Bundesministerium der Verteidigung

Das Bundesministerium der Verteidigung (bis 1961 Bundesministerium für Verteidigung; BMVg, bis 1972 BMVtg) ist eine oberste Bundesbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Das Bundesministerium ist innerhalb der Bundesregierung das Fachressort für die militärische Verteidigung und alle Angelegenheiten der Bundeswehr, höchste militärische Kommandobehörde für die Streitkräfte und oberste Dienstbehörde für die Bundeswehrverwaltung, ohne selbst Teil von beiden zu sein. Seit dem 19. Januar 2023 wird das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) geleitet.

Bundesministerium der Verteidigung
— BMVg —
Staatliche Ebene Bund
Stellung Oberste Bundesbehörde
Gründung 7. Juni 1955 als Bundesministerium für Verteidigung
Vorgänger Amt Blank
Hauptsitz Bonn
Bundesminister Boris Pistorius (SPD)
Bedienstete 2.946 (30. September 2025)
Haushaltsvolumen 62,307 Mrd. EUR (2025)
Netzauftritt bmvg.de

Organisation

An der Spitze des Ministeriums stehen der Bundesminister, zwei Parlamentarische Staatssekretäre, drei (beamtete) Staatssekretäre, der Generalinspekteur der Bundeswehr sowie der Leitungsbereich. Der Bundesminister hat neben der politischen Verantwortung im Frieden die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte, ist höchster Vorgesetzte aller Soldaten seines Geschäftsbereichs und deren oberster Disziplinarvorgesetzter.

Die Parlamentarischen Staatssekretäre Nils Schmid und Sebastian Hartmann (beide SPD, seit 2025) vertreten den Minister im politisch-parlamentarischen Bereich. Die drei (beamteten) Staatssekretäre, Nils Hilmer (seit 2023), Jan Stöß und Jens Plötner (beide seit 2025), unterstützen ihn in der fachlichen Leitung des Ministeriums und in der Ausübung der Befehls- und Kommandogewalt. Der Generalinspekteur, Carsten Breuer, berät den Minister militärisch. Er ist der ranghöchste Soldat und für die Gesamtkonzeption der Streitkräfte verantwortlich. Die aktuelle Struktur wurde zum 1. Oktober 2025 eingenommen.

Das BMVg gliedert sich in zwei Hauptabteilungen und sechs Abteilungen:

  • Abteilung Rüstung (Rü; Vizeadmiral Carsten Stawitzki)
  • Abteilung Innovation und Cyber (CI ; Generalleutnant Michael Vetter)
  • Hauptabteilung Streitkräfte (SK; Generalleutnant Gunter Schneider)
  • Abteilung Politik (Pol; Ministerialdirektor Jasper Wieck)
  • Hauptabteilung Aufwuchs (A; Ministerialdirektor Alexander Götz)
  • Abteilung Haushalt (H; Ministerialdirektor Karl Henning Bald)
  • Recht (R; Ministerialdirigentin Anke Domuradt)
  • Abteilung Zentrales (Z; Ministerialdirektorin Oda Döring)

Im Hinblick auf die im Grundgesetz selbst enthaltenen Organisationsgrundsätze, vor allem das parlamentarische Budgetrecht (Art. 87a Abs. 1 Satz 2 GG), wurde die Spitzengliederung der Bundeswehr, insbesondere das Verhältnisses zwischen der militärischen und der zivilen Führung der Streitkräfte, durch Erlasse in den Jahren 1970 (Blankeneser Erlass), 2005 (Berliner Erlass), 2012 (Dresdner Erlass) und 2024 geregelt. Aktuell gültig ist der Osnabrücker Erlass vom 30. April 2024, der seit dem 1. Mai 2024 in Kraft ist.

Nachgeordneter Bereich

Dem Ministerium nachgeordnet sind die Streitkräfte, die Wehrverwaltung (Bundeswehrverwaltung), die Militärseelsorge und die Rechtspflege.

Die Streitkräfte bestehen aus den militärischen Organisationsbereichen

  • der Teilstreitkräfte
    • Heer
    • Luftwaffe
    • Marine
    • Cyber- und Informationsraum (ab 1. April 2017 militärischer Organisationsbereich, seit 1. Mai 2024 Teilstreitkraft)
  • und dem Unterstützungsbereich

Dem Ministerium unmittelbar unterstellt sind:

  • Operatives Führungskommando der Bundeswehr
  • Unterstützungskommando der Bundeswehr
  • Führungsakademie der Bundeswehr
  • Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst
  • Planungsamt der Bundeswehr
  • Zentrum Innere Führung

Die zivilen Organisationsbereiche sind:

  • Bundeswehrverwaltung
    • Organisationsbereich Personal
    • Organisationsbereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung
    • Organisationsbereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen
  • Rechtspflege der Bundeswehr
  • Militärseelsorge

Streitkräfte und zivile Organisationsbereiche bilden zusammen die Bundeswehr. Das Bundesministerium ist als oberste Bundesbehörde weder Teil der Streitkräfte noch der Bundeswehrverwaltung.

Dienstsitze

Der erste Dienstsitz des Ministeriums befindet sich auf der Hardthöhe in Bonn, ein zweiter Dienstsitz seit 1993 im Bendlerblock in Berlin. Am Dienstsitz Berlin sind rund 1.600 Mitarbeitende und am Dienstsitz Bonn rund 1.400 Mitarbeitende beschäftigt. Bei seiner Gründung war das Ministerium in der Bonner Ermekeilkaserne untergebracht. Der Umzug auf die Hardthöhe erfolgte ab 1960.

Haushalt

Der Haushalt des Bundesministeriums der Verteidigung sowie der Bundeswehr als nachgeordnetem Bereich ergeben sich aus dem Einzelplan 14 des jeweiligen Bundeshaushaltsgesetzes. Gemäß Art. 87a Abs. 1 Grundgesetz müssen sich auch die „zahlenmäßige Stärke [der Streitkräfte] und die Grundzüge ihrer Organisation […] aus dem Haushaltsplan ergeben“.

Beschaffungsaufträge des Bundesministeriums mit einem Wert über 25 Mio. Euro müssen, zusätzlich zur Veranschlagung und Bewilligung im Haushalt und zur Beratung im Verteidigungsausschuss des Bundestages, vor dem Vertragsabschluss gesondert durch den Haushaltsausschuss freigegeben werden. Diese sogenannte „25-Millionen-Euro-Vorlage“, ehemals „50-Millionen-DM-Vorlage“, führte der Haushaltsausschuss 1981 per Grundsatzbeschluss ein.

Geschichte

Bereits 1950 übertrug der damalige Bundeskanzler, Konrad Adenauer, die Leitung der Planungen für einen Verteidigungsbeitrag der Bundesrepublik Deutschland an Theodor Blank. Im Dezember 1950 begannen etwa 20 Mitarbeiter mit intensiven Vorarbeiten in Blanks Dienststelle mit der Bezeichnung „Der Beauftragte des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Bis Juni 1955 wuchs dieses sogenannte Amt Blank auf über 1300 Beschäftigte an. Es wurde am 7. Juni 1955 in Bundesministerium für Verteidigung umbenannt und die Bezeichnung auch so im kurz darauf geänderten Grundgesetz übernommen. Am 30. Dezember 1961 wurde die Bezeichnung (jedoch nicht im Grundgesetz) – als eines der klassischen Ressorts wie Auswärtiges, Finanzen, Inneres und Justiz – in Bundesministerium der Verteidigung geändert.

Von 1970 bis 2000 gab es die beiden dem Ministerium unterstellten militärischen Organisationsbereiche Zentrale Militärische Dienststellen und Zentrale Sanitätsdienststellen.

Bis 2012 gliederte sich die Bundeswehrverwaltung sich in Territoriale Wehrverwaltung (TerrWV) und Rüstungsbereich.

Bundesminister

Nach Art. 65a Abs. 1 GG hat der Bundesminister der Verteidigung die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Er steht an der Spitze des Ministeriums und führt gemäß Ressortprinzip (Art. 65, Satz 2 GG) seinen Geschäftsbereich selbstständig und in eigener Verantwortung und besitzt damit Weisungsbefugnis gegenüber allen Angehörigen der Bundeswehr einschließlich der zivilen Mitarbeiter.

Wird das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen oder steht ein solches Ereignis unmittelbar bevor, können Bundestag und Bundesrat den Verteidigungsfall gem. Art. 115a GG feststellen, wodurch die Befehls- und Kommandogewalt gem. Art. 115b GG auf den Bundeskanzler übergeht.

Mit Christine Lambrecht leitete von Dezember 2021 bis Januar 2023 nach Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer zum dritten Mal in Folge eine Frau das Ministerium. Ihre Nachfolge trat am 19. Januar 2023 Boris Pistorius (SPD) an. Er gehörte zunächst dem Kabinett Scholz und seit Mai 2025 dem Kabinett Merz an.

Name Bild Partei Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit Kabinett(e)
Bundesminister für Verteidigung
Theodor Blank
(1905–1972)
CDU 7. Juni 1955 16. Oktober 1956 Adenauer II
Franz Josef Strauß
(1915–1988)
CSU 16. Oktober 1956 29. Dezember 1961 Adenauer III
Adenauer IV
Bundesminister der Verteidigung
Franz Josef Strauß
(1915–1988)
CSU 30. Dezember 1961 9. Januar 1963 Adenauer IV
Kai-Uwe von Hassel
(1913–1997)
CDU 9. Januar 1963 1. Dezember 1966 Adenauer V
Erhard I
Erhard II
Gerhard Schröder
(1910–1989)
CDU 1. Dezember 1966 21. Oktober 1969 Kiesinger
Helmut Schmidt
(1918–2015)
SPD 22. Oktober 1969 7. Juli 1972 Brandt I
Georg Leber
(1920–2012)
SPD 7. Juli 1972 16. Februar 1978 Brandt I
Brandt II
Schmidt I
Schmidt II
Hans Apel
(1932–2011)
SPD 17. Februar 1978 1. Oktober 1982 Schmidt II
Schmidt III
Manfred Wörner
(1934–1994)
CDU 4. Oktober 1982 18. Mai 1988 Kohl I
Kohl II
Kohl III
Rupert Scholz
(* 1937)
CDU 18. Mai 1988 21. April 1989 Kohl III
Gerhard Stoltenberg
(1928–2001)
CDU 21. April 1989 31. März 1992 Kohl III
Kohl IV
Volker Rühe
(* 1942)
CDU 1. April 1992 26. Oktober 1998 Kohl IV
Kohl V
Rudolf Scharping
(* 1947)
SPD 27. Oktober 1998 19. Juli 2002 Schröder I
Peter Struck
(1943–2012)
SPD 19. Juli 2002 22. November 2005 Schröder I
Schröder II
Franz Josef Jung
(* 1949)
CDU 22. November 2005 28. Oktober 2009 Merkel I
Karl-Theodor zu Guttenberg
(* 1971)
CSU 28. Oktober 2009 3. März 2011 Merkel II
Thomas de Maizière
(* 1954)
CDU 3. März 2011 17. Dezember 2013 Merkel II
Ursula von der Leyen
(* 1958)
CDU 17. Dezember 2013 17. Juli 2019 Merkel III
Merkel IV
Annegret Kramp-Karrenbauer
(* 1962)
CDU 17. Juli 2019 8. Dezember 2021 Merkel IV
Christine Lambrecht
(* 1965)
SPD 8. Dezember 2021 19. Januar 2023 Scholz
Boris Pistorius
(* 1960)
SPD 19. Januar 2023 amtierend Scholz
Merz

Parlamentarische Staatssekretäre

  • 1967–1969: Eduard Adorno (CDU)
  • 1969–1975: Karl Wilhelm Berkhan (SPD)
  • 1975–1976: Hermann Schmidt (SPD)
  • 1976–1980: Andreas von Bülow (SPD)
  • 1980–1982: Willfried Penner (SPD)
  • 1982–1983: Kurt Jung (FDP)
  • 1982–1988: Peter Kurt Würzbach (CDU)
  • 1987–1990: Agnes Hürland-Büning (CDU)
  • 1988–1992: Willy Wimmer (CDU)
  • 1990–1992: Ottfried Hennig (CDU)
  • 1992–1993: Ingrid Roitzsch (CDU)
  • 1992–1998: Bernd Wilz (CDU)
  • 1993–1996: Michaela Geiger (CSU)
  • 1997–1998: Klaus Rose (CSU)
  • 1998–2002: Brigitte Schulte (SPD)
  • 1998–2005: Walter Kolbow (SPD)
  • 2002–2005: Hans Georg Wagner (SPD)
  • 2005–2006: Friedbert Pflüger (CDU)
  • 2005–2013: Christian Schmidt (CSU)
  • 2006–2013: Thomas Kossendey (CDU)
  • 2013–2018: Ralf Brauksiepe (CDU)
  • 2013–2018: Markus Grübel (CDU)
  • 2018–2021: Peter Tauber (CDU)
  • 2018–2021: Thomas Silberhorn (CSU)
  • 2021–2025: Thomas Hitschler (SPD)
  • 2021–2025: Siemtje Möller (SPD)
  • seit 2025: Nils Schmid (SPD)
  • seit 2025: Sebastian Hartmann (SPD)

Beamtete Staatssekretäre

  • 1955–1959: Josef Rust
  • 1959–1964: Volkmar Hopf
  • 1964–1966: Karl Gumbel
  • 1966–1967: Karl Carstens
  • 1968–1969: Karl-Günther von Hase
  • 1969–1971: Johannes Birckholtz
  • 1970–1972: Ernst Wolf Mommsen
  • 1971–1972: Günter Wetzel
  • 1972–1976: Siegfried Mann
  • 1972–1978: Helmut Fingerhut
  • 1977–1980: Karl Schnell
  • 1978–1984: Joachim Hiehle
  • 1981–1982: Klaus Dieter Leister
  • 1982–1989: Lothar Rühl
  • 1984–1987: Günter Ermisch
  • 1984–1989: Manfred Timmermann
  • 1987–1992: Ludwig-Holger Pfahls
  • 1989–1991: Karl-Heinz Carl
  • 1991–2000: Peter Wichert
  • 1992–1996: Jörg Schönbohm
  • 1996–1998: Gunnar Simon
  • 1998–2002: Walther Stützle
  • 2000–2005: Klaus-Günther Biederbick
  • 2002–2007: Peter Eickenboom
  • 2005–2009: Peter Wichert
  • 2008–2013: Rüdiger Wolf
  • 2010–2011: Walther Otremba
  • 2011–2014: Stéphane Beemelmans
  • 2013–2021: Gerd Hoofe
  • 2014–2018: Katrin Suder
  • 2021–2023: Margaretha Sudhof
  • 2018–2025: Benedikt Zimmer
  • seit 2023: Nils Hilmer
  • seit 2025: Jens Plötner
  • seit 2025: Jan Stöß

Siehe auch

Ehemalige Ministerien

  • Preußisches Kriegsministerium
  • Bayerisches Kriegsministerium
  • Sächsisches Kriegsministerium
  • Württembergisches Kriegsministerium
  • Reichswehrministerium
  • Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR
  • Ministerium für Abrüstung und Verteidigung

Literatur

  • Zweiter Beratungsgegenstand: Führung und Organisation der Streitkräfte im demokratisch-parlamentarischen Staat. In: Die Kirchen unter dem Grundgesetz. Führung und Organisation der Streitkräfte im demokratisch-parlamentarischen Staat. Aussprache zu den Berichten in den Verhandlungen der Tagung der Deutschen Staatsrechtslehrer zu Frankfurt am Main vom 4. bis 7. Oktober 1967. Mit Beiträgen von Martin Heckel, Alexander Hollerbach, Georg-Christoph von Unruh und Helmut Quaritsch. Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer, 1968. De Gruyter, Reprint 2013, doi:10.1515/9783110876376.157, PDF zum Download.
  • Siegfried Mann: Das Bundesministerium der Verteidigung. Boldt, Bonn 1971, ISBN 3-87086-009-X.
  • Heinz Hoffmann (Bearbeiter): Die Bundesministerien 1949–1999. Bezeichnungen, amtliche Abkürzungen, Zuständigkeiten, Aufbauorganisation, Leitungspersonen (= Materialien aus dem Bundesarchiv. Heft 8). Wirtschaftsverlag NW GmbH, Bremerhaven 2003, ISBN 3-86509-075-3, S. 312–335 (596 S., einschließlich CD-ROM mit dem Buchinhalt).
  • Christoph Reifferscheid, Ulf Bednarz: The Federal Ministry of Defence. In: Ina Wiesner (Hrsg.) German Defence Politics (= Schriften der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation. Bd. 30). Nomos, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0824-6, S. 103–126.

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