 2000. Beteiligt daran waren der amerikanische Rüstungskonzern Northrop Grumman und der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, heute Airbus. Anscheinend gab es frühe Hinweise darauf, dass die Drohne bei Weitem nicht die geforderten Standards für eine Zulassung besaß. Trotzdem wurden weiterhin Steuergelder für das Projekt verwendet und weitere Testflüge angeordnet. Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat erst 2013 beschlossen, das Drohnenprojekt stillzulegen, da es nicht absehbar war, eine Zulassung für den deutschen Luftraum zu bekommen. Bis dahin hat das Ganze den deutschen Steuerzahler etwa 600 Millionen Euro gekostet, ohne dass er einen Nutzen davon gehabt hätte.
Rüstungskonversion
In den Reihen der Friedensbewegung, der Friedensforschung und auch der Gewerkschaften werden seit den 1980er Jahren Konzepte entwickelt, wie der Übergang von militärischer zu ziviler Produktion gestaltet werden kann (Rüstungskonversion). Diese Konzepte werden oft nicht umgesetzt, es ist teilweise eher der gegenläufige Trend zu beobachten.
Technische Probleme
Unter anderem steht die Rüstungsindustrie immer wieder aufgrund mangelnder Funktionsfähigkeit von Waffen – wie bei dem Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch – oder Verzögerungen von Lieferungen in der Kritik.
Geschäfte mit Waffen (Waffenexport)
Wie problematisch ein Waffenexport sein kann, wurde zum Beispiel in den folgenden Fällen bewusst:
- im Falklandkrieg (1982) kämpfte das argentinische Militär mit zahlreichen Waffen gegen das Vereinigte Königreich, die von westlichen Ländern an Argentinien verkauft worden waren. Die argentinische Luftwaffe besaß
- Mirage-III-Jagdflugzeuge, Mirage-5-Jagdbomber,
- alte (aber immer noch sehr leistungsfähige) Douglas-A-4-Jagdbomber und
- veraltete English-Electric-Canberra-Bomber, außerdem
- zwei zu Betankungsflugzeugen umgebaute Lockheed C-130
- Vier damals hochmoderne Exocet-Luft-Schiff-Raketen standen bei Kriegsbeginn nach argentinischen Angaben zur Verfügung.
- Die Marineflieger besaßen fünf Dassault Super Étendards; diese waren für Luftbetankung ausgerüstet. 14 Flugzeuge waren bestellt, bis zum Ausbruch des Krieges waren fünf geliefert, wovon eines infolge eines Embargos als Ersatzteilspender am Boden bleiben musste.
- die Marine besaß unter anderem drei moderne französische d’Estienne d’Orves-Korvetten mit Exocet-Flugkörpern und zwei moderne, in der Bundesrepublik Deutschland hergestellte Küstenunterseeboote der U-Boot-Klasse 209.
- Im Krieg in Afghanistan wurden die US-Amerikaner und ihre Verbündeten oft mit Waffen bekämpft, die sie selbst nach dem Einmarsch der Sowjets in Afghanistan (1979) den Mujaheddin und anderen Rebellengruppen (damals auch „Freiheitskämpfer“ genannt) geliefert hatten.
- Der Internationale Militäreinsatz in Libyen 2011 richtet sich gegen die libyschen Streitkräfte. Diesen verkauften westliche Unternehmen bzw. Regierungen jahrelang Waffen.
- Ein von der Bundesregierung 2011 geplanter Export von 200 Leopard-Panzern nach Saudi-Arabien erregte viel öffentliche Kritik, weil Saudi-Arabien im benachbarten Bahrain kurz zuvor mit Panzern an der Unterdrückung von Demonstrationen teilgenommen hatte (siehe Proteste in Bahrain 2011).
Entwicklungen
Im Zuge des Kriegs gegen den Terror seit 2001 (vgl. die Terroranschläge am 11. September 2001) expandierte die westliche und weltweite Rüstungsindustrie. So stieg der Jahresdurchschnitt des internationalen Handels mit schweren konventionellen Waffen in den Jahren 2005 bis 2009 um 22 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt für die Jahre 2000–2004. Manche Unternehmen, die militärische und zivile Produkte herstellen, verkaufen den zivilen Unternehmensteil (z. B. hat BAE Systems seine Anteile an Airbus 2006 verkauft), um den militärischen Anteil zu erhöhen.
Chinas Rüstungsindustrie wächst seit Beginn der 2000er Jahre und holt technologisch auf. China feierte im Januar 2011 den ersten „offiziellen“ Testflug eines Tarnkappenbombers (J-20). Die J-20 hat Ähnlichkeit mit der russischen MiG 1.44 (die nie in Serie ging) und den Raptor-Flugzeugen der US-Armee. China exportiert immer mehr Waffen und macht der russischen Rüstungsindustrie immer mehr Konkurrenz. Dabei hat der aufstrebende Exporteur China einige Vorteile gegenüber Russland. Beide Länder haben vor allem Schwellenländer, die nach mehr militärpolitischer Unabhängigkeit vom Westen streben, als Absatzmarkt für ihre Waffen im Visier. Auch andere Nationen rüsten auf, darunter Nordkorea, das sich an der Sŏn’gun-Doktrin orientiert.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 und der sogenannten „Zeitenwende“ kommt es in Deutschland, Europa und weltweit zu Aufrüstungsbestrebungen.
Organisationen
- Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV)
- Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT)
Siehe auch
- Altpreußische Rüstungsindustrie
- Rüstungsindustrie in Afrika
- Vertrag über den Waffenhandel
- Waffenhandel
- Weißbuch (Bundeswehr)
Literatur
Fachartikel und Berichte
- Anne Hessing Cahn: Have Arms, Will Sell: Quantity is up and so is the quality. In: Bulletin of the Atomic Scientists. Band 31, Nr. 4, April 1975, S. 10–12, doi:10.1080/00963402.1975.11458223 (englisch).
- Heiko Borchert, Ralph Thiele: Rüstungsindustrie im Umbruch: Schrumpfende Heimmärkte und aggressive Schwellenländer erfordern rüstungspolitischen Gestaltungswillen. In: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik. Band 7, Nr. 3, August 2014, S. 365–387, doi:10.1007/s12399-014-0419-7.
- Frank Sauer: Globalisierung in den Bereichen Rüstungsindustrie und Militärtechnik: Transformationen und Probleme. In: Tilman Mayer, Robert Meyer, Lazaros Miliopoulos, H. Peter Ohly, Erich Weede (Hrsg.): Globalisierung im Fokus von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17821-9, S. 155–169, doi:10.1007/978-3-531-93334-4_9.
- Ethan Ilzetzki: Guns and Growth: The Economic Consequences of Defense Buildups (= Kiel Report). Kiel Institute for the World Economy, Kiel, Germany 2025 (englisch, ifw-kiel.de).
- T. Krebs, P. Kaczmarczyk: Wirtschaftliche Auswirkungen von Militärausgaben in Deutschland. Lehrstuhl für Makroökonomik und Wirtschaftspolitik, Mannheim 2025 (uni-mannheim.de [PDF]).
Fachbücher
- James F. Brownlee: The Defense We Can Afford. In: Walter F. Hahn, John C. Neff (Hrsg.): American Strategy for the Nuclear Age. Anchor Books (Doubleday), Garden City, New York 1960, S. 389 ff. (englisch, archive.org).
- XXIII. Verteidigungsplanung - Rüstung - Finanzierung. In: Emil Obermann (Hrsg.): Verteidigung. Ein Handbuch. Stuttgarter Verlagskontur, Stuttgart 1970.
- Charles J. Hitch: Decision-Making for Defense (= Gaither Memorial Lectures in systems science). University of California Press, Berkeley, CA 1970, ISBN 0-520-00563-5 (englisch, archive.org).
- Michael Kidron: Rüstung und wirtschaftliches Wachstum: Ein Essay über den westlichen Kapitalismus nach 1945 (= edition suhrkamp. Band 464). Suhrkamp Verlag, 1971.
- Dieter Senghaas: III Die Konfiguration des amerikanischen Rüstungskomplexes. In: Rüstung und Militarismus (= edition suhrkamp. Band 498). 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1972.
- Anthony Sampson: The Arms Bazaar. The Companies, the Dealers, the Bribes from Vickers to Lockheed. Coronet Books (Hodder and Stoughton), London 1977, ISBN 0-340-22594-7 (englisch, archive.org).
- Anthony Sampson: Die Waffenhändler: von Krupp bis Lockheed ; die Geschichte eines tödlichen Geschäfts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-498-06118-6 (englisch: The Arms Bazaar. Übersetzt von Margaret Carroux).
- Ulrich Albrecht, Peter Lock, Herbert Wulf: Arbeitsplätze durch Rüstung? Warnung vor falschen Hoffnungen (= rororo rororo-aktuell. Band 4266). Rowohlt-Taschenbuch-Verl, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-14266-X.
- Michael Geyer: Deutsche Rüstungspolitik 1860-1980 (= Neue historische Bibliothek. edition suhrkamp). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-11246-5.
- William J. Weida, Frank L. Gertcher: The Political Economy of National Defense. Westview Press, Boulder, CO 1987, ISBN 0-8133-0432-6 (englisch, archive.org).
- Heinz-Josef Bontrup, Norbert Zdrowomyslaw: Die deutsche Rüstungsindustrie: vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik; ein Handbuch (= Distel-Hefte. Band 15). Distel-Verl, Heilbronn 1988, ISBN 3-923208-18-9.
- Wilhelm Muehlon, Wolfgang Benz: Ein Fremder im eigenen Land: Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen eines Krupp-Direktors 1908-1914. Donat, Bremen 1989, ISBN 3-924444-44-7.
- Alex Mintz: The Political Economy of Military Spending in the United States. Taylor and Francis, Hoboken 2002, ISBN 0-415-07595-5 (englisch, archive.org).
- Dieter Hanel: Die Bundeswehr und die deutsche Rüstungsindustrie. Bernard & Graefe, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6238-8.
- Gerhard Hubatschek (Hrsg.): Bundeswehr: 50 Jahre Wehrtechnik und Ausrüstung. Report Verlag, Bonn 2005, ISBN 3-932385-20-9.
- Hartmut Küchle: Die deutsche Heeresindustrie in Europa: Perspektiven internationaler Kooperationen und industriepolitischer Nachholbedarf (= Edition der Hans-Böckler-Stiftung Europa und Globalisierung. Band 200). Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-86593-080-4 (boeckler.de).
- Rudolf Jaun, David Rieder, Schweizerische Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften (Hrsg.): Schweizer Rüstung. Politik, Beschaffungen und Industrie im 20. Jahrhundert (= Serie Ares. Band 1). hier + jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2013, ISBN 978-3-03919-279-3.
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